Niederländische Literatur
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Niederländische Literatur nennt man die Literatur, die in niederländischer Sprache verfasst wurde. Auch die belgische Literatur zählt also teilweise zur niederländischen Literatur.
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[Bearbeiten] Mittelalter
Die ältesten überlieferten Literaturwerke in einem niederländischen Dialekt sind Schriften aus dem 12. Jahrhundert von Heinrich von Veldeke (ndl. Hendrik van Veldeke), der auch zur deutschen Literatur zählt. Er verfasste eine Servatiuslegende, verschiedene Minnelieder und eine auf dem französischen Roman d'Énéas beruhende Bearbeitung der Aeneis. Im 13. Jahrhundert entstand eine reiche Lyrik mit Werken wie dem höfischen Roman Walewein, den mystischen Gedichten der Hadewijch und der beliebten Beatrijs-Dichtung.
In den nördlichen Niederlanden war das erste wichtige Werk die Melis Stoke zugeschriebene Rijmkroniek van Holland (13./14. Jhdt.). Das Werk Jacob van Maerlants markierte den Aufstieg des Bürgertums im späten 13. Jahrhundert. Er verfasste naturwissenschaftliche höfische Romane, Geschichtswerke und Poesie wie die enzyklopädische Naturgeschichte in Versen Der naturen bloeme und den ältesten Gralsroman der niederländischen Literatur, Historie van den Grale en Merlijns Boeck.
Eine wichtige Stelle nahmen im 15. und 16. Jahrhundert die städtischen Rederijkers ein. Zu nennen sind weiterhin der Humanist Erasmus von Rotterdam, Dirck Volckertszoon Coornhert und Philips van Marnix.
[Bearbeiten] Das goldene Zeitalter
Das goldene Zeitalter der niederländischen Literatur fiel mit der Gründung der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zusammen. Großes Ansehen genossen die moralischen Werke von Jacob Cats. Weitere bedeutende Schriftsteller dieses Zeitalters waren Pieter Corneliszoon Hooft (Geeraerdt van Velsen) und Gerbrand Bredero (De Spaansche Brabander), aber vor allem Joost van den Vondel.
Die bedeutendsten südniederländischen Schriftsteller der Renaissance waren Carel van Mander und Jan Baptista van der Noot. Der wichtigste Autor der 1. Hälfte des 17. Jahrhundert war der am französischen Klassizismus orientierte Pieter Langendijk, der wichtigste Lyriker Hubert Kornelisz. Poot.
[Bearbeiten] Aufklärung und Romantik
Die Aufklärung wurde in den nördlichen Niederlande vor allem repräsentiert von Justus van Effen mit seiner moralischen Wochenschrift De Hollandsche Spectator. Andere bedeutende Vertreter waren Rhijnvis Feith, Elisabeth Maria Post und die Freundinnen Betje Wolff und Aagje Deken. Sie schrieben gemeinsam einige realistisch-empfindsame Briefromane wie De historie van mejuffrouw Sara Burgerhart (1782).
Bedeutende Frühromantiker waren Rhijnvis Feith und Willem Bilderdijk. Bilderdijk war die Leitfigur der politischen und religiösen Bewegung Réveil, zu der auch Isaac da Costa, Willem de Clercq und Guillaume Groen van Prinsterer zählten. In Belgien war der sogenannte "westflämische Partikularismus" von Guido Gezelle bedeutend.
Ein wichtiger Theoretiker war Jacobus Geel. Organ der Romantik in den Niederlanden wurde Everhardus Johannes Potgieters De Gids. Historische Romane verfassten Jacob van Lennep, Anna Louise Geertruida Bosboom-Toussaint und H. J. Schimmel; humoristische Werke Nicolaas Beets, Klikspaan und Piet Paaltjens.
Der wichtigste Autor des 19. Jahrhundert war Multatuli (Eduard Douwes Dekker), dessen Max Havelaar, eine Satire auf den niederländischen Kolonialismus, sehr einflussreich war.
[Bearbeiten] Die Achtziger
Eine neue Bewegung waren in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Achtziger (ndl. Tachtigers), inspiriert von ausländischen romantischen, impressionistischen und symbolistischen Auffassungen. Führende Vertreter waren Willem Kloos (De kleine Johannes), Frederik van Eeden, Lodewijk van Deyssel und Albert Verwey.
Eine Gegenbewegung führten Carel Steven Adama van Scheltema und Herman Gorter (Mei). Internationale Anerkennung gewann in dieser Periode Louis Couperus (De boeken der kleine zielen).
[Bearbeiten] Zeitgenössische Literatur
Wichtige Vertreter der niederländischen Literatur nach dem Ersten Weltkrieg waren Ferdinand Bordewijk (Neue Sachlichkeit), der Vitalist Hendrik Marsman und die Gruppe um die Zeitschrift Forum, herausgegeben von Edgar du Perron und Menno ter Braak. Zu dieser Gruppe gehörte auch Simon Vestdijk. Wichtige flämische Autoren der Zwischenkriegszeit waren Paul van Ostaijen (Expressionismus) und Hubert Lampo (magischer Realismus).
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachen Dichter wie Lucebert, Gerrit Kouwenaar, Remco Campert, Simon Vinkenoog und Hans Andreus mit vielen Konventionen. In der Nachkriegspoesie sind zwei Gruppen zu unterscheiden: die hermetische um die Zeitschrift Raster, zu der Gerrit Kouwenaar und Cees Nooteboom gehören, und die neosymbolistische Gruppe um die Zeitschrift De Revisor mit Jan Kuijper und Willem Jan Otten. Sonstige wichtige Dichter sind Gerrit Komrij und Annie M. G. Schmidt.
Politisches Engagement findet man vor allem in den Werken von Willem Frederik Hermans und Harry Mulisch. Andere führende Nachkriegsautoren sind Gerard Reve (De avonden), Jan Wolkers und Hella Haasse; ab den 80er Jahren A. F. Th. van der Heijden, Arnon Grunberg, Connie Palmen, Maarten 't Hart, Boudewijn Büch und Leon de Winter. In Belgien sind Monika van Paemel, Tom Lanoye und Herman Brusselmans zu nennen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Grüttemeier, Ralf / Leuker, Maria-Theresia (Hrsg.): Niederländische Literaturgeschichte. Stuttgart: Metzler 2006. ISBN 978-3-476-02061-1
- Hermanowski, Georg: Die moderne flämische Literatur. Bern: Francke 1963.