Max Barthel
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Max Barthel (* 17. November 1893 in Dresden-Loschwitz; † 28. Juni 1975 in Waldbröl) gehörte zusammen mit Heinrich Lersch und Karl Bröger im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu den bekanntesten Arbeiterdichtern und trat in seinen späteren Jahren insbesondere als Autor von Chortexten hervor.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Max Barthel wurde als Sohn eines Maurers geboren. Als ungelernter Fabrikarbeiter war er Mitglied der sozialistischen Jugendbewegung, ging auf Wanderschaft durch Europa und wurde im Ersten Weltkrieg Soldat.
[Bearbeiten] Kommunist und Sozialdemokrat
Politisch stand Max Barthel zunächst dem Kommunismus nahe, war Mitglied des Spartakusbundes, nahm am Spartakusaufstand in Stuttgart teil und trat 1919 der KPD bei.
In dieser Zeit veröffentlichte er flammende Revolutionsgedichte. Die Gedichte in dem Buch Arbeiterseele (1920) thematisierten in sozialrevolutionärer Emphase Fabrik, Landstraße, Wanderschaft, Krieg und Revolution. Bald gab er auch die Illustrierte Sichel und Hammer der Internationalen Arbeiterhilfe heraus. Zwei längere Aufenthalte in der jungen Sowjetunion sowie die dort gesammelten Eindrücke und Erfahrungen führten jedoch dazu, dass er sich aus Enttäuschung vom Kommunismus lossagte. 1923 trat Max Barthel der SPD bei. Von seinen früheren kommunistischen Weggefährten wurde er seither als Verräter verfemt und diskreditiert.
In erster Ehe war Max Barthel mit der Kommunistin Luise Kaetzler verheiratet. Aus dieser Ehe stammt sein Sohn Thomas Barthel, der in späteren Jahren den Grundstein für die Entzifferung der Schrift der Osterinsel gelegt hat. Luise Barthel geb. Kaetzler verließ 1923 Max Barthel und ging ein Verhältnis mit dem kommunistischen Publizisten Alexander Abusch ein, dem späteren Kulturminister der DDR.
[Bearbeiten] Verhältnis zum Nationalsozialismus
1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, näherte er sich zunächst den neuen Machthabern an, unter anderem in einem damals vielbeachteten Aufruf an seine Schriftstellerkollegen, die neue politische Ordnung als Chance für Deutschland anzuerkennen und sich "einzureihen" statt ins Exil zu gehen. In dem Roman "Das unsterbliche Volk" (1933) zeichnete er den Weg eines Arbeiters vom Kommunismus zum Nationalsozialismus nach. Zugleich wurde er Lektor/Schriftleiter in der von den Nationalsozialisten gleichgeschalteten Büchergilde Gutenberg. Obwohl Max Barthel anfänglich die Machtübernahme der Nationalsozialisten begrüßte, ist er der NSDAP nicht beigetreten. 1934 wurde ihm seitens der neuen Leitung der Büchergilde die Lektorentätigkeit gekündigt. Max Barthel kehrte aus Berlin nach Dresden zurück und unterließ weitere politische Äußerungen, er wählte die innere Emigration. Bis 1945 arbeitete er als Journalist, veröffentlichte mehrere Kolportageromane und Chordichtungen und war u.a. als Kriegsberichterstatter tätig.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach Kriegsende war Max Barthel in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR eine "Persona non grata" – sowohl durch seine frühere Abkehr vom Sowjetkommunismus als auch durch seine vorübergehende Hinwendung zum Nationalsozialismus, zuletzt auch durch privaten Kontakte mit nun führenden Kommunisten wie Alexander Abusch.
1948 entging er der drohenden Verhaftung durch die sowjetische Besatzungsmacht und der sich abzeichnenden Zwangsverpflichtung zur Arbeit im Uranbergbau nur knapp durch Flucht in die damalige französische Besatzungszone. Mehrere seiner Bücher waren in der SBZ bzw. späteren DDR verboten: 9 seiner Publikationen wurden in der dortigen Liste der auszusondernden Literatur angeführt.
Max Barthel lebte nach seiner Flucht von 1948 bis 1969 in Bad Breisig im Rheinland. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er im Hause seiner Tochter in Litterscheid, einem kleinen Dorf im Bergischen Land.
Max Barthel starb in Waldbröl im Alter von 81 Jahren am 28. Juni 1975.
[Bearbeiten] Künstlerisches Schaffen
Die Kriegserfahrungen waren Auslöser für sein lyrisches Schaffen. 1916 erschien sein erster Gedichtband Verse aus den Argonnen. Diese Gedichte trafen damals den Nerv einer ganzen Generation und machten ihn schlagartig bekannt. Der spätere Bundespräsident Theodor Heuss pries damals Barthels "eigenwüchsige und herbe Sprachkraft, so fern von dem abgegriffenen Wortschatz der Massenlyriker". Barthel zählte zu den Dichtern, die "auf den Landstraßen sich ihr Reifezeugnis holten und deren Universitäten die Werkstätten waren", wie es sein Freund Heinrich Lersch einmal formulierte.
Das literarische Schaffen Max Barthels nach 1945 war unpolitisch. Insbesondere machte er sich einen Namen als Autor von Chortexten sowie von Kinderlyrik. 1950 veröffentlichte er den autobiographischen Roman Kein Bedarf an Weltgeschichte, in dem er seine eigene Verführbarkeit durch linke wie rechte Ideologien mit totalitärem Allmachtsanspruch und die in der Folge existenzielle Enttäuschung und Zerrissenheit thematisierte.
