Landkreis Rosenberg in Westpreußen
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Der preußisch-deutsche Landkreis Rosenberg in Westpreußen bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Bischofswerder, Deutsch Eylau, Freystadt, Riesenburg und Rosenberg sowie 77 weitere Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern und schließlich zwei Gutsbezirke (Forsten).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verwaltungsgeschichte
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. April 1818 der Kreis Rosenberg in Westpreußen im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Städte Bischofswerder, Deutsch Eylau, Freystadt, Riesenburg und Rosenberg. Das Landratsamt war in Rosenberg.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg Der Regierungsbezirk Marienwerder blieb dabei bestehen.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Rosenberg am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.
Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 und dem damit verbundenen Zerfall der Provinz Westpreußen wurde der Kreis einstweilig dem Oberpräsidenten in Königsberg unterstellt. Zur Vorbereitung der Volksabstimmung über die zukünftige Zugehörigkeit des Kreises wurde das Kreisgebiet wenig später der Interalliierten Kommission für Regierung und Volksabstimmung in Marienwerder unterstellt. Nach dem eindeutigen Ergebnis der Volksabstimmung am 1. Juli 1920 verblieb der Kreis bei Deutschland. Damit wurde am 16. August 1920 die Unterstellung des Kreises unter die Interalliierte Kommission für Regierung und Volksabstimmung in Marienwerder aufgehoben.
Nunmehr konnten endgültige Regelungen hinsichtlich der Reste der Provinz Westpreußen getroffen werden. Zum 1. Juli 1922 wurde der Kreis Rosenberg förmlich in die Provinz Ostpreußen eingegliedert. Der Regierungsbezirk Marienwerder wurde aus Traditionsgründen in Regierungsbezirk Westpreußen umbenannt. Der Sitz des Regierungspräsidenten blieb weiterhin in Marienwerder.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Rosenberg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Einzig die unbewohnten Forstgutsbezirke behielten ihre Selbstständigkeit, da sich in ihnen ein Gemeindeleben nicht entfalten konnte.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Rosenberg entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis. Zum 26. Oktober 1939 wurde der Landkreis Teil des neugebildeten Reichsgaus Westpreußen, später Danzig-Westpreußen. Der Regierungsbezirk führte jetzt wieder die frühere Bezeichnung Marienwerder.
Im Januar1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung.
[Bearbeiten] Kommunalverfassung
Die Landkreis Rosenberg i. Westpr. gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Bischofswerder, Deutsch Eylau, Freystadt i. Westpr., Riesenburg und Rosenberg i. Westpr., in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Alle Gemeinden mit Ausnahme der Städte waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Im folgenden eine Übersicht[1] nach Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:
Jahr | 1821 | 1831 | 1841 | 1852 | 1861 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 |
Einwohner | 28.058 | 31.335 | ? | 43.222 | 46.535 | 51.637 | ? | 49.001 | 52.001 | 54.550 |
Evangelische Katholiken Juden |
23.820 3.902 282 |
27.939 2.933 412 |
38.846 3.606 731 |
42.450 3.070 971 |
46.961 3.678 931 |
42.753 5.400 695 |
44.494 6.767 588 |
46.060 7.862 414 |
||
deutschsprachig zweisprachig polnischsprachig |
26.190 - 5.145 |
35.513 - 7.709 |
40.182 - 6.353 |
44.005 1.253 3.724 |
47.599 793 3.591 |
50.194 870 3.451 |
[Bearbeiten] Ortsnamen
Die Stadt Rosenberg i. Westpr. führte ab 23. Februar 1938 offiziell die Bezeichnung Kreisstadt.
Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im wesentlichen bis 1945 beibehalten. In einigen wenigen Fällen wurden sie als „nicht deutsch“ genug angesehen und erhielten eine lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:
- Borreck: Hochfelde (Westpr.),
- Pillichowo: Heinfriede,
- Sobiewolla: Eigenwill,
- Kalittken: Kalitten.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Prof. Dr. Emil von Behring, erster Preisträger des Nobelpreises für Medizin, geb. 15. März 1854 in Hansdorf, Kreis Rosenberg i. Westpr.,
- Reichspräsident und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, zuletzt ansässig auf Gut Neudeck und dort am 2. August 1934 gestorben.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.110
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.geschichte-on-demand.de/rosenberg_op.html
- Territoriale Entwicklung, Übersicht der Gemeinden und Amtsbezirke
- Kreisangehörige Gemeinden 1910 mit Einwohnerzahlen
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