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Rüsselkäfer - Wikipedia

Rüsselkäfer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rüsselkäfer
 Fichtenrüsselkäfer (Hylobius abietis L.)
Fichtenrüsselkäfer (Hylobius abietis L.)
Systematik
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Tracheentiere (Tracheata)
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Rüsselkäfer
Wissenschaftlicher Name
Curculionidae
Latreille, 1802

Die Rüsselkäfer (Curculionidae) stellen mit über 600 schwer unterscheidbaren heimischen Arten, nach den Kurzflüglern, die zweitgrößte heimische Käferfamilie dar. In den Tropen sind sie noch stärker vertreten. Sie sind weltweit mit 40.000 bis 60.000 Arten vertreten, ca. 1200 Arten wurden in Mitteleuropa beschrieben. Weltweit gehört etwa jeder 5. bekannte Käfer und jedes 30. Tier in diese Gruppe. Damit sind die Rüsselkäfer wahrscