Mizizah
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Mizizah (auch Mzizah türkisch Doğançay) ist ein Dorf in der Provinz Mardin im Südosten der Türkei im Tur Abdin Gebirgszuges. Der Ort hat ungefähr 100 Einwohnern und wird von Aramäern und Kurden bewohnt.
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[Bearbeiten] Geographie
[Bearbeiten] Bevölkerung
Ursprünglich kamen die Einwohner dieses Dorfes aus anderen aramäischen Dörfern, vor allem aus Aynwardo. Der Grund für die Zuwanderung bestand darin, das Dorf vor Übernahmen durch Moslems zu bewahren, worunter nicht wenige Dörfer des Tur Abdin gelitten haben und noch bis heute leiden. In Mizizah residierten auch die Großgrundbesitzerfamilien Ağa, Haco und Batte, die von derselben Dynastie Osmano aus Zahoran (türkisch Basyurt) stammen. Sheikh Muso, der Sohn von Calabi Ağa, hat sich heute in Astel bei Midyat niedergelassen. Der letzte Bürgermeister von Mizizah war Gevriye Mesut aus der Mirza Dynastie, ein Neffe des Sayfo-Helden Mesut Mirza. Heute leben nur noch 6 aramäische Familien in diesem Dorf, die ohne eigenen Seelsorger verblieben sind. Da auch der letzte Pfarrer und Lehrer der Sonntagsschule (aramäisch Madrashto) Danho Bulut im Dezember 1992 nach Deutschland (Gütersloh) emigrierte, wo sich seine Kinder aufhielten. Vor ihm war auch Pfarrer Süleyman Eker bereits im Jahre 1979 nach Delmenhorst in Deutschland ausgewandert. In der St.-Johannes Kirche ist nur noch das Grab des entschlafenen Pfarrers Gabriel Araz (gestorben 1984) zurückgeblieben. Ein Teil der verlassenen Häuser werden heute von den ca. 30 kurdischen Familien als Vorratslager genutzt, aber die meisten der Häuser sind jedoch leerstehend und zum Teil zerfallen.
[Bearbeiten] Demographie in Mizizah
- 1870 = 16 aramäische Familien,
- 1915 = 70 aramäische Familien und 50 kurdische Familien
- 1960 = 90 aramäische Familien
- 1970 = 212 aramäische Familien
- 1978 = 78 aramäische Familien
- 1979 = 75 aramäische Familien
- 1980 = 42 aramäische Familien
- 1985 = 37 aramäische Familien
- 1987 = 35 aramäische Familien
- 2006 = 6 aramäische Familien
[Bearbeiten] Lage
Mizizah liegt etwa 7 km südöstlich von Midyat und ca. 18 km vom Mor Gabriel Kloster entfernt, nördlich der neu ausgebauten Straße von Mardin bis Cizre im zentralen Tur Abdin. Mizizah befindet sich im Zentrum einer Hochfläche von einem Radius von 2 km und ist von fruchtbaren Ackerflächen umgeben. Wegen seiner günstigen landwirtschaftlichen Situation gilt das Dorf als eines der reichsten im Tur Abdin. Die Hauptstraße zum Dorf führt durch fruchtbare Felder und vorbei an einem Teich, von dem aus man den lang gestreckten Ort mit seiner Burg und der im 6. Jahrhundert erbauten Kirche Mor Yuhanun vor sich liegen sieht. Heute gehört Mizizah zum Landkreis Midyat. In Mardin befindet sich auch die Bezirksregierung dieser Region mit ihrem Gouverneur Mehmet Killiclar (2006).
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Völkermord 1915
In diesem Dorf lebten etwas siebzig aramäische Familien und fünfzig kurdische Familien. Im Dorf lebte auch Calabi Aga, das Haupt der Haferkan-Sippe. Zur Zeit der Verfolgung saß er jedoch im Gefängnis in Aintab und mit ihn der Held und Kämpfer Schemun aus der Familie Hanne Haydo aus dem Dorf Sare.
