Proselytismus
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Der Ausdruck Proselytismus (v. griech: προσέρχομαι prosérchomai hinzukommen) bezeichnet in der Religion bzw. Mission die Bemühung um einen Wechsel der Konfession. Er bezeichnet also das Abwerben von Gläubigen aus anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften hin zur eigenen Kirche oder Gemeinschaft. Proselytismus ("Proselytenmacherei") ist also die Einflussnahme einer Organisation oder Person auf den Einzelnen. Er soll die Konversion des Einzelnen in die proselytenmachende Gemeinschaft bewirken.
Missionierende Religionen mit universalem Absolutheitsanspruch tendieren eher zum Proselytismus als z.B. Lokal- und Naturreligionen.
Viele Religionsgemeinschaften betreiben Proselytismus oder haben ihn im Laufe ihrer Geschichte betrieben. In der Geschichte des Christentums wurde diese auch sheep stealing genannte Praxis besonders seitens der westlichen Kirchen gegenüber den orthodoxen Kirchen geübt. Bis in die Gegenwart führt dies zu Konflikten. Anders als die etablierten Missionsgesellschaften, die ein einerseits gewissenmäßig und andererseits territorial abgegrenztes Arbeitsfeld durch Übereinkünfte gegenseitig zu respektieren suchten, fühlen sich gegenwärtig charismatische und pfingstlerische Bewegungen an Absprachen nicht gebunden. So entfalten amerikanische Evangelikale gegenwärtig einen regen Proselytismus in Russland und anderen Ländern, z.B. in Osteuropa.
Kirchen haben in verschiedenen Phasen der Geschichte auch unter Einsatz begleitender Mittel (Gewalt, materielle "Anreize", Protektion) Konvertiten gewonnen.
Auch im Islam gab und gibt es proselytische Strömungen.
Das Judentum hat und hatte teilweise sogar eine eher konversionsfeindliche Einstellung, hat aber im Laufe seiner Geschichte ebenfalls Fälle von Proselytismus gekannt, zum Beispiel die Judaisierung des Turkvolkes der Chasaren.