Lysistrata
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lysistrata, deutsch in etwa Die Heeresauflöserin, gehört zu den bekanntesten Komödien des griechischen Dichters Aristophanes. Sie wurde von ihm im Frühjahr 411 v. Chr. - im zwanzigsten Jahr des Peloponnesischen Krieges - bei den Lenäen zur Aufführung gebracht. Im selben Jahr entmachteten in Athen Aristokraten durch einen Putsch die radikaldemokratische Regierung. Lysistrata ist das dritte der pazifistischen Stücke des Aristophanes, die den Krieg zum Thema haben.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhalt
Das Stück thematisiert den Kampf einiger Frauen gegen die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden. Getragen von dieser Erkenntnis verschwören sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zu erzwingen. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin Lysistrata die Akropolis und verweigern sich fortan sexuell gegenüber ihren Gatten. In Sparta wird durch Lampito ähnliches veranlasst. Nach einigen Verwicklungen und Rückschritten - mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren, selbige zu erstürmen - führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg.
[Bearbeiten] Auszug aus der Übersetzung von Ludwig Seeger (4. Szene)
Kinesias: Wie kannst du so mirs machen, Böse? Folgst den Weibern da, und marterst mich, und quälst dich selber mit? (Greift nach ihr)
Myrrhine: Die Hand weg! Laß mir Ruh'!
Kinesias: Du ziehst die Hand ab, und zuschanden geht daheim mein Gut und deines!
Myrrhine: Schiert mich wenig!
Kinesias: So? Dir ists gleich, wenn deine Weberei herab die Hühner zerren?
Myrrhine: Mir ists gleich!
Kinesias: Wie lange schon hast du Aphrodites Nachtfest nicht mitgemacht? — Sag, kommst du nicht mit heim?
Myrrhine: Niemals, bei Zeus, wenn ihr den Krieg nicht endigt und Frieden macht!
[Bearbeiten] Bedeutung
Die Komödie muss als Protest nach Jahren des Krieges und überhaupt gegen den Krieg verstanden werden. Sie und ihre Idee eines besonderen "weiblichen Pazifismus" wurden später immer wieder aufgegriffen. 1976 wurde das Werk filmisch von Ludo Mich umgesetzt, alle Darsteller traten dabei nackt auf.
[Bearbeiten] Nachwirkung
„Lysistrata“ heißt auch eine Operette von Paul Lincke, aus der insbesondere das „Glühwürmchen-Idyll“ von bleibender Bekanntheit ist. Ein 1918 vom deutschen Astronomen Max Wolf entdeckter Asteroid wurde nach der Titelfigur Lysistrata getauft. Der Autor Hans Kasper griff Anfang der 1960er-Jahre das Lysistrata-Motiv für sein preisgekröntes Hörspiel Geh David helfen (hr/BR 1962) auf.
1987 wurde "Lysistrata" durch den Comickünstler Ralf König in Form eines gleichnamigen Comics neu interpretiert. Hierbei diente die Vorlage als Basis für eine mit Anachronismen gespickte, gutmütig-satirische Persiflage auf Geschlechterrollen und Sexualität, Krieg und Pazifismus sowie nicht zuletzt auch auf das Theater und die griechische Komödie per se. Wie bei Ralf König zu erwarten, ist das Thema Homosexualität dabei Hauptaugenmerk der Handlung und Grundlage für den Humor der Adaption.
Wikisource: Lysistrata – Quellentexte |