Der Priester des Dorfes war Hanno aus Aynwardo. Dar weltliche Oberhaupt der Aramäer war Masud aus der Familie Mirza. Er war der Lenker der weltlichen Angelegenheiten, ein weiser, lobenswerter Führer, der die Verteidigung im Dorf Aynwardo führte, anständig in seinem Umgang und tapfer im Krieg. Als er von den Christengemetzeln hörte, zog er durch die aramäischen Dörfer, redete mit den Einwohnern, ermahnte sie, für den Kampf gewappnet zu sein und machte ihnen Mut. In Aynwardo erfuhr er vom Angriff der Feinde der Christen auf Midyat. Schnell sammelte er siebzig bewaffnete Männer, begab sich nach Mizizah und ordnete an, alles Tragbare mitzunehmen, auch das Vieh, den Rest aber liegen zu lassen und nach Aynwardo zu ziehen, wohin er sie wohlbehalten führte. Die ganze Verfolgungszeit über blieben sie dort und kehrten erst zurück, als die Verfolgungen eingestellt worden waren. Masud fürchtete sich, im Dorf mit Kurden zusammen zu wohnen, weswegen er ins Dorf Kafro Tahtayto (türkisch Elbegendi) zog, aber er wurde dort umgebracht. Seine Begleiter kehrten nach Mizizah zurück.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Landwirtschaft
Primitiver Ackerbau mit Viehzucht, sowie Handwerk und Handel, zu Zwecken der Selbstversorgung mit allem Lebensnotwendigen an sich. Dabei versteht es sich von selbst, dass im Tur Abdin und insbesondere in Mizizah, die Landwirtschaft mit ihrem Weizenanbau dominierte. Das Brot, was zum Hauptnahrungsmittel zählte, wurde von den Frauen selbst gebacken in einem eigens angefertigten Lehmofen. Die Landwirtschaft hat überwiegend nicht gewerbsmäßig sondern nur zur eigenen Ernährung stattgefunden und daher handelte es sich bei der Mehrheit der Bevölkerung um sesshafte Bauern.
Doch gab es natürlich auch Weintraubenanbau mit Weinerzeugung. Die manuelle bzw. traditionelle Weinlese, auch Traubenlese, findet hier Anwendung und die reifen Trauben werden von Hand abgeschnitten. Weideland, Feldanbau, genauso wie bestimmte Handwerksberufe unentbehrlich waren. Außerdem war hier auch der Melonen- und Wassermelonenanbau üblich.
[Bearbeiten] Handwerksberufe
Zu den gängigen Berufen zählten etwa Schneider, Messerschmiede und Maurer. Mizizah gilt als wirtschaftlich gut situierter Ort. Die großen Schaf- und Ziegenherden sind für die Menschen um Tur Abdin eine wichtige wirtschaftliche Grundlage. Sie decken den Bedarf an Milch, Käse und Fleisch. Die Schafwolle wird entweder zuhause verarbeitet oder in Midyat verkauft. Auch die Felle werden vermarktet. Weil die Vegetation auf den Hügeln karg ist, brauchen die Dörfer für ihre Herden große Weideflächen. Hin und wieder werden auch heute noch Kurden als Schafhirten beschäftigt. Rinder werden nur selten gehalten.
[Bearbeiten] Kirchen und Religion (Christentum)
[Bearbeiten] Kirchen
Es gibt nur noch eine Kirche in Mizizah, die St.-Johannes von Kfone Kirche, diese Kirche wurde im 6. Jahrhundert erbaut. Sie befindet sich in der Mitte des Dorfes und ist über die neu ausgebaute Nebenstraße, die zum Dorf über fruchtbare Felder und vorbei am Friedhof der Muslime vorbei und zur Mitte des Dorfes führt.
