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Lucius Cornelius Sulla Felix

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem römischen Staatsmann Lucius Cornelius Sulla Felix, für weitere Bedeutungen siehe Sulla (Begriffsklärung).
Bildnis eines Unbekannten, mit Sulla identifiziert, Münchner Glyptothek (Inv. 309)
Bildnis eines Unbekannten, mit Sulla identifiziert, Münchner Glyptothek (Inv. 309)

Lucius Cornelius Sulla Felix (* um 138/134 v. Chr.; † 78 v. Chr.; manchmal auch Sylla geschrieben) war ein römischer Politiker und Feldherr, der als Diktator die Republik nach seinen Vorstellungen wiederherstellen wollte, durch seine Handlungen aber noch zum Zerfall des Staates beitrug. Er war Anführer der Optimaten während des römischen Bürgerkrieges (88-82 v. Chr.).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Karriere

[Bearbeiten] Leben bis zur Aufnahme der Ämterlaufbahn

Sulla stammte aus der einflussreichen patrizischen Familie der Cornelier, innerhalb dieser jedoch aus einem Zweig, der (für patrizische Verhältnisse) recht verarmt war und kaum bedeutende Persönlichkeiten hervorbrachte. Er soll in einfachen Verhältnissen aufgewachsen sein, aber dennoch eine gute Schulbildung, vermutlich im Hause der befreundeten Scipionen, genossen haben.

Nachdem sein Vater und seine Mutter früh verstorben waren lebte Sulla bereits als junger Mann alleine. Das Erbe seines Vaters sicherte zwar wahrscheinlich seinen Lebensunterhalt, dennoch kann man aus den Quellen schließen, die unter anderem davon berichten, dass Sulla in einem Mietshaus als Nachbar freigelassener Sklaven lebte, dass sein Lebensstandard für einen hohen römischen Aristokraten sehr gering war. Auch führte Sulla in dieser Zeit wohl einen recht zweifelhaften Lebenswandel und suchte, obwohl er verheiratet war und damit gegen die mos maiorum, die römischen Sitten- und Wertvorstellungen verstieß, Kontakt mit Schauspielern, fahrendem Volk und Prostituierten. Es wird vermutet, dass in dieser Zeit auch seine Abneigung gegen die populare Partei entstand, da er Augenzeuge der Aufstände und demagogischen Agitationsversuche unter den Gracchen wurde.

Im Alter von 31 Jahren schließlich wurde es Sulla durch das Erbe der Hetäre Nikopolis und seiner Stiefmutter, die ihn beide als Erben eingesetzt hatten, möglich, die Ämterlaufbahn (den cursus honorum) aufzunehmen. Da er jedoch nicht auf ruhmreiche Vorfahren verweisen konnte und sein bisheriger Lebenswandel starken Anstoß erregt hatte, musste Sulla einen sehr aufwendigen und intensiven Wahlkampf führen, um die Quästur, um die er sich beworben hatte, zu erreichen.

[Bearbeiten] Sullas Laufbahn bis zum ersten Konsulat

Als Quästor wurde er unter Gaius Marius, mit dem er aber zeitlebens rivalisierte, im Krieg gegen Jugurtha eingesetzt und erwarb sich erste Meriten, weil er durch geschickte Verhandlungen die Auslieferung des numidischen Königs erreichte. Dieser Erfolg wurde von Sulla propagandistisch sehr ausgeschlachtet – auch auf Kosten des Marius. Es liegt also nahe, zu vermuten, dass hierin einer der Gründe für die lebenslange Feindschaft dieser Männer lag. Im privaten Bereich mag das zutreffen, betrachtet man aber die politische Entwicklung im 2./1. Jahrhundert v. Chr. so wird klar, dass die politischen Konflikte zwischen diesen beiden herausragenden Vertretern der Optimaten bzw. Popularen wesentlich tiefer lagen und wahrscheinlich die eigentliche Ursache für diesen Konflikt legten.

Auch im Krieg gegen die Kimbern und Teutonen diente Sulla als Offizier unter Marius. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. war er Statthalter im Osten und führte als erster Römer Verhandlungen mit den Parthern. Auch traf er hier ein erstes Mal mit seinem späteren Feind, einem der großem Gegner der Römer im 1. Jahrhundert v. Chr. zusammen, dem König Mithridates VI. von Pontos. Dieser war unter anderem durch den sogenannten „Blutbefehl von Ephesos“ zu einer Art „Schreckgespenst“ für den römischen Staat geworden. Möglicherweise entwickelte Sulla in seiner Zeit als Statthalter erste Ideen einer Verbesserung der Reichsverwaltung, die er als Diktator später umsetzte sollte.

Im Bundesgenossenkrieg, in dem er als Legat gegen die Samniten kämpfte, zeichnete sich Sulla erneut als guter Feldherr und hervorragender Stratege aus. Seine Soldaten verliehen ihm als Auszeichnung eine gräserne Krone (corona graminea) Sulla wurde 89 v. Chr. für das kommende Jahr zum Konsul gewählt.

[Bearbeiten] Marsch auf Rom

Noch bevor er den ihm vom Senat übertragenen Krieg gegen den König Mithridates von Pontus beginnen konnte, setzte der Volkstribun Publius Sulpicius Rufus in der Volksversammlung durch, dass das Oberkommando an Sullas Feind, den greisen Marius, übertragen wurde. Daraufhin zog Sulla mit seinem Heer in die Stadt Rom ein: Seine Soldaten hatte er zu diesem bis dahin unerhörten Schritt mit dem Hinweis bewegen können, Marius würde sich andere Soldaten suchen, denen dann Ruhm, Beute und die anschließende Versorgung mit Land zufallen würde. Die Legionäre sahen sich daher in einem Klientelverhältnis zu Sulla und folgten ihm bedingungslos, während die Offiziere die Teilnahme verweigerten.

Sulla verjagte seine politischen Gegner und machte den Beschluss der Volksversammlung rückgängig, konnte aber nicht verhindern, dass sie nach seinem Abmarsch wieder die Macht in Rom übernahmen. Mit seinem Heer eroberte er zunächst Griechenland zurück (Erstürmung von Athen 86 v. Chr.), schloss mit Mithridates dann aber schon 85 v. Chr den Frieden von Dardanos, um nach Rom zurückkehren zu können.

[Bearbeiten] Bürgerkrieg

Sulla
Sulla

Nach seiner Landung in Italien 83 v. Chr. setzte sich Sulla in erbitterten Kämpfen gegen seine Gegner durch, zu denen auch die letzten aufständischen Italiker gehörten. Nach dem Sieg im Bürgerkrieg erklärte Sulla tausende Römer durch Proskriptionen für vogelfrei ; viele seiner Anhänger (z.B. Crassus oder Chrysogonus) bereicherten sich schamlos.

[Bearbeiten] Diktatur und Ende

Sulla wurde 82 v. Chr. zum Diktator für „Gesetzgebung und Wiederherstellung des Staates” ernannt. Im Gegensatz zu früheren Diktatoren übte er dieses Notstandsamt ohne zeitliche Befristung aus. Er reformierte die Verfassung grundlegend, um die Rolle des auf 600 Mitglieder erweiterten Senats zu stärken, während die Bedeutung des Volkstribunats stark eingeschränkt wurde. Auch die Besetzung von Gerichtshöfen und die Provinzverwaltung regelte Sulla im konservativen Sinne (siehe Leges Corneliae). Er setzte außerdem zum ersten Mal ständige Gerichte zur schnellen Aburteilung von Schwerverbrechern, sogenannte quaestiones perpetuae, ein. Um seine diktatorische Herrschaft zu festigen, schaltete er seine Gegner rigoros durch Proskriptionen aus, außerdem stärkte er seine eigene Anhängerschaft, indem er seinen etwa 120 000 Veteranen großzügige Landzuteilungen zukommen ließ.

79 v. Chr. legte Sulla schließlich die Diktatur nieder und zog sich auf sein Landgut bei Puteoli (das heutige Pozzuoli) in Kampanien zurück, wo er im darauffolgenden Jahr an einer quälenden Krankheit starb. Sein Ziel, den Staat zu stabilisieren, insbesondere die führende Rolle des Senats wiederherzustellen, hatte er nicht erreicht und den Ausbruch neuer Unruhen und Bürgerkriege nicht verhindert, da er mit der (teils politischen, teils physischen) Ausschaltung der Popularen die eine Ursache der Krise der Republik beseitigt hatte, die andere aber beibehielt: Die Heeresclientel, mit der er selbst zweimal zur Macht gelangt war. Sullas Maßnahmen wurden daher bereits im Jahre 70 unter dem Konsulat von Pompeius wieder aufgehoben, der sich in den Kriegen gegen Sertorius und Spartacus eine große Heeresclientel geschaffen hatte.

Lange vor seinem Tod hatte er vorgesorgt, daß man folgende Inschrift an seinem Grab anbringen ließ: „Kein Freund hat ihm so viel Gutes und kein Feind so viel Böses getan, daß er sie nicht beide in beidem weit übertroffen hätte.“

[Bearbeiten] Wertung

Das historische Urteil über Sulla ist erwartungsgemäß sehr geteilt. Oft wurde er, nicht nur wegen der Proskriptionen, sondern auch wegen des letztendlichen Scheiterns seiner Reformversuche, sehr negativ beurteilt. Positiver dagegen etwa Theodor Mommsen in seiner Römischen Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts:

Die Nachwelt hat weder Sulla selbst noch sein Reorganisationswerk richtig zu würdigen verstanden, wie sie denn unbillig zu sein pflegt gegen die Persönlichkeiten, die dem Strom der Zeiten sich entgegenstemmen. In der Tat ist Sulla eine von den wunderbarsten, man darf vielleicht sagen eine einzige Erscheinung in der Geschichte.

In der Kunst wurde er bisweilen idealisiert, so auch in Mozarts Oper "Lucio Silla", wo in aufklärerischer Absicht den Regenten ein Idealfigur gezeigt werden sollte, die auch gegen seine Verschwörer Gnade walten lasse, nachdem deren Grausamkeit letztlich in Liebe umschlage: "Jener verruchte Silla, der hochmütige Tyrann, den alle hassen, will, dass Cecilio leben soll"; schließlich habe er aus Edelmut der Republik Platz gemacht.

[Bearbeiten] Literatur

Belletristische Darstellungen

  • Hans Heyck: Der Glückliche. Roman einer Diktatur, Leipzig 1944.
  • Peter Green: Der Purpur der Macht, Stuttgart 1960.
  • Jutta Deegener: Sulla. Roman über die Spätzeit der Römischen Republik, München 1998.
  • Colleen McCullough: Die Macht und die Liebe, München 1996.
  • Colleen McCullough: Eine Krone aus Gras, München 1998.
  • Lucio Silla, Opera seria v. W. A. Mozart, Libretto v. Giovanni di Gamerra

[Bearbeiten] Weblinks

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