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Lena Christ

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Büste von Lena Christ am Rathaus in Glonn
Büste von Lena Christ am Rathaus in Glonn

Lena Christ (* 30. Oktober 1881 in Glonn; † 30. Juni 1920 in München) war eine bayerische Heimatschriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Lena Christ wurde als außereheliches Kind der Köchin Magdalena Pichler geboren. Zur Vaterschaft bekannte sich der Schmiedgeselle und Geschäftsreisende Karl Christ aus Mönchsroth bei Dinkelsbühl. Lena wurde von der Stiefgroßmutter und Großtante Magdalena Pichler geb. Hauser aufgezogen. Später erinnert sie sich an diese Zeit als ihre glücklichste. In der Schule zeigte sie sich talentiert und aufgeweckt.

Als ihre Mutter Josef Isaak heiratete, holt sie das 7-jährige Mädchen nach München. In der elterlichen Gaststätte musste sie Schwerstarbeit leisten. Das Verhältnis zur Mutter war von einer Hassliebe und schweren Ausschreitungen geprägt. Sie wurde regelrecht ausgebeutet. Immer wieder suchte Lena deshalb bei ihrer Großmutter Zuflucht.

Nach Jahren harter Arbeit in der Gastwirtschaft entschloss sie sich, als Kandidatin ins Kloster nach Ursberg zu gehen, trat allerdings nach anderthalb Jahren wieder aus.

1901 heiratete sie als 20-jährige mit dem Buchhalter Anton Leix. Dieser fiel zunehmend wegen seiner Trunksucht und finanzieller Schwierigkeiten auf. Nach acht Jahren trennte sich Lena von ihm, verließ ihn mit ihren drei Kindern und geriet dadurch in große Not. Um Geld zu verdienen, nahm sie Schreibarbeiten an und lernte so den Schriftsteller Peter Jerusalem (später auch als Peter Benedix bekannt) kennen, den sie 1912 heiratete. Dieser brachte sie auf die Idee, ihre persönlichen Erlebnisse niederzuschreiben.

[Bearbeiten] Literarischer Erfolg

1912 erscheinen mit Hilfe von Ludwig Thoma ihre „Erinnerungen einer Überflüssigen“. Darin schildert sie in ungewöhnlich deutlichen Worten ihr Leben, das zerrüttete Verhältnis zu ihrer Mutter und die menschlichen und sexuellen Tragödien ihrer Ehe. Das Buch hat großen Erfolg auf dem Markt und erzielte gute Kritiken. Zu diesem Zeitpunkt bis 1914 lebte sie in der Villenkolonie Gern.

1913 verfasste sie das Buch „Lausdirndlgeschichten“, ebenfalls aus ihren Erinnerungen an ihre Mädchenzeit.

1914 erlebte die Familie den Kriegsausbruch in Lindach bei Glonn. Daraus entstand das Buch „Unsere Bayern anno 14“. Im selben Jahr vollendete sie ein weiteres Buch, das sie zu Ehren ihres Großvaters „Mathias Bichler“ nannte und darin den abenteuerlichen Lebenslauf eines kleinen Holzschnitzers schildert. Eine Fortsetzung dieses Buches erscheint als „Unsere Bayern anno 14/15“ im Kriegsjahr 1915.

Auch die Erzählung „Die Rumplhanni“ (1916) schrieb sie größtenteils in Lindach. In diesem Roman schildert sie den Versuch von Johanna Rumpl, Köchin von Öd (nahe Grafing, Oberbayern), ihre Selbstständigkeit zu erreichen.

1917 wurde ihr Ehemann, mittlerweile als Soldat eingezogen, in eine Garnison nach Landshut versetzt, wo auch sie zwei Jahre lebte. Lena Christ fühlte sich sehr wohl und schrieb während dieser Zeit viele Erzählungen, die 1919 unter dem Titel „Bauern“ erscheinen.

Im gleichen Jahr erschien auch „Madame Bäuerin“, ein heiteres Werk.

[Bearbeiten] Krankheit und Tod

Lena Christ erkrankte an Tuberkulose. Bei Lesungen im Lazarett lernte sie einen jungen Sänger kennen, verliebte sich in ihn und verließ ihren Mann gegen Kriegsende. Sie geriet in wirtschaftliche Not und durch das Fälschen von Bildern in Konflikt mit dem Gesetz.

Von einer Gefängnisstrafe bedroht, fuhr sie am 30. Juni 1920 mit der Straßenbahn zum Münchner Waldfriedhof. Dort traf sie ihren Exmann Peter Jerusalem, der ihr eine Dosis Zyankali überreichte. Lena Christ beging im Alter von 38 Jahren am Grab des Vaters ihres Geliebten Suizid.

[Bearbeiten] Bedeutung

Heute ist Lena Christ als bedeutende deutsche und bairische Autorin anerkannt. Mit Erinnerungen einer Überflüssigen, Die Rumplhanni und Matthias Bichler schuf sie drei bleibende Werke. Beeindruckend ist unter anderem die Verarbeitung ihrer eigenen Beobachtungen und Erlebnisse in ihren Büchern, die einen tiefen Einblick in das ärmliche Leben der Arbeiterklasse, der Dienstboten und der Landbevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts geben.

Die Chronistin Maria Sedlmaier schreibt über Lena Christ:

Ihre Bücher sind voller Vaterlandsliebe, den Stoff entnahm sie aus ihrer Heimat, sie war eine überaus volkstümliche Schriftstellerin, verstand es meisterhaft zu fabulieren, kurz im Dialog packend, spannend, voll Humor und Witz, jedoch zuweilen etwas derb.

[Bearbeiten] Gedenken

  • An ihrem Geburtshaus in Glonn wurde 1921 von Freunden eine Gedenktafel angebracht. Für den Neubau wurde eine neue Gedenktafel von Prof. Georgie geschaffen.
  • Zu ihren Ehren wurde die Straße in Glonn, in der sie geboren wurde und aufwuchs, „Lena-Christ-Straße“ benannt. Ihr Geburtshaus bzw. der an gleicher Stelle entstandene Neubau bekam die Hausnummer 10.
  • Eine Tafel an ihrem ehemaligen Wohnhaus in München (Sandstr. 45) erinnert ebenfalls an sie.
  • Das Haus, in dem sie in Landshut (Maximilianstr. 8) zwei Jahre lang wohnte, wurde „Lena-Christ-Haus“ genannt, eine Gedenktafel erinnert an die Schriftstellerin.
  • Der ehemalige Gasthof Neuwirt in Glonn, unmittelbar gegenüber ihrem Geburtshaus, richtete ein Lena-Christ-Stüberl ein, das in einem Nebenraum ein paar Andenken an die Schriftstellerin enthielt.
  • Das Heimatmuseum in Glonn (Klosterweg 7) besitzt weitere Andenken und Bücher der Autorin.
  • Am Rathaus in Glonn steht eine Büste im Gedenken an die berühmte Glonner Tochter.
  • Die Realschule in Markt Schwaben (wie ihr Geburtsort Glonn ebenfalls im Landkreis Ebersberg gelegen), führt ihren Namen als „Lena-Christ-Realschule Markt Schwaben“ ([1]).
  • Nach Beschluss des Bayerischen Ministerrates im Jahr 1997 wurde am 3. April 2000 eine von dem Bildhauer Martin Kargruber geschaffene Büste der Lena Christ in der Ruhmeshalle an der Theresienwiese in München aufgestellt.

[Bearbeiten] Zitate

  • „a Haus und a Kuah und a Millisupperl in der Fruah“ (Lebensziel der Rumplhanni)
  • „Hier sitzt der Reiche bei dem Armen, der Hohe neben dem Niederen; und alle Standesunterschiede verschwinden bei der beschaulichen Ruhe, die über allem liegt und jeden überkommt, der da zufrieden seinen Rettich oder Käs verzehrt und dazu sein Häflein trinkt.“ (Übern Biergarten, Die Rumplhanni)

[Bearbeiten] Werke

  • Gesammelte Werke. List-Verlag, 1997 ISBN 3-471-77244-8
  • Erinnerungen einer Überflüssigen. Albert Langen, München 1912
  • Lausdirndlgeschichten. Martin Mörikes Verlag, 1913
  • Mathias Bichler Albert Langen, München 1914
  • Unsere Bayern anno 14. Erster Teil. Albert Langen, München 1914
  • Unsere Bayern anno 14/15. Zweiter Teil. Albert Langen, München 1915
  • Unsere Bayern anno 14/15. Dritter Teil. Albert Langen, München 1915
  • Die Rumplhanni Albert Langen, München 1916
  • Bauern Bayerische Geschichten. Paul List Verlag, Leipzig 1919
  • Madame Bäurin. Paul List Verlag, Leipzig 1920
  • Liebesgeschichten. Buch u. Media, 2004, ISBN 3-865-20067-2

[Bearbeiten] Verfilmungen

[Bearbeiten] Literatur

  • Ghemela Adler: Heimatsuche und Identität. Das Werk der bairischen Schriftstellerin Lena Christ. Frankfurt am Main: Lang 1991. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1261) ISBN 3-631-42869-3
  • Günter Goepfert: Das Schicksal der Lena Christ., Überarb. und erw. Ausg., Rosenheimer Verlag: Rosenheim 2004. ISBN 3-475-53520-3
  • Herta-Elisabeth Renk,: Die Überflüssige und ihre Heimat – zu Leben und Werk der Lena Christ. In: Handbuch der Literatur in Bayern. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart, hrsg. v. Albrecht Weber. Regensburg: Pustet 1987. S. 373-385.
  • Asta Scheib: In den Gärten des Herzens. Die Leidenschaft der Lena Christ. Hoffmann u. Campe: Hamburg 2002. ISBN 3-455-06495-7
  • Maria Sedlmair (Hrsg.): Glonn - meine Heimat., 1. Auflage 1991, Selbstverlag, Ismaning
  • Johann-B. Niedermair: Glonn und Umgebung in Vergangenheit und Gegenwart. München 1939
  • Hans Obermair: Lena Christ und Glonn -Herkunft und Wurzeln. Herausgeber Kulturverein Glonn 2006, zu beziehen über Marktgemeinde Glonn

[Bearbeiten] Weblinks

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