Die anderen Kirchen waren Mor Bar Saumo und Mor Shem´un. Es sind nur noch alte Ruinen zu sehen, die Mor Bar Saumo befindet sich in der Nähe bzw. unterhalb der Häuser der Familie Barse. Die Mor Shem´un Kirche befindet sich unterhalb eines muslimischen Friedhof.
[Bearbeiten] Bekannte Heilige
St. Johannes von Kfone, ein gebürtiger Athener, wirkte als Schüler des heiligen Mar Augin zum Ende des 4.Jahrhundert bis Anfang des 5. Jahrhundert als Botschafter des Evangeliums im ganzen Tur Abdin. Nach der Legende wurde er im Dorf Kfone (türkisch Derikvan) beigesetzt, dass in der Nähe von Zaz liegt.
[Bearbeiten] Kirchenschule
Lehrer nach dem Völkermord 1915
- Barsaumo Beth Atto: 1915-1930
- Pfr. Gabriel Araz Beth Gawro: 1930-1940
- Pfr. Saume: 1941-1945
- Eliyo Warde: 1946-1949
- Hanna Seven Beth Kirmez: 1952-1954 und dann 1958-1970
- Pfr. Denho Bulut Beth Danho/Gawrokiye: 1970-1992
Heute wird die Kirchenschule mit ihren ca. 20 Schülern von einem jungen Messdiener, namens Murat bar Isa Aydin betreut.
[Bearbeiten] Gelehrte
Mor Kyrillos Yausef Mizahoyo, Sohn von Nison, war zuerst Bischof der Diözese von Hah im Tur Abdin bis dann der 91. Patriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Mor Behnam Hedloyo (1413-1455), ihn dann im Jahre 1446 zum Erzbischof bzw. Metropoliten für die Diözese von Phönizien (heute Libanon) weihte.
Der Höhepunkt seines Werdeganges war dann die Weihe im Jahre 1467 durch den 92. Patriarchen Chalaf Macednoyo (1456-1484), selig sein Andenken, zum Katholikos (aramäisch Maphiryono) für die Diözese des Ostens (heute Iran, Irak). Er bekam daraufhin den Beinamen Kyrillos.
Er hat sich dann in der Diözese von Homs in Syrien niedergelassen. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Erdenlebens bis er dann nach kurzer Zeit zu seinem Herrn entschlafen ist. Sein Grab befindet sich auch in der syrischen Stadt Homs in Syrien.
[Bearbeiten] Priester in Mizizah
- Pfr. Gabriel Araz (* 1887, † 24. Januar 1984)
Priesterweihe: 1933 durch den Tur Abdin Metropoliten Timotheos Tuma Aras (1885-1946). 1980 ging Pfarrer Gabriel Araz wegen hohen Alters in den Ruhestand. Beisetzung in der Mor Yuhanun Kirche von Mizizah am Dienstag, dem 24. Januar 1984, um 15 Uhr durch den Tur Abdin Metropoliten Mor Philixinos Ilyas Cankaya.
- Pfr. Süleyman Eker (* 1928, † 22. März 1989)
Priesterweihe: 1954. Von 1979-1989 Seelsorger in der Mor Yuhanun Kirche Delmenhorst. Beisetzung in der Yoldath Aloho-Kirche des Mor Afrem Klosters in der Niederlande.
- Pfr. Denho Bulut (* 1944)
Priesterweihe: 1980 durch Mor Iwanis Afrem Bilgic Tur Abdin Episkopos (* 1891 Bote, † 1984) Mor Gabriel/Vor der Tür von Beth Qadishe; Priesterweihe 1910, nach dem Tod seiner Frau wurde er 1952 in Homs vom Priester zum Tur Abdin-Episkopos geweiht, durch seine Heiligkeit Patriarch Moran Mor Ignatius Afrem Barsaum. Er löste damit den ersten Pfarrer Gabriel Araz ab, der in den Ruhestand ging. Er ist seit 1993 Priester der Mor Augin Kirche von Harsewinkel in Deutschland.
[Bearbeiten] Weblinks
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