Objektivgewinde
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Als Objektiv- oder Schraubgewinde bezeichnet man in der Fotografie einen standardisierten, herstellerunabhängigen Objektivanschluss für Wechselobjektive. Schraubgewinde bilden den Vorläufer der heute den Markt dominierenden Bajonettanschlüsse und wurden hauptsächlich bis in die 1970er Jahre genutzt. Vor allem das M42-Gewinde bietet aber auch heute noch einen günstigen Zugang zur analogen Spiegelreflex-Fotografie mit qualitativ hochwertigen Optiken, die für andere Anschlüsse (neu wie gebraucht) meist teurer ausfallen. Ein weiterer allgemein eingeführter Objektivgewinde-Typ ist T-2.
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[Bearbeiten] M39-Schraubgewinde
Das M39-Schraubgewinde oder auch Leica L-Mount wurde ab den 1930er Jahren in Kleinbildkameras genutzt. Zu den Anbietern von Kameras mit M39-Gewinde gehören beispielsweise Leica (die so genannten „Schraub-Leicas“ bis zur Leica IIIg), Voigtländer (zum Beispiel Bessa R1, Bessa L und die heute von Cosina gefertigte Bessa R), Canon (Rangefinder-Kameras, bis in die 1960er Jahre gefertigt) sowie seit 1938 der japanische Hersteller Ricoh. Voigtländer tauschte ab der Bessa R2 den Objektivanschluss gegen Leicas M-Bajonett.
Auch die so genannten Russenleicas wie etwa die FED 5 (FED = Felix Edmundowitsch Dserschinski) oder die Modelle der Marke Zorki nutzen das M39-Schraubgewinde.
Für das M39-Gewinde sind auch heute noch vereinzelt hochwertige Objektive erhältlich wie beispielsweise das hochlichtstarke Zunow 1.1/50 aus Japan (Preis um 5.000 Euro).
Für Vergrößerungsobjektive ist M39 nach wie vor Standard.
Das „M“ in der Bezeichnung steht für metrisch. In Japan und in den angelsächsischen Ländern sind auch in der Fototechnik andere Gewinde gängig, wie etwa bei T-2-Adaptern.
[Bearbeiten] M40-Schraubgewinde
Eher exotisch ist das M40-Schraubgewinde, das vor allem in den 1930er Jahren in Gebrauch war. Die bis Ende der 1940er Jahre gefertigten Kameras Praktiflex sowie die Praktiflex II von Praktica beziehungsweise Pentacon verfügten über diesen Objektivanschluss. Eingeführt wurde es, um Patentstreitigkeiten mit dem Leica-Gewinde aus dem Weg zu gehen.
Einige CCD-Zeilenkameras verwenden auch heute noch das M40-Anschraubgewinde.
[Bearbeiten] M42-Schraubgewinde
M42 ist die Bezeichnung für ein genormtes Schraubgewinde, das beispielsweise in Kameras von Praktica, Voigtländer, Ricoh und Pentax (Pentax Spotmatic), Pentax ES, ES II verwendet wurde; M42 ist der Nachfolger des älteren M39-Schraubgewindes und stammt aus einer Zeit, als die Kamerahersteller noch nicht versuchten, die Kunden an das eigene System durch proprietäre Objektivbajonette zu binden.
Das früher weit verbreitete M42-Schraubgewinde spielt am heutigen Markt nur noch eine untergeordnete Rolle. Zahlreiche Kameragehäuse für dieses Gewinde sind jedoch auf dem Gebrauchtmarkt günstig erhältlich. Die Firma Zenit in Russland fertigt weiterhin neue M42-Kameragehäuse (Stand: 2006); die aktuellen Modelle verbinden ein modernes Design mit einfacher, aber robuster Technik (mechanischer Verschluss mit Zeiten von 1/500 s bis 1/30 s und B; Batteriestrom wird nur für die TTL-Belichtungsmessung benötigt). Einige Firmen wie Tokina, Soligor und Sigma bieten auch neue Objektive an, die für die „alten“ und neuen Kameragehäuse passen.
Objektive mit M42-Gewinde lassen sich grundsätzlich an allen Kameras verwenden, für die es mechanische Adapter gibt (zum Beispiel Canon FD und EF, Contax/Yashica, Minolta MD und AF, Nikon, Pentax K, Praktica). In der Regel gehen jedoch meist jegliche Automatikfunktionen verloren, die verwendete Kamera sollte möglichst in der Lage sein, die Belichtungsmessung durch das Objektiv auch bei Arbeitsblende durchzuführen.
Die Anschlüsse von M42-Objektiven sind jedoch durchaus nicht alle gleich: neben der normalen Befestigung, bei der das Objektiv durch das Festdrehen des Gewindes fixiert wird, gibt es auch Objektive mit mechanischem Anschlag (Voigtländer, Pentax letzte Serien M42, jedoch in der Ausführung verschieden und zur Blendenwert-Übertragung nicht untereinander kompatibel). Diese Objektive ermöglichen eine Übertragung des voreingestellten Blendenwertes an das Kamera-Gehäuse und eine Belichtungsmessung bei offen bleibender Blende.
Der normale Belichtungs-Messvorgang an einer M42-Kamera schließt die Blende während der Messung auf den vorgewählten Wert, das Sucherbild dunkelt hierbei ab (soweit die Blende nicht ganz geöffnet vorgewählt wird).
Außerdem ist auch eine elektrische Übertragung des Blendenwertes realisiert worden (Practica LLE). Der einzige Standard, auf den für M42-Objektive halbwegs Verlass ist, besteht in der Blendenschließfunktion mit einem axial betätigten Stift. Dieser Stift gelangt beim Festdrehen ungefähr nach unten, in die Sechs-Uhr-Position. Dieser Stift ist an fast allen M42-Objektiven zu finden, die keine langen Tele-Brennweiten haben. Diesen Stift also sollte man haben, jedoch alle anderen Blenden-Features beim Kauf von M42-Objektiven meiden. (Es sei denn, man besäße eines der höher spezialisierten Kamera-Gehäuse mit Offenblend-Messung; selten, zu Sammlungszwecken sehr teuer.)
Vergrößerungsgeräte aus osteuropäischer Produktion verwenden teilweise das M42-Gewinde, um M39-Vergrößerungsobjektive daran einsetzen zu können, ist ein Adapterring erforderlich.