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PAL-Beschleunigung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

PAL-Beschleunigung (engl. PAL Speed-up) bezeichnet einen Effekt, der entsteht, wenn Filme und Videoaufzeichnungen vom Kino-Lichtfilmmaterial (auch Kinotrailer) oder NTSC-Format ins PAL-Format umgewandelt werden. Diese Art der Normwandlung wird üblicherweise angewandt, wenn das Ausgangsmaterial mit 24 Bildern pro Sekunde produziert wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Technischer Hintergrund

Herkömmliche Kinofilme laufen mit 24 Bildern pro Sekunde und NTSC-Norm-Videofilme (auf DVD, VHS-Kassetten etc.) werden mit 29,97 Bildern pro Sekunde abgespielt (in 59,94 Halbbildern). Die Konvertierung vom Kinofilm zu NTSC erfolgt, indem die Filmbilder abwechselnd jeweils drei und zwei Halbbilder einnehmen (2:3-Pull-Up), sodass man aus 24 Kinobildern 30 NTSC-Bilder erzeugt. Nachteile dieses Verfahrens sind das Auftreten von ruckelnd wirkenden Bewegungsabläufen bei langsamen Schwenks – ein Vorteil ist dagegen die nahezu korrekte Wiedergabegeschwindigkeit.

Bei PAL mit seinen 25 Bildern pro Sekunde wäre die Umwandlung mit Pull-Ups weitaus unpraktischer, da die Zahlen 24 und 25 (anders als 24 und 30) keine gemeinsamen Teiler haben; daher wird der Nachteil der beschleunigten Wiedergabe zu Gunsten eines einfachen 1:1-Konvertierungsverfahrens in Kauf genommen. Das so genannte PAL Speed-up dient dazu, dass für sämtliche PAL-Geräte die Bildfrequenz auf die von der Norm vorgeschriebenen 25 Bilder pro Sekunde erhöht wird, wodurch ein Film, absolute Inhaltsgleichheit einmal vorausgesetzt, automatisch eine um 4 % kürzere Lauflänge hat. Kino-Filme hingegen laufen um 4,17 % (1/24) und NTSC-Videos um 4,27 % (1/23,976) länger als die entsprechende PAL-Version.

Auf PAL Speed-up muss allerdings verzichtet werden, wenn das Ausgangsmaterial

  • von einer Videokamera stammt = 59,94 Halbbilder pro Sekunde;
  • von einer progressiven NTSC-Quelle stammt = 29,97 Bilder pro Sekunde.

Dann werden bei der Normwandlung die Bilder zeitgenau auf die 50 Halbbilder pro Sekunde des PAL-Formats gewichtet verteilt (Blending), manchmal auch als Interpolation bezeichnet.

Es kommt auch vor, dass ein TV-Sender die Originallänge eines Films oder einer Serie ohne PAL-Beschleunigung wünscht. Dann wird, ähnlich wie bei NTSC, mit Mischbildern gearbeitet, jedoch heißt dieses Verfahren nicht 2:3-Pull-up, sondern 2:2:2:2:2:2:2:2:2:2:2:3-Pull-up (11*2+3=25 Pull-ups). Dabei wird jedes 24. Halbbild wiederholt. Der Vorteil ist, dass Originalgeschwindigkeit und Tonhöhe ohne weitere Bearbeitung erhalten bleiben. Ein Nachteil ist, dass durch dieses Verfahren bei Kameraschwenks zweimal in der Sekunde das Bild kurz stehenbleibt, der Rucklereffekt also stärker als beim NTSC-2:3-Pull-up ist.

Bei Videofilmen kommt hinzu, dass es bei Produktionen von vor Beginn der 1990er-Jahre noch nicht die technische Möglichkeit gab, den Pull-Up wieder rückgängig zu machen (Inverse Telecine). Daher war das Blending oft die einzige Option.

[Bearbeiten] Rechenbeispiel

Wenn die Laufzeit eines Kinofilms mit z. B. 120 Minuten angegeben ist, verändert sie sich nach der PAL-Umwandlung wie folgt:

120 min · 96 % =
120 min · 0,96 =
120 min · 24/25 =
120 min ÷ 25/24 = 115,2 min = 115 min 12 sec.

Demnach ist der betreffende Film in der identischen PAL-Version einer DVD nur noch 115 Minuten und 12 Sekunden lang. Andersherum hat ein Film auf einer PAL-DVD mit einer Lauflänge von 120 Minuten im Original insgesamt 125 Minuten:

120 min ÷ 96 % =
120 min ÷ 0,96 =
120 min ÷ 24/25 =
120 min · 25/24 = 125 min.

Bei einem Vergleich zwischen NTSC- und PAL-Video wird entsprechend mit 23,976 Bildern pro Sekunde bzw. 95,904 % gerechnet.

