Nürnberger Reichswald
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Der Reichswald um Nürnberg ist die grüne Lunge des Ballungsraumes.
Genauso wie die Nürnberger Altstadt durch die Pegnitz in die Lorenzer Altstadt (mit der Lorenzkirche) und in die Sebalder Altstadt (mit der Sebalduskirche) geteilt ist, ist auch der Reichswald unterteilt in Lorenzer Reichswald (südlich der Pegnitz) und Sebalder Reichswald (nördlich der Pegnitz). Dem Nürnberger Reichswald kann auch ein sich dem Lorenzer Reichswald anschließendes Waldgebiet von ca. 10.000 ha Größe zugerechnet werden. Dieses im Süden bis zum Rothsee reichende Gebiet wird als Südlicher Reichswald bezeichnet.
Der Begriff des Nürnberger Reichswaldes stand historisch für die Waldbesitztümer der Freien Reichsstadt Nürnberg. Das Gesamtgebiet des Sebalder und Lorenzer Reichswaldes umfasste Anfang des 19. Jahrhunderts noch ca 32.000 ha und ging bis heute durch Abholzung und Nutzung als Bauland auf ca. 25.000 ha zurück.
Der Nürnberger Reichswald bildet einen Teil der Sandachse Franken.
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[Bearbeiten] Fauna und Flora
Dominierend sind die Nadelhölzer Kiefer und Fichte. Im Schnitt über den gesamten Reichswald liegen die Nadelhölzer bei knapp 81 Prozent, wobei der südliche Reichswald mit 89 Prozent hier höher liegt als Sebalder und Lorenzer. Auch die durchschnittliche Verbreitung der Kiefer (62 Prozent) gegenüber der Fichte (19 Prozent) wird hier durch den südlichen Reichswald verzerrt, in dem die Kiefer weit stärker vertreten ist (siehe BRUNNER, S. 182). Der Verbreitung der Kiefer mit den kahlen Stämmen verdankt der Reichswald auch den Beinamen Steckerlaswald.
Diese Aufteilung ist nicht naturgegeben, sondern rührt von der intensiven Bewirtschaftung. So standen einer Untersuchung nach vor dem Eingreifen des Menschen Eiche und Kiefer im Gebiet des Reichswaldes in einem nahezu ausgeglichenen Verhältnis[1]. Doch schon im 14. und 15. Jahrhundert scheint der Forst durch Holzentnahme übernutzt gewesen zu sein. So musste der Lorenzer Reichswald 1385 und der Sebalder 1465 durch eine Bannmeile vor weiterer Ausplünderung geschützt werden.[2]
Eine Aufforstung wurde seit Peter Stromer Mitte des 14. Jahrhunderts immer wieder betrieben. Jedoch erfolgte diese in viel geringerem Umfang als die Entnahme ([2] nennt eine 200prozentige Übernutzung), sodass bei Übergang der Stadt Nürnberg inklusive ihres Waldes ans Königreich Bayern nicht mehr von einem geschlossenen Waldgebiet gesprochen werden konnte. Die Königlich-Bayerische Forstverwaltung nahm danach großflächige Aufforstungen vor, verwendete jedoch ebenso wie seit Jahrhunderten üblich schnellwachsende Kiefer- und Fichtenbäume und schuf dadurch weite Monokulturen.
Diese begünstigten die Verbreitung von Schädlingen und führten zu den zwei bisher größten Katastrophen im Reichswald. Nachdem sich in den Jahrzehnten zuvor die Schadensintervalle schon verkürzt hatten, brachten die Jahre 1836–40 einen Verlust von rund 5000 ha durch Kieferneule sowie verschiedene Spanner und Spinner. Der massenhaften Vermehrung des Kiefernspanners 1893 fiel 1894 rund ein Drittel der Bäume dessen Raupen zum Opfer.
Um dem Flächenverbrauch auch der jüngeren Zeit ein Ende zu bereiten, wurde ein Großteil des Nürnberger Reichswaldes am 1. August 1979 als erster Wald Bayerns zum Bannwald erklärt.
Mit dem Reichswaldprogramm sollte 1986–2003 die durch Neupflanzung von Laubhölzern der Wald in einen naturnahen Mischwald umgewandelt werden. In diesem Zeitraum wurden 20 Millionen Laubbäume auf einer Fläche von 4400 ha im Reichswald gepflanzt. Zusammen mit einer ungefähr ebensogroßen Fläche, die durch reguläre Ersatzpflanzungen umgebaut wurden, sollte somit ein Flächenanteil von 20 bis 25 Prozent Mischwald erreicht sein.
[Bearbeiten] Literatur
- Georg Sperber: Die Reichswälder bei Nürnberg - aus der Geschichte des ältesten Kunstforstes. (Mitteilungen aus der Staatsforstverwaltung Bayerns, 37. Heft.) München und Neustadt an der Aisch 1968
- Autorenkolletkiv: Nürnberger Reichswald. (Naturmagazin HB draußen Nr. 22.) HB-Verlag, Hamburg 1982
- I. Rabus: Der Nürnberger Reichswald, seine Funktion und seine außerforstlichen Nutzungen. (Nürnberger Wirtschafts- u. Sozialgeographische Arbeiten, Band 22.) Nürnberg 1974.
- Die Aktuelle Vegetation des Nürnberger Reichswaldes, Dissertation von Gerhard Brunner 2005