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Lyrik
- Verse aus den Argonnen, 1916
- Freiheit! Neue Gedichte aus dem Kriege, 1917
- Revolutionäre Gedichte, 1919
- Utopia, Gedichte, 1920
- Die Faust, Dichtung, 1920
- Lasset uns die Welt gewinnen, 1920
- Arbeiterseele. Verse von Fabrik, Landstraße, Wanderschaft, Krieg und Revolution, 1920
- Das Herz in erhobener Faust, Balladen aus dem Gefängnis, 1920
- Überfluß des Herzens, Gedichte, 1924
- Botschaft und Befehl, Gedichte, 1926
- Argonner Wald, Balladen und Gedichte, 1938
- Danksagung, Gedichte, 1938
- Hutzlibum. Kindliche Verse, 1943
- Die Lachparade, Sinn- und Unsinngedichte, 1943
- Ins Feld ziehn die Soldaten. Neue Soldatenlieder und Gedichte, 1943
- Roter Mohn, 1964
- Es kommt der Star in jedem Jahr, 1970
[Bearbeiten] Romane, Erzählungen, Reiseberichte
- Die Reise nach Russland, 1921
- Vom roten Moskau bis zum Schwarzen Meer, 1921
- Der rote Ural, 1921
- Das vergitterte Land, Novellen, 1922
- Der eiserne Mann, Tragisches Lustspiel, 1924
- Die Knochenmühle, Erzählung, 1924
- Der Platz der Volksrache, Erzählungen, 1924
- Der Weg ins Freie, Erzählung, 1924
- Das Spiel mit der Puppe, Roman, 1925
- Deutschland. Lichtbilder und Schattenrisse einer Reise, 1926
- Die Mühle zum Toten Mann, Erzählung, 1927
- Der Mensch am Kreuz, Roman, 1927
- Der Putsch, 1927
- Erde unter den Füßen. Eine neue Deutschlandreise, 1929
- Aufstieg der Begabten, Roman, 1929
- Das Blockhaus an der Wolga, Roman, 1930
- Die Verschwörung in der Heide, 1930
- Der große Fischzug. Ein Erlebnisroman aus Sowjet-Russland, 1931
- Wettrennen nach dem Glück, Erzählungen, 1931
- Das Gesicht der Medusa, Roman, 1931
- Das unsterbliche Volk, Roman, 1933
- Das goldene Panzerhemd, Erzählung, 1934
- Im Land der sieben Krater, Roman, 1937
- Der Bund der Drei - ein Hund ist auch dabei. Eine lustige Abenteuer-Erzählung, 1938
- Deutsche Männer im roten Ural, Roman, 1938
- Der schwarze Sahib, Abenteuerroman aus Indien, 1938
- Aufstand im Kaukasus, Erzählung, 1938
- Hochzeit in Peschawar, 1938
- Kornsucher und Schädelmesser, 1938
- Die Sonne Indiens, 1938
- Überfall am Khyber-Paß, 1938
- Wettrennen um den zerfallenen Tempel, 1938
- Das Land auf den Bergen, Roman, 1939
- Der Flüchtling von Turkestan, 1940
- Die Straße der ewigen Sehnsucht, Roman, 1941
- Das Haus an der Landstraße, Roman, 1942
- Dreizehn Indianer, Erzählung, 1943
[Bearbeiten] Bühnenstücke
- Das Revolverblatt, Zeitungskomödie, 1929
- Das Spiel vom deutschen Arbeitsmann, 1934
[Bearbeiten] Autobiografie
- Kein Bedarf an Weltgeschichte. Geschichte eines Lebens, 1950
[Bearbeiten] Übersetzungen
- Jack London
- Unter dem Sonnenzelt, 1938
- Abenteurer des Schienenstranges, 1939
- Der Seewolf, 1939
- Der Ruhm des Kämpfers. Von Boxern, Stierkampfern und aufrechten Männern, 1940
- Lockruf des Goldes, 1940
- Jerry von den Inseln, 1940
- Südseegeschichten, 1940
- Volk am Abgrund, 1941
- In den Slums, 1942
- Die Insel Berande, 1950
[Bearbeiten] Sonstiges
Barthel hat auch Beiträge für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler geschrieben: Liste der Beiträge von Max Barthel
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Wolfgang Barthel u. Helga Kirschbaum: Werkverzeichnis Max Barthel. Berlin: Barthel 2000.
- Max Barthel, hrsg. v. Fritz Hüser. Dortmund: Städtische Volksbüchereien 1959 (= Dichter und Denker unserer Zeit; 26)
- Michael Hugh Fritton: Literatur und Politik in der Novemberrevolution 1918/1919. Theorie und Praxis revolutionärer Schriftsteller in Stuttgart und München (Edwin Hörnle, Fritz Rück, Max Barthel, Ernst Toller, Erich Mühsam). Frankfurt am Main u.a.: Lang 1986. (= Europäische Hochschulschriften; 01; 926) ISBN 3-8204-8999-1
- Wolfgang Leesch: Archivare als Dichter. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte. In: Archivalische Zeitschrift. Köln u.a., 78, 1993 (1994), S. 1-189.
- Verzeichnis der Archivbestände zu den Arbeiterdichtern Paul Zech (1881-1946), Gerrit Engelke (1890-1918) und Max Barthel (1893-1975) sowie Übersicht über den Nachlass von Heinrich Lersch und Katalog zur Ausstellung 'Arbeiterdichter zu Krieg und Arbeitswelt', hrsg. v. Fritz-Hüser-Institut für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur. Dortmund: Das Institut 1984
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Barthel, Max |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 17. November 1893 |
GEBURTSORT | Dresden-Loschwitz |
STERBEDATUM | 28. Juni 1975 |
STERBEORT | Waldbröl |