Norbert Bolz
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Norbert Bolz (* 1953 in Ludwigshafen) ist Professor an der TU Berlin, Medien- und Kommunikationstheoretiker sowie Designwissenschaftler.
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[Bearbeiten] Biografie
Bolz wurde 1953 in Ludwigshafen geboren. Er legte das Abitur am dortigen Max-Planck-Gymnasium ab und studierte dann in Mannheim, Heidelberg und Berlin Philosophie, Germanistik, Anglistik und Religionswissenschaft.
Er verfasste seine Dissertation über die Ästhetik Adornos bei dem Religionsphilosophen Jacob Taubes, dessen Assistent er auch war, und habilitierte sich über „Philosophischen Extremismus zwischen den Weltkriegen“. Nach dem Tod Taubes' 1987 war Bolz bis 1992 Dozent an der Freien Universität Berlin.
Von 1992 bis 2002 war Bolz Professor für Kommunikationstheorie am Institut für Kunst- und Designwissenschaften der Universität-Gesamthochschule Essen mit den Arbeitsschwerpunkten Medientheorie, Kommunikationstheorie und Designwissenschaft.
Seit 2002 ist Bolz Professor an der Technischen Universität Berlin, Institut für Sprache und Kommunikation, Fachgebiet Medienwissenschaft/Medienberatung.
Norbert Bolz ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
[Bearbeiten] Theorie
Norbert Bolz entwickelte eine Medientheorie, die „Theorie der neuen Medien“, die sich auf Nietzsche, Benjamin und McLuhan bezieht.
Bolz sieht Kommunikation als Substitut für Religion: „Medien bieten Ersatzformen von Allwissenheit und Allgegenwärtigkeit an. An die Stelle religiöser Kommunikation tritt heute Kommunikation als Religion. Totale Verkabelung, die Verstrickung im elektronischen Netz, wird der unbefangene Blick aber als profane Variante der religio – und das heißt ja eben: Rückbindung erkennen. In der Vernetzung zum integralen Medienverbund ist uns eine stabile Umbesetzung der Transzendenz gelungen. Das Göttliche ist heute das Netzwerk. Und Religion funktioniert als Endlosschleife“ (Norbert Bolz: Tele! Polis!. In: Stefan Iglhaut, Armin Medosch, Florian Rötzer (Hrsg.), Stadt am Netz. Ansichten von Telepolis. Mannheim 1996, 143-150).
Sein konsumistisches Manifest (2002) stellt ein Lob des Konsumismus dar: Dieser sei das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen fanatische Ideologien. Er habe zwar sicher auch Schwächen, verspreche aber immer wieder das Neue, man solle daher seine Vorteile erkennen, anstatt nur seine Nachteile zu diskutieren.
Das Wirken von Bolz geht über seine "klassischen" Themen (Medien u. Gesellschaftstheorie) hinaus. Als Herausgeber von "Was ist der Mensch" 2003 (mit Andreas Münkel) bringt er einen Sammelband mit Beiträgen aus der Archäologie, Soziologie, Theologie, Anthropologie u.a. heraus. Es wird den Fragen nach gegangen: Der Mensch, woher kommt er? Wodurch unterscheidet er sich von anderen Lebewesen oder von Programmen? Was zeichnet ihn aus? Wie sieht er sich selbst? Was ist seine Zukunft? Was kann er wissen? Was darf er hoffen? Die Antworten der Autoren/-innen in dem Band fanden einige Resonanz, vom ZDF Nachtstudio bis zu einer japanischen Lizenzausgabe die 2007 in Druck geht.
[Bearbeiten] Öffentliches Wirken
Bolz trat in Sendungen wie "ZDF-Nachtstudio", "3sat-Kulturzeit" oder "Hamburger Trendtag" und in der Fernsehsendung Menschen bei Maischberger am 23. Mai 2006 auf. Dort diskutierte der Anwalt der vom Feminismus gepeinigten Männer (so die Tageszeitung taz) und Vater von vier Kindern neben Christian Nürnberger, Adrienne Goehler, Howard Carpendale mit Sohn Wayne sowie Marie Theres Kroetz Relin und Sandra Maischberger über das Thema Du sollst den Mann ehren! Kehrt das Patriarchat zurück?" seine nicht unumstrittenen Thesen. Er inszenierte sich als Vertreter des klassischen Rollenbildes und trat - ich kann nicht Kochen - für eine Arbeitsteilung von Mann und Frau ein. Männer hätten in der modernen Gesellschaft immer weniger die Möglichkeit, ihre sexuelle Identität auszuleben und bräuchten Nischen wie Risikosportarten, um sie entfalten zu können. Norbert Bolz empfiehlt als Lektüre Aussichten auf den Bürgerkrieg von Hans Magnus Enzensberger sowie Theorie des Partisanen. Zwischenbemerkungen zum Begriff des Politischen von Carl Schmitt.
[Bearbeiten] Publikationen
- 1989: Auszug aus der entzauberten Welt (Habilitation an der FU Berlin), Fink: München
- 1989: Stop Making Sense, Königshausen und Neumann: Würzburg
- 1990: Theorie der neuen Medien, München
- 1991: Eine kurze Geschichte des Scheins, München
- 1992: Chaos und Simulation, München
- 1992: Philosophie nach ihrem Ende, München
- 1993: Am Ende der Gutenberg-Galaxis, Fink: München. ISBN 3-7705-2871-9
- 1994: Das kontrollierte Chaos, Düsseldorf
- 1995: Kultmarketing (zusammen mit David Bosshart), Düsseldorf
- 1997: Die Sinngesellschaft, Düsseldorf
- 1999: Die Konformisten des Andersseins, Wilhelm Fink Verlag
- 1999: Die Wirtschaft des Unsichtbaren, Econ: München
- 2001: Weltkommunikation, Wilhelm Fink Verlag. ISBN 3-7705-3554-5
- 2002: Das konsumistische Manifest, Fink: München
- 2003: Was ist der Mensch (Hg. mit Münkel, Andreas), Wilhelm Fink Verlag, ISBN 3-7705-3807-2
- 2005: Blindflug mit Zuschauer, Fink: München
- 2006: Die Helden der Familie, Wilhelm Fink Verlag, Broschiert, 119 Seiten, Juni 2006, ISBN 3-77054330-0
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Norbert Bolz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Information über den Lehrstuhl an der TU Berlin - mit einer Liste fast aller Publikationen
- Norbert Bolz im Interview über die virtuelle Welt Second Life
- Zeit-Artikel: "Dandy der Medientheorie"
- Norbert Bolz im Gespräch - regelmäßig & live in Berlin
- Videostream der Maischberger-Sendung mit Bolz
- Videostream der Sendung Nachtstudio mit Bolz 28.01.07
- Norbert Bolz - Der Philosoph als Medienpartisan
- Videostream Aktuelle Phönix-Runde
- Der Mensch als Schaltmoment im Medienverbund - Ein Interview mit Norbert Bolz
- "Selbstverwirklichung ist Idiotismus" - Ein Telepolis-Interview mit Norbert Bolz vom 27.12.2006
- Wilhelm Fink Verlag
Personendaten | |
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NAME | Bolz, Norbert |
KURZBESCHREIBUNG | Dt. Medientheoretiker, Kommunikationstheoretiker und Designwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 1953 |
GEBURTSORT | Ludwigshafen |