Landkreis Schlochau
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der preußisch-deutsche Landkreis Schlochau bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Baldenburg, Hammerstein, Landeck i. Westpr., Preußisch Friedland und Schlochau, sowie 72 weitere Gemeinden und einen Gutsbezirk (Forst).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verwaltungsgeschichte
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. April 1818 der Kreis Schlochau im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Schlochau, wo sich das Landratsamt befand.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg. Der Regierungsbezirk Marienwerder blieb dabei bestehen.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Schlochau am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.
Am 20. November 1919 wurde der Kreis Schlochau der neuen Regierungsstelle in Schneidemühl (Verwaltungsbezirk Grenzmark Westpreußen-Posen) unterstellt. Zum 1. Dezember 1919 wurden vorläufig die Gutsbezirke Klein Jenznick, Mankau und Platendienst des Kreises Konitz in den Kreis Schlochau eingegliedert, das heißt die Teile (Exklave), die nach der Abtretung des Kreises Konitz an Polen beim Deutschen Reich verbleiben sollten.
Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 wurde der nordöstliche Teil des Kreises Schlochau an Polen abgetreten. Zum 11. Januar 1921 wurde der Verwaltungsbezirk „Grenzmark Westpreußen-Posen“ in „Grenzmark Posen-Westpreußen“ umbenannt. Am 1. Juli 1922 konnten endgültige Regelungen hinsichtlich der Reste der Provinz Westpreußen getroffen werden. Es wurde die neue preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen gebildet, in die der Kreis Schlochau eingegliedert wurde. Dieser trat am 1. August 1922 zum neuen Regierungsbezirk Schneidemühl.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Schlochau entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Am. 1. Oktober 1938 wurde der Kreis Schlochau nach der Auflösung der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen in die Provinz Pommern eingegliedert. Der Regierungsbezirk „Schneidemühl“ erhielt aus Traditionsgründen die Bezeichnung „Grenzmark Posen-Westpreußen“. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Schlochau entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach ein Teil Polens.
[Bearbeiten] Kommunalverfassung
Der Landkreis Schlochau gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Baldenburg, Hammerstein, Landeck i. Westpr., Preußisch Friedland und Schlochau, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigen Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Im folgenden eine Übersicht[1] mit offiziellen Angaben zu Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:
Jahr | 1821 | 1831 | 1841 | 1852 | 1861 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 |
Einwohner | 27.415 | 32.611 | ? | 48.413 | 54.821 | 60.383 | ? | 64.946 | 66.077 | 67.157 |
Evangelische Katholiken Juden |
15.284 11.191 940 |
18.477 13.067 1.067 |
27.418 19.508 1.458 |
31.100 21.957 1.656 |
33.873 24.789 1.618 |
34.888 28.549 1.462 |
35.071 29.935 1.040 |
34.212 32.180 694 |
||
deutschsprachig zweisprachig polnischsprachig |
27.371 - 5.240 |
42.021 - 6.392 |
54.821 - 7.130 |
56.224 - 8.717 |
56.452 194 9.425 |
56.648 582 9.906 |
[Bearbeiten] Ortsnamen
Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden bis 1945 beibehalten. In einem Fall wurden sie als „nicht deutsch“ genug angesehen und erhielten eine lautliche Angleichung:
- Groß Konarczyn: Kornlage.
[Bearbeiten] Verkehr
Der Kreis Schlochau wurde seit 1871 im Süden von der Preußischen Ostbahn Berlin – Königsberg durchzogen >115.0<. In den Jahren 1877/78 kamen dann die Staatsbahnstrecken Konitz – Schlochau - Neustettin mitten durch den Kreis und Rummelsburg – Neustettin ganz im Westen hinzu >111.j+u<.
Der Nordostteil erhielt erst 1902 die Verbindung Reinfeld – Schlochau >111.x<. Nachdem der Bahnknoten Konitz an Polen gefallen war, verband die Deutsche Reichsbahn im Jahre 1926 die Kreisstadt mit Firchau an der Ostbahn >111.j²<.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.111