Laodikeia am Lykos
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Laodikeia am Lykos (lateinisch: Laodicea ad Lycum, in deutscher Form Laodizea) ist eine antike Stadt in Phrygien, 6 km nördlich des heutigen Denizli (Türkei).
Die am Fluss Lykos gelegene Stadt war in der Antike bekannt als Finanzzentrum, durch ihre Textilherstellung und Ärzteausbildung, mit einem hohen Anteil jüdischer Bevölkerung (Flavius Josephus, Ant. XIV). Dass die Stadt sehr reich gewesen sein muss, bestätigt auch Tacitus in seinen Annalen (14, 27, 1). Er berichtet von einem schweren Erdbeben in den Tagen des Kaisers Nero (wahrscheinlich 60 n. Chr.), das die Stadt völlig zerstörte. Die Stadt wurde ohne Finanzhilfe aus Rom wieder aufgebaut.
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[Bearbeiten] Geschichte
Anstelle einer älteren Siedlung wurde Laodikeia von Antiochos II. zwischen 261 und 253 v. Chr. gegründet und nach seiner Frau Laodike benannt. In römischer Zeit war die Stadt Zentrum des conventus Cibyra der Provinz Asia, Anfang des 4. Jahrhunderts war Laodikeia Metropolis der Provinz Phrygia Pakatiane, in mittelbyzantinischer Zeit gehörte sie zum Thema Thrakesion.
[Bearbeiten] Laodikeia im Neuen Testament
Laodikeia wird im Neuen Testament im Kolosserbrief (2,1; 4,13.15.16) und in der Johannesapokalypse (1,11; 3,14) als Sitz einer christlichen Gemeinde erwähnt.
Kol 4,16 setzt einen Brief des Paulus - unbeschadet der Frage der paulinischen oder nachpaulinischen Herkunft des Briefes - an die Gemeinde in Laodikeia voraus. Dieser Nachricht verdankt wohl der sog. Laodicenerbrief seine Entstehung, der um die Mitte des 6. Jahrhunderts in einigen Handschriften der Itala und vor allem der Vulgata innerhalb des Corpus Paulinum begegnet. Der inhaltlich ebenso dürftige wie ersichtlich unselbständige Brief ist eine Kompilation verschiedener, auf paulinische Briefe zurückgehender Nachrichten, so Gal 2,4; Phil 2,2.12f.; 4,6.8 f.: Dank für den Christenstand der Leser, Warnung vor Eindringlingen, Hinweis auf die Gefangenschaft des Paulus und Mahnungen.
Die christliche Gemeinde in Laodicea ist die Empfängerin des siebten und letzten Sendschreibens der Johannesapokalypse (3,14-22) an die sieben Gemeinden. Die Gemeinde ist neben der in Sardes (3,1-6) die einzige, der das Sendschreiben kein Lob zukommen lässt. Ihre eigene Selbsteinschätzung, reich (an geistlichen Gaben) zu sein und keine Not zu haben, steht dabei in krassem Widerspruch zu dem Urteil Christi und dem darin enthaltenen Hinweis auf wesentliche Gebrechen: dürftig und elend zu sein, arm und blind und nackt (3,17). Sie bedarf somit des Rates (3,18), "geläutertes Gold" zu kaufen, "weiße Gewänder" und "Salbe" für die Augen. Diese Zusammenstellung (vgl. Hes 16, 8-13) stellt mgl. einen aktuellen Bezug zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt her. In der biblisch-symbolischen Sprache ist geläutertes Gold als Hinweis auf bestandene Anfechtungen zu lesen, die weißen Gewänder (vgl. Offb 3,4; 7,14) als Sinnbild der Treue, Reinheit und Vergebung, die Augensalbe als Überwindung der geistlichen Blindheit.
[Bearbeiten] Literatur
- Jean des Gagniers, Pierre Devambez, Lilly Kahil, Rene Ginouves: Laodicée du Lycos. Le nymphée. Campagnes 1961–1963. Presses de l'Univ. Laval, Québec 1969.
- Thomas Corsten: Die Inschriften von Laodikeia am Lykos. Band 1. Habelt, Bonn 1997. ISBN 3-7749-2716-2
- Gustavo Traversari (Hrsg.): Laodicea di Frigia. Vol. 1. Giorgio Bretschneider, Roma 2000. (Rivista di archeologia, Supplementi 24) ISBN 88-7689-164-1