Narona
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Narona war eine antike Handelsstadt und römische Kolonie in Dalmatien. Im frühen Mittelalter wurde die Stadt zerstört und verlassen. Die römisch-katholische Kirche vergibt Narona bzw. den Titel episcopus Naronensis als Titularbistum.
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[Bearbeiten] Lage
Die Reste der antiken Stadt Narona befinden sich in Vid, einem Dorf etwa 4 km westlich von Metković. Die Stadt lag an einem Berghang 58 m über dem Meeresspiegel, direkt am Fluss Neretva, der von seiner Mündung bis herauf nach Narona schiffbar ist.
[Bearbeiten] Geschichte
Aus schriftlichen Quellen ist wenig über Narona bekannt. Pseudo-Skylax erwähnt die Stadt als griechisches Emporion (Handelsplatz), an dem importierte griechische Ware ins illyrische Hinterland verkauft wurde.
Die meisten Informationen über die Stadt lieferten Ausgrabungen: Die Bewohner Naronas waren griechische Kolonisten und helllenisierte Illyrer. Vermutlich legten sie die Stadt um 400 v. Chr. an. Die ältesten aufgefundenen Befestigungen, zwei Rundtürme auf der Hügelkuppe, stammen aus dem 4. Jahrhundert. Die Stadt blieb von der östlichen Seite unbefestigt, da die Neretva einen natürlichen Schutz bot. Während des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam Narona in die Interessenssphäre der Römer. Im Jahre 156 v. Chr. diente Narona dem römischen Heer unter der Führung von Gaius Marcius Figulus als Basis, ebenso im Jahre 135 v.Chr. einem Heer von Servius Flaccus. Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurden die Stadtmauern bis zu jener Straße erweitert, die von Salona nach Narona führte. Nach der Eroberung Naronas durch Octavian im Jahre 33 v. Chr. wurde die Stadt römische Kolonie und die Bevölkerung wuchs stark an. In römischer Zeit wurden ein Forum, verschiedene Tempel, Thermen und vermutlich auch das Theater erbaut. Zur Zeit der Markomannenkriege (um 200) werden die Befestigungen erneuert.
Die Stadt existierte vermutlich bis in das 7. Jahrhundert, was durch Geld- und Schmuckfunde aus dieser Zeit belegt wird. Neuste Forschungsergebnisse deuten sogar auf eine noch längere Existenz der Stadt.
[Bearbeiten] Bistum
Über den Beginn des Christentums in Narona findet sich fast nichts in den Überlieferungen. Eine einzige Urkunde berichtet über der Teilnahme eines Bischofs Marcellus von Narona an zwei Konzilien in Salona (dem heutigen Solin), in den Jahren 530 und 533. Auf dem Konzil von Salona des Jahres 533 wurden aus dem Diözesangebiet Naronas zwei neue Gemeinden gegründet, Makarska und Sarsenterum. Seit 1948 wird Narona vom Hl. Stuhl als Titularbistum vergeben.
[Bearbeiten] Liste der Titular(erz)bischöfe
- Leo Pietsch (1948-1981), Weihbischof von Seckau
- John Bulaitis, (seit 1981) pro hac vice Titular-Erzbischof von Narona, päpstlicher Diplomat, derzeit (2006) Nuntius in Albanien
[Bearbeiten] Literatur
- Marc Mayer: La sociedad de la Narona romana. In: Gianpaolo Urso (Hrsg.): Dall'Adriatico al Danubio. l'Illirico nell'età greca e romana. Atti del Convegno internazionale, Cividale del Friuli, 25-27 settembre 2003. (=I convegni della Fondazione Niccolò Canussio. 3). Pisa 2004. ISBN 88-467-1069-X.
- Emilio Marin (Hrsg.): Arheoloska istrazivanja u Naroni i Dolini Neretve. (=Izdanja Hrvatskog Arheoloskog Drustva. 22) Zagreb 2003. ISBN 953-98743-9-4
- Emilio Marin: Corpus inscriptionum naronitanarum. Macerata 1999. ISBN 88-8147-150-7
- Carl Patsch: Zur Geschichte und Topographie von Narona. (=Schriften der Balkankommission d. Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Antiquarische Abteilung 5) Wien 1907.
- Carl Patsch: Kleinere Untersuchungen in und um Narona. In: Jahrbuch für Altertumskunde 2(1908), S. 87 - 117.