Mithräum
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Als Mithräen (Einzahl Mithräum, lat. mithraeum) bezeichnet man Tempel des Mithras-Kultes.
Mithräen waren meist unterirdisch angelegt oder in Fels gehauen. Für die nur ein bis zwei Dutzend Mitglieder zählenden Mithrasgemeinden genügte ein verhältnismäßig kleiner Kultraum. Das größte bekannte Mithräum bot Platz für 80 Gläubige. Im Gegensatz zum Christentum, wo in größeren Gemeinden entsprechend größere Gotteshäuser gebaut wurden, wurden im Mithraismus ihre Zahl, nicht ihr Volumen vergrößert. Zur Blüte des Mithraskults im 3. Jahrhundert soll es alleine in Rom 800 Mithräen gegeben haben. (Zum Vergleich: die heutige Stadt Rom mit 2,8 Millionen Einwohnern besitzt „nur“ etwa 200 Kirchen.) Da die einzelnen Mithräen jedoch meist nicht lange in Benutzung waren, sagt diese hohe Zahl nichts über die Zahl der Anhänger aus.
Bis heute wurden die Überreste von über 1000 Mithräen im gesamten Gebiet des Römischen Reiches archäologisch nachgewiesen. Fälle von Überbauung der oft in Kellerräumen von Privathäusern eingerichteten Mithräen durch christliche Kirchen sind selten (z. B. Rom, Sa. Prisca) und waren eher durch die Eigentumsverhältnisse als durch eine Verdrängungsabsicht bedingt; das manchmal in diesem Zusammenhang genannte Mithräum in Köln befand sich außerhalb des Geländes, auf dem der heutige Dom steht.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bauliche Anlage
Die meisten Mithräen besaßen einen rechteckigen Grundriss und ein Tonnengewölbe. Durch die unterirdische Anlage (innerhalb von Städten oft in Kellerräumen von Privathäusern) war jedes Mithräum wie eine künstliche Höhle gebaut und erinnerte damit an die Geburt Mithras' in einer Felsenhöhle. Die Römer nannten sie spelunca. Die „Höhlen“ könnten auch ein Modell des Kosmos gewesen sein, da an der Decke der Mithräen oft der Sternenhimmel abgebildet wurde und manchmal einige kleine Öffnungen Licht hindurchließen.
Die innere Anlage der Mithräen war den späteren christlichen Kirchen ähnlich. In den Fundamenten zeigt sich eine typische Dreiteilung: ein Mittelgang (cella) wurde links und rechts von zwei aus Stein gemauerten Podien flankiert. Im Westen des Tempels lag der Eingang und am anderen Ende des Mittelgangs im Osten befand sich eine Apsis und darin ein Altar (zum Teil mit sieben Stufen, die die sieben Sphären bzw. Initiationsstufen des Mithraismus symbolisierten). Oberhalb des Altars stand ein großes Wandbild oder Steinrelief, das in fast allen Mithräen die Stiertötungsszene (Tauroktonie) zeigt. Auch die Wände und Decken der Mithräen waren oft bemalt.
Auf den seitlichen Podien lagerten die Gläubigen und verfolgten die Zeremonien, die der Priester im Mittelgang und vor dem Kultbild im Osten zelebrierte. Auf diesen Podien nahmen sie auch das Mahl bei ihren Abendmahlsfeiern ein.
[Bearbeiten] Mithräen in Deutschland
In Deutschland können in den folgenden Städten die Überreste oder Rekonstruktionen von Mithräen besichtigt werden:
- Dieburg (bei Darmstadt)
- Hanau
- Frankfurt-Heddernheim
- Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
- Köln
- Königsbrunn (bei Augsburg)
- Mainz, Weihealtäre am Ballplatz
- Neuss (Legionslager Castra Novaesia)
- Osterburken
- Riegel am Kaiserstuhl (bei Freiburg im Breisgau)
- Kastell Saalburg (bei Bad Homburg v. d. Höhe)
- Saarburg (bei Trier)
- Saarbrücken (Mithrashöhle)
- Schwarzerden (Saarland)
- Wiesloch
[Bearbeiten] Mithräen im übrigen Europa
- Mitreo delle Terme del Mitra (Ostia)
- Mithras-Tempel in London, England
- Martigny im Kanton Wallis
- In Rom:
- Mithräum des Circus Maximus
- Barberini-Mithraeum
- Mithräum unter der Basilica San Clemente
- Mithräum der Caracalla-Thermen
- Mithräum unter der Kirche Santo Stefano Rotondo