Nowotscherkassk
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Nowotscherkassk (russisch Новочеркасск) ist eine südrussische Industriestadt, 30 km von Rostow am Don entfernt. Sie liegt auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Turssow umströmt wird, an der Eisenbahn Koslow-Rostow, sowie an der russischen Fernstraße M 4 von Moskau nach Noworossijsk. Sie hat 168.698 Einwohner (2004).
[Bearbeiten] Geschichte
Die Stadt wurde 1805 gegründet und war im 19. Jahrhundert Hauptort und einzige Stadt in Gebiet der Donkosaken.
Im Jahre 1882 lebten 37.091 Einwohnern in Nowotscherkassk, die Stadt besaß 11 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein Theater, Irren-, Waisen-, Findel- und Krankenhäuser, ein Zeughaus, ein Denkmal ihres Gründers, des Hetmans Matwei Iwanowitsch Platow.
Nowotscherkassk besaß zwei bedeutende Jahrmärkte und Handel, besonders mit Getreide, Wein, Holz und Drogeriewaren. Die Industrie, welche sich zuvor auf die Fabrikation von Ziegeln, Mehl, Schmiedearbeiten und Wein beschränkte, entwickelte zu zum Ende des 19. Jahrhundert. Die Stadt war Sitz des Nakasnoi Ataman, des Oberhauptes aller Donkosaken, der Zentralregierung und der obersten Gerichtsbehörde der Donkosaken.
Bemerkenswert sind die 30 km nördlich gelegenen und durch die Eisenbahn mit Nowotscherkassk verbundenen großen Anthrazitlager an der Gruschewka, um welche um 1880 bereits stadtähnlicher Ort entstanden war.
In Nowotscherkassk kam es am 1. und 2. Juni 1962 zu den wohl bedeutendsten Arbeiterunruhen in der UdSSR. Chruschtschow hatte infolge einer Versorgungskrise die Preise um teilweise 35 % erhöht und gleichzeitig die Löhne um 60-70 % gesenkt. Die Arbeiter der Lokomotivfabrik gingen in den Ausstand, verbrannten Chruschtschow-Plakate und forderten Lohnerhöhungen und Nahrungsmittel für ihre Familien. Am 1. Juni abends fuhren die ersten Panzer auf. Am 2. Juni 1962 zogen die Arbeiter von der Fabrik in die Stadt, in der ebenfalls Streiks ausbrachen. Sie zeigten Lenin-Porträts und waren weitgehend friedlich, erstürmten allerdings das Gebäude der Miliz und das des Exekutivkomitees. Beamte wurden verhöhnt und Milizionäre verprügelt. Angeblich etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung hat sich mit den Demonstranten solidarisiert. Ab 11.00 Uhr hat die rund um die Innenstadt zusammengezogene Armee, speziell Einheiten aus dem Kaukasus, die Erhebung zusammengeschossen. Es gab 24 oder 26 Tote, einen Schauprozess und zahlreiche Geheimverfahren. Die Regierung hat die Vorkommnisse soweit möglich totgeschwiegen.
Die Stadt ist Partnerstadt von Iserlohn in Deutschland.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Walerian Alexandrowitsch Sorin, (1902-1986), sowjetischer Diplomat
- Alexander Iwanowitsch Lebed, (1950-2002), russischer General und Politiker, Gouverneur von Krasnojarsk
- Alexei Dimitrijewitsch Maslennikow (* 1929), sowjetischer Opernsänger
Aksai | Asow | Bataisk | Belaja Kalitwa | Donezk | Gukowo | Kamensk-Schachtinski | Konstantinowsk | Krasny Sulin | Millerowo | Morosowsk | Nowoschachtinsk | Nowotscherkassk | Proletarsk | Salsk | Schachty | Semikarakorsk | Sernograd | Swerewo | Taganrog | Wolgodonsk | Zimljansk
Koordinaten: 47° 25' N, 40° 05' O