[Bearbeiten] Auswirkungen

Technisch gesehen wird der Film um 1/24 (4,17 %) schneller abgespielt und es erhöht sich auch der Ton um 1/24, was etwa 98 % eines Halbtones entspricht. Dies wird dem Zuhörer auffallen, wenn er darin vorkommende Musikstücke schon von anderen Quellen wie z. B. einer CD kennt – oder über ein absolutes Gehör verfügt. Die Beschleunigung des Bildes wird vom Menschen allerdings kaum wahrgenommen, ebenso wenig wie die Tonhöhenänderung der Sprache, zumindest für diejenigen, die Synchronfassungen von Filmen vorziehen. Wer allerdings z.B. die Originalstimme von Denzel Washington aus dem Kino kennt, wird sich sehr über seine plötzlich höhere Stimmlage auf einer PAL-DVD wundern!

Um das Tonhöhenproblem zu umgehen, wird zum Teil bei Serien und sehr selten bei Filmen eine Tonhöhenkorrektur oder die PAL-Beschleunigung durch das Time-Stretch-Verfahren durchgeführt. Ein Nachteil davon ist, dass durch diese Verfahren Klangartefakte in Form von winzigen Tonaussetzern auftreten, welche aber bei einer PAL-Beschleunigung um etwa 4,17 % kaum hörbar sind. Deutlich hörbare Klangartefakte würden erst bei einer Beschleunigung ab ca. 15 % auftreten. Wenn es ein Recht auf die Originalität der Tonhöhe gäbe, dann wäre die Tonhöhenkorrektur oder das Time-Stretch-Verfahren bei der Übertragung sowohl im TV als auch auf DVD Pflicht. Ein sehr elegantes, wenn auch technisch etwas aufwendigeres Verfahren ist dagegen das Abspielen von PAL-Datenträgern mit Hilfe eines HTPC (vgl. auch Stichwort 'reclock' im Wiki-d65 -> http://www.d65.de/wiki/Spezial:Allpages).

Bei synchronisierten Fernsehproduktionen wird unterschieden:

  • Synchronisation vor der PAL-Beschleunigung: Die Stimmlage der Synchronsprecher wird ebenfalls angehoben. Dies ist oft bei alten Produktionen der Fall, bei denen nach der Erstaufführung nochmal eine neue, qualitativ bessere Normwandlung vorgenommen wurde. Meistens geschieht dies im Zusammenhang mit einer DVD-Veröffentlichung.
  • Synchronisation nach der PAL-Beschleunigung: Nur die Musik- und Geräuschspuren werden angehoben. Diese Art der Bearbeitung wird zunehmend bei neuen Produktionen angewandt, neuerdings auch teilweise im Kino.
  • Synchronisation vor oder nach der PAL-Beschleunigung mit richtiger Tonhöhe: Musik-, Geräusch- und Synchronspuren behalten ihren natürlichen Klang. Diese Art der Bearbeitung wird zunehmend bei (US-)Serien, die im TV gezeigt werden, angewandt. Werden diese gezeigten Serien auf DVD veröffentlicht, wurden sie aber unterschiedlich bearbeitet. Einige Serien mit, andere jedoch ohne die richtige Tonhöhe. Manchmal schwankt sogar die Tonhöhe von Folge zu Folge. Es kommt sogar vor, dass z. B. die englische Originaltonspur korrigiert wird und die deutsche nicht. Das liegt daran, dass bei der Übertragung auf DVD hin und wieder schlecht und nicht konsequent gearbeitet wird.

Bei Diskussionen von Film-Fans kann die PAL-Beschleunigung zu Konfusionen führen, so unter anderem über die so genannten Cut-or-Uncut-Versionen. Es gibt in den meisten Fällen zuerst einmal Informationen über die Kino-Version eines Films und über NTSC-DVDs aus den USA, da diese früher erscheinen als die PAL-DVDs in Europa. Die unterschiedlichen Lauflängenangaben führen nicht selten zu Fehlinformationen von Laien, welche dann häufig Unsicherheit, Diskussionen und zum Teil auch unnötige Beschwerden von Filmfans auslösen. So lange aber keine fundierten Aussagen der Verleihfirmen über tatsächlich erfolgte Schnitte bzw. Kürzungen zur Erlangung einer ganz bestimmten Altersfreigabe der FSK vorliegen, können geänderte Handlungspassagen meist nur durch einen Eins-zu-eins-Direktvergleich verschiedener DVDs aufgespürt werden. Voreilige Aussagen über „verstümmelte“ Filme ('Cut-Version') sollten stets sehr skeptisch betrachtet werden. Eine Lösung dieses Problems hat vor einiger Zeit vielleicht die Firma Kinowelt gefunden: Auf dem Director's-Cut-DVD-Cover des Films Saw wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass seine PAL-Laufzeit von ca. 99 Minuten der einer ca. 103 Minuten langen NTSC- oder Kinofassung entspricht.

[Bearbeiten] Weblinks

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