Octopus-Karte
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Octopus-Karte ist eine wiederaufladbare, berührungslose Chipkarte, die im elektronischen Zahlungsverkehr in Hongkong benutzt wird. Vorgestellt im September 1997 als eine Fahrkarte für die städtische U-Bahn (MTR), hat sie sich zu einem weit verbreiteten bargeldlosen Zahlungsmittel entwickelt. Sie kann unter anderem in Lebensmittelläden, Supermärkten, Parkhäusern und weiteren Verkaufsstellen benutzt werden. Mit 9 Millionen Octopus-Karten im Umlauf und fast 300 Dienstleistungsfirmen, die diese akzeptieren, stellt sie eines der weltweit erfolgreichsten e-cash-Systeme dar (Stand Januar 2006). Sie ersetzte das vorherige Magnetkartensystem, genannt "Common Stored Value Ticket" (Allgemeine Speicherkarte).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einführung
Da die Octopus-Karte anonym ist, muss sich ihr Benutzer beim Kauf nirgends registrieren oder seinen Ausweis vorlegen. Sie kann an den Service-Schaltern der Haltestellen der Mass Transit Railway (MTR) und Kowloon Canton Railway (KCR) erworben werden. Bei Verlust der Karte ist nur das darauf gespeicherte Guthaben verloren. Im internen Speicher der Karte sind keinerlei persönliche Informationen über Kontoverbindung oder Kreditkartendaten abgelegt. Ausgenommen ist die "personalisierte" Octopus-Karte.
Die Karte kann in nahezu allen Transportsystemen Hongkongs, vielen Geschäften in der Stadt, darunter 7-Eleven (Lebensmittelladen), McDonald's, anderen Fast-Food-Restaurants, sowie bei Starbucks benutzt werden.
Obwohl die Octopus-Karte anonym ist, enthält jede eine einzigartige Seriennummer. Daher wird sie in manchen Gebäuden zur Zutrittskontrolle verwendet. Nur Personen mit im System registrierten Karten wird der Zugang gewährt.
Ebenfalls wurden Octopus-Armbanduhren hergestellt, die an den Service-Schaltern der MTR und im 7-Eleven gekauft werden können.
[Bearbeiten] Fakten
- 10 Millionen Octopus-Karten sind im Umlauf
- 8 Millionen Geschäftsvorgänge finden täglich statt
- 95% der Bevölkerung Hong Kongs benutzt sie
- Etwa 25% der Transaktionen finden nicht transportbedingt statt
- Das durchschnittliche Kartenguthaben beträgt zwischen 63 und 66 HKD
- 416 Millionen HKD befinden sich auf allen Karten zusammen (Stand Juli 2000)
(Quelle: RFID Journal, FinanceAsia)
[Bearbeiten] Benutzung
Da die Octopus-Karte berührungslos funktioniert, wird es für den Erstbesucher Hongkongs merkwürdig erscheinen, dass die Leute ihre Geldbeutel, Handtaschen, Rucksäcke oder Jacken auf den gelb-orange-farbenen Octopus-Kartenleser darüberstreifen. Die Karte funktioniert durch gewöhnliches Material wie Baumwolle oder Leder hindurch bis zu einem Abstand von mehreren Zentimetern. Das Abbuchen des Guthabens dauert nur 0,3 Sekunden.
Die Abbuchung der Octopus-Karte ist ein Teilstreckenverfahren (Speichern und Weitersenden), d.h. die Kartenleser brauchen keine Standverbindung zu einer zentralen Datenbank oder einem Computer. Die gespeicherten Informationen über eine Abbuchung werden Stunden später über einen Computer abgerufen oder können durch ein Verrechnungsgerät (normalerweise ein Pocket PC) ausgelesen werden.
Die private Creative Star Limited (CSL) hat den Betrieb 1993 aufgenommen und ist zuständig für den Kontenausgleich zwischen dem Octopus-System und den Betreibern bzw. den Händlern. Aufgrund dieser Tätigkeit besitzt die CSL eine Erlaubnis zum Einnehmen von Zahlungen von der Hong Kong Monetary Authority (HKMA).
[Bearbeiten] Technik
Das Octopus-System wurde von AES Prodata (Hong Kong) Limited, einem Mitglied der ERG Group of Companies mit Hauptsitz in Perth, Australien, entwickelt. AES Prodata ist verantwortlich für die Auslegung, den Aufbau, Betrieb, die Wartung und Finanzierung des Inkassos der Fahrpreise im Octopus-System.
Für die Octopus-Karte wird die RFID-Technik (radio frequency identification) benutzt, sodass die Benutzer die Karte nur in die Nähe des Lesers halten müssen. Ein direkter Kontakt ist nicht nötig. Als Mikrochip, mit über 12 Millionen ausgelieferten Karten für Hongkong, wird der "Sony 13.56 MHz FeliCa RFID"-Chip benutzt. Octopus verwendet ein nichtstandardisiertes Verfahren für RFID, da 1997, während der Entwicklungsphase, dieser Industriezweig noch im Aufbau war und sich noch kein Standard herausgebildet hatte.
Um die Informationen über die Buchungen zu übertragen, sind die Haltestellen mit lokalen Netzwerken (LAN) ausgestattet, die mit verschiedenen Geräten wie Drehkreuzen, Auflade-Terminals und Kartenprüfer der Octopus-Karte umgehen können. Ein solches Netzwerk besitzt über ein Frame Relay Wide Area Network eine Verbindung mit der Zentrale im Hafen von Kowloon. Von dort werden alle Transaktionen, Abbuchungen, Benutzerstatisiken und Kartenaufladungen, verwaltet, die von den verschiedenen Dienstleistungsanbietern täglich übermittelt werden.
Die gleiche Technik wird noch für folgende Karten verwendet:
- Singapur: EZ-link-Karte seit 2002
- Großraum Tokio: Super Urban Intelligent Card (Suica) seit 2001
- Taipei: Easycard für die MRT (Taipei)
- Atlanta: Breeze Card seit 2006
- London: Oyster seit 2003
[Bearbeiten] Personalisierte Octopus-Karte
Eine kürzlich herausgegebene Variante ist die "personalisierte" Octopus-Karte, die die Bankkonto-Verbindung des Inhabers enthält, um eine automatische Aufladung oder eine automatisierte Bezahlung sicherzustellen. In diesem Fall verzichtet man allerdings auf die Anonymität. Sie bietet aber die Annehmlichkeit der automatischen Aufladung von 250 HKD, falls das Guthaben aufgebraucht werden sollte. Gegen Missbrauch bei Verlust kann die Karte gesperrt werden.
[Bearbeiten] Spezielle Octopus-"Karten"
Es existiert eine Armbanduhr, die den Octopus-Chip im Plastik-Armband enthält. Der Benutzer braucht nur mit dem Handgelenk über den Kartenleser zu streifen. Nokia produzierte ein Octo-Phone, welches den Chip im Xpress-on-Cover der Mobiltelefone (Nokia-3300-Serie) enthält.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Octopus card – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |