Pegasusbrücke
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Pegasusbrücke (vor 1944 Bénouville-Brücke) bei Bénouville, Frankreich, ist eine Hebebrücke.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemein
Die Pegasusbrücke wurde 1934 erbaut. Am D-Day wurde sie von alliierten Luftlandeeinheiten der 6. Britischen Luftlandedivision unter dem Befehl von John Howard, im Verlauf der Operation Tonga, erobert. Nachdem die Brücke unter alliierter Kontrolle war, wurde sie nach dem Schulterstück der 6. Britischen Luftlandedivision, einem geflügelten Pferd, offiziell in Pegasusbrücke umbenannt. Die Straße über die Pegasusbrücke benannte man zu John Howards Ehren "Major Howard Avenue". Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Verkehr auf dem Caen-Kanal anstieg und die Schiffe immer größer wurden, erweiterte man den Kanal, woraufhin die alte Brücke 1994 durch eine vergrößerte Kopie der ursprünglichen Konstruktion - um den historischen Gesamteindruck zu wahren - ersetzt wurde. Die alte Brücke wird im Pegasus Memorial verwahrt. Die Brücke ist 42,20 Meter lang, 9,70 Meter breit und 11 Meter hoch.
[Bearbeiten] Der Kampf um die Brücke
Das Hauptziel der Brückeneroberung war die Sicherung der Ostflanke der Invasionstruppen in der Normandie. Es sollte verhindert werden, dass die Truppen durch einen Gegenangriff seitlich „aufgerollt“ werden würden. Die Ostflanke stellte der Ornefluss und der Caen-Kanal dar. Die einzigen Übergänge über diese Wasserläufe waren die später so benannten Pegasusbrücke und die Horsabrücke. Eine Eroberung dieser Brücken würde also die gesamte Flanke sichern.
Der erste Angriff wurde durch 181 Soldaten des 2.Oxfordshire und Buckinghamshire Leichten Infanterieregiments unter Führung von Major John Howard ausgeführt. Die Operation wird manchmal fälschlicherweise als Operation Coupe de Main bezeichnet, hatte aber historisch keine eigene Bezeichnung. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die Originalbefehle die Major Howard von Brigadier Nigel Poett bekam, keinerlei Bezeichnung aufweisen.
Drei Gleiter landeten am 6. Juni 1944 um 00.16 Uhr nah beieinander, 50m von der Pegasus Brücke entfernt. Der erste Gleiter Nr. 92, transportierte Major Howard und den 1. Zug. Geplant war eine harte Landung, damit die Gleiternase die ersten Stacheldrahtverhaue vor der Brücke beseitigen würde. Durch diese Art von Landung wurden die beiden Piloten des Gleiters aber durch die Plexiglasverkleidung des Cockpits nach draußen geschleudert, wodurch sie die ersten Soldaten waren, die während der Invasion französischen Boden betraten.
Den Soldaten wurde schnell bewusst, dass trotz der harten Landung niemand etwas bemerkt hatte und draußen alles ruhig blieb, obwohl die deutschen Wachen auf der Brücke nur 50m entfernt waren. Später wurde bekannt, dass die Wachen die Gleiterlandung für Trümmerstücke eines abgeschossenen alliierten Bombers hielten. Der 1. Zug befreite sich schnell aus dem Gleiter und konnte schnell eine Maschinengewehrstellung an der Brücke vernichten. Der Rest des Zuges unter Leutnant Brotheridge überquerte schießend und handgranatenwerfend die Brücke. Am anderen Ufer konnte eine weitere Maschinengewehrstellung erobert werden, wobei Leutnant Brotheridge tödlich getroffen wurde. Er war damit das erste Opfer der Invasion.
Der 2. Zug landete kurz nach Beginne des Angriffs und unterstützte den 1. Zug bei der Überquerung der Brücke. Die Landung des 3. Zuges war nicht so glücklich, da einige Männer aufgrund der harten Landung im Wrack eingeklemmt wurden, einer wurde in einen nahegelegenen See geschleudert. Nachdem sie sich befreit hatten unterstützen sie ebenfalls den Angriff auf das Westende der Brücke.
Während des Angriffs erklommen Pioniere der 249. Feldkompanie die Brücke und untersuchten sie nach Sprengstoffen. Sie stellten fest, dass die Brücke zwar für eine Sprengung vorbereitet war und alle Drähte vorhanden waren, der Sprengstoff aber aus Angst vor Unfällen oder Sabotageaktionen der französischen Resistance noch nicht vor Ort war. Die deutsche Brückenwache wurde völlig überrascht und konnte sich erst nach und nach zu einem Gegenangriff entschließen. Als sie aber erkannten, das Widerstand zwecklos war, flohen viele Soldaten. Die Bénouville- oder Pegasusbrücke war damit unter britischer Kontrolle.
