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Luftangriff auf Pforzheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Luftangriff auf Pforzheim war nach den Luftangriffen auf Hamburg und Dresden der stärkste Luftangriff im 2. Weltkrieg auf eine deutsche Stadt. Er forderte die prozentual zur Gesamtbevölkerung der Stadt die höchsten Opferzahl die im alliierten Luftkrieg gegen deutschen Städte je erreicht wurde, nämlich 31,4 % der Gesamtbevölkerung.

Am 23. Februar 1945 wurde Pforzheim bei einem Angriff 379 britischer Bomber fast völlig zerstört. Innerhalb von 22 Minuten fanden bis zu 17.600 Menschen den Tod. [1] Die Bomber und der Feuersturm, der sich in der engbebauten Altstadt entwickelte, töteten damit 31,4 Prozent der Bevölkerung der Stadt. Nach Hamburg und Dresden war dies der Angriff mit den meisten Opfern. 98 Prozent des Stadtgebiets wurden zerstört. Pforzheim gehört damit zu den am stärksten zerstörten Städten. Insgesamt war dieser Angriff der konzentrierteste und erfolgreichste der Alliierten im Krieg. Möglicherweise war die verwinkelte, malerische Fachwerkaltstadt, ausgewählt unter der Prämisse der Brennbarkeit im Rahmen der Moral-Bombing-Strategie, der eigentliche Grund für den Angriff, da die feinmechanische Industrie, mittlerweile weitgehend auf die Produktion von Zündern umgestellt, ausgelagert worden war. Nach dem Krieg wurde Pforzheim rasch wieder aufgebaut. Das heutige Stadtbild ist durch den Stil der 1950er Jahre geprägt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Ähnlich wie Dresden wurde Pforzheim von den alliierten Luftverbänden erst spät ins Visier genommen. Die ersten Angriffe erfolgten von US-amerikanischen Bombern am 1. April 1944. Dabei fanden 95 Menschen den Tod. Die Schäden waren vergleichsweise gering. Weitere Angriffe folgten. Größere Angriffe waren dabei die Angriffe vom Heilig Abend 1944 und vom 21. Januar 1945.

Im November 1944 wurde Pforzheim erstmals auf einer Zielliste der Alliierten geführt. Allerdings wurde Pforzheim dort auf einer fünfstufigen Prioritätenliste die niedrigste Priorität zugeordnet. Jedoch wurde die Stadt als für ein Bombenangriff sehr geeignet bezeichnet, da die Transportanlagen durch eine enge, großflächige und deshalb gut brennbare Altstadt verliefen. Der Bahnhof und die Straßen Pforzheims wurden zur Truppenverlegung und -verschiebung genutzt.

In einem Bericht für das Bomber Command der Royal Air Force (RAF) vom 28. Juni 1944 ist zu lesen, dass Pforzheim „one of the centres of the German jewellery and watch-making trades and is therefore likely to have become of considerable importance in the production of precision instruments“ war. Pforzheim war berühmt für seine feinmechanische Schmuckindustrie, die während des Krieges zeitweise auf die Produktion von Zündern und Munition umgestellt worden war. Dabei waren die vielen kleinen Produktionsstätten ziemlich gleichmäßig über die Stadt verteilt. In der 2. Ausgabe des „Bomber’s Baedeker“, dem „Guide of Importance of German Towns and Cities“, vom August 1944 ist zu lesen: „almost every house in this city is a small workshop“. (Beinahe jedes Haus in dieser Stadt ist eine kleine Werkstatt). Weiter ist im „Bomber’s Baedeker“ zu lesen, gab es größere Fabriken im Süden bzw. eine im Norden der Stadt. Im Einsatzbefehl des Bomber Command ist als Absicht des Angriffs zu lesen, „to destroy built up area and associated industries and rail facilities“. Es gab wohl kriegsrelevante, jedoch keine kriegsentscheidenden Ziele in Pforzheim. Dem Oberkommandierenden Arthur T. Harris war durchaus bewusst, dass neben den militärischen Zielen viele zivile Ziele getroffen werden.

[Bearbeiten] Der Angriff

Am 23. Februar um 19.45 Uhr gaben die Sirenen den Alarm „Akute Luftgefahr“. Fünf Minuten später überflogen vom Westen her die ersten Flugzeuge der Royal Air Force (RAF) die Stadt. Insgesamt 368 Bomber, unter dem Kommando von Major Edwin Swales, überflogen innerhalb der nächsten 22 Minuten die Stadt und luden dabei Bomben mit dem Gesamtgewicht von 1.575 Tonnen ab. Die ersten Flugzeuge setzten in der Dunkelheit Leuchtkörper aus, um das Zielgebiet zu markieren. Dabei drängte heftiger Nordwestwind die Leuchtkörper etwas ab, so dass ein Teil der Ladung in unbewohntes Gebiet im Südosten (Hagenschieß) niederging und der nordwestlichste Teil der Stadt verschont blieb. In der Innenstadt mit ihren engen Straßen und Gassen wirkt sich das Gemisch aus Spreng- und Brandbomben, Brandkanistern und Luftminen katastrophal aus. Große Flächenbrände vereinigten sich schnell zu einem gewaltigen Feuersturm.

Die Wasserversorung fiel aus. Auf einer Länge von drei Kilometern und einer Breite von eineinhalb Kilometern brannten sämtliche Gebäude aus. Viele Menschen versuchten sich durch einen Sprung in die Flüsse Nagold und Enz zu retten und ertranken dabei.

[Bearbeiten] Nach dem Angriff

Der Auswertungsbericht K.3838 der RAF vom 12. März 1945 fasst zusammen: „The attack on the night of 23/24 FEB 1944 [Datumsfehler im Original] has reduced the buildings in the greater part of the town to hollow shells or heaps of rubble. Most of the identifiable factories, including seven of priority 3 rating, have been destroyed or severely damaged.

Zwei Drittel der Gesamtfläche der Stadt sind zerstört. In der Innenstadt sind 80 bis 100 Prozent der Fläche zerstört. Waren im Innenstadtbereich „Marktplatz“ 1939 noch 4112 Anwohner registriert, lebt hier nach dem Februar 1945 auf Jahre hin niemand mehr.

Zerstört sind Wohn- und Fabrikgebäude, Kirchen, Schulen, Krankenhäuser, Bäder, andere Einrichtungen und auch viele Zeugnisse der Vergangenheit.

Bei dem Angriff sterben rund 17.600 Menschen. Eine Volkszählung von 1939 hatte eine Einwohnerzahl von 79.000 ergeben. Damit sterben etwa 20 Prozent der Einwohner bei diesem Angriff. Jedoch hielten sich zur Zeit des Angriffs auch Flüchtlinge, Soldaten und Zwangsarbeiter in Pforzheim auf, was eine genaue Zählung der Opfer erschwerte. In einer Aufstellung des Arbeitsamts von 1942 liest man von 2980 Ausländern in Pforzheim. Die genaue Zahl der getöteten Zwangsarbeiter aus dem Ausland lässt sich nicht mehr feststellen.

[Bearbeiten] Wiederaufbau

Statt Restaurierung stand der Abriss und komplette Neuaufbau. Die Straßen wurden deutlich breiter angelegt. Der Stadt ist ihre 2000 Jahre alte Geschichte kaum mehr anzusehen. Sie verlor stark an Bedeutung. Der Schutt der Stadt wurde auf einen Berg zusammengetragen. Der Berg überragt heute Pforzheim weithin als sichtbares Mahnmal. Der Berg wird heute von den Pforzheimern als Monte Scherbelino bezeichnet.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Pforzheim – 23. Februar 1945 von Christian Groh (Stadtarchiv Pforzheim)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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