Wenige hundert Meter weiter östlich überspannte die Ranville- oder Horsabrücke die Orne. Dies war das zweite Ziel der Briten und wurde von drei weiteren Gleiterflugzeugen angeflogen. Einer der Gleiter verfehlte die Landezone und landete mehrere Kilometer von der Brücke entfernt, so dass die Soldaten in die Kämpfe nicht eingreifen konnten. Die anderen beiden Gleiter landeten aber in der Nähe. Der 6. Zug landete zuerst und begann die Brücke anzugreifen. Die deutsche Wachmannschaft war nun allerdings durch den Gefechtslärm von der Pegasusbrücke alarmiert. Glücklicherweise beschränkte sich die Verteidigungsmöglichkeit der Deutschen auf eine einzelne Maschinengewehrstellung. Diese schoss ein paar ungezielte Salven auf die anrückenden Briten, floh dann aber, als ihre Stellung unter Mörserfeuer genommen wurde. Ohne weiteren Widerstand konnte die Brücke erobert werden.
Der 5. Zug landete einige Minuten später 700 m von der Brücke entfernt und erreichte sie, als die Kämpfe auf der Brücke bereits beendet waren. Damit war der Einsatz ein voller Erfolg für die britischen Truppen.
Mit vergleichsweise geringen Verlusten wurden beide Brücken innerhalb von 10 Minuten erobert. Die Landung der Gleiter auf den sehr engen Landezonen wurde später vom Oberkommandierenden der alliierten Luftstreitkräfte während der Invasion, Vizeluftmarschall Leigh-Mallory, als „eines der überragendsten Flugmanöver des Krieges“ gewürdigt.
40 Minuten nach Eroberung der Brücke sprangen Teile der 6.Britischen Luftlandedivision per Fallschirm ab, um die Verteidiger der Brücke zu unterstützen. Diese hatten sich noch zwei Stunden lang gegen spärliche Gegenangriffe von deutschen Truppen zu erwehren, bis die Verstärkung eintraf.
Übersehen wird bei dem Angriff auf die Brücken oft die Rolle des 7. Fallschirmjäger Bataillons, das westlich des Caen-Kanals absprang und dadurch die Hauptmacht der deutschen Gegenangriffe auf die Brücken am 6. Juni abfangen musste. Sie sprangen mit 600 Mann ab, landeten aber aufgrund widriger Absprungbedingungen weit verstreut. Nur etwa 300 Soldaten fanden sich am Sammelpunkt ein. Sämtliche Ausrüstung, Maschinengewehre, Mörser usw. wurden vermisst. Nichtsdestotrotz errichteten sie einen Brückenkopf um die Pegasusbrücke und wehrten ständige feindliche Gegenangriffe ab, obwohl diese auch von gepanzerten Fahrzeugen unterstützt wurden. Im Ort Bénouville wurden teilweise einzelne Einheiten von deutschen Streitkräften eingekreist.
Die ersten Verstärkungen die vor Ort erschienen waren die 6. Kommandos unter der Führung von Lord Lovat, die unter Dudelsackklängen Richtung Brücken marschierten. Diese Verstärkungen waren aber eigentlich nicht für die Besatzer der Brücke bzw. das 7. Bataillon gedacht , sondern es war Aufgabe der 6. Kommandos über die Brücke zu marschieren und das Gebiet östlich des Caen-Kanals zu sichern, dass noch von Einheiten der deutschen 6. Fallschirmjägerdivision gehalten wurde. Das 7. Bataillon musste unter großen Verlusten noch bis 21.15 Uhr aushalten, bis das Royal Warwickshire Regiment seinen Weg von den Invasionsstränden zu den Brücken gefunden hatte und Bénouville befreite.
[Bearbeiten] Verwendung in Medien
Der Kampf um die Pegasusbrücke wurde zu einem der bekanntesten Ereignisse der alliierten Invasion in der Normandie. Viele Filme, Bücher oder andere Medien verarbeiteten den Kampf um die Pegasusbrücke.
Im 1962 erschienenen Spielfilm Der längste Tag, wird die Eroberung der Pegasusbrücke unter dem Befehl von Major John Howard (gespielt von Richard Todd) nachgestellt. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Cornelius Ryan. Des Weiteren stellt der Film auch andere Teile der alliierten Landung in der Normandie dar.
Im Computerspiel Call of Duty kann man den Angriff auf die Pegasusbrücke in einer eigenen Mission nachspielen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Daten (englisch)
- Infos zur Erstürmung der Pegasusbrücke (englisch)
- Fotomaterial u.a. zur Pegasusbrücke (englisch)
- Geschichte der Pegasusbrücke (englisch)
- Pegasus Memorial (englisch)
- BBC "The People's War" (englisch)
- Die Brücke im Jahr 1944 (englisch)
- Detaillierte Beschreibung der Umgebung (englisch)
Koordinaten: 49° 14′ 32" n. Br., 0° 16′ 27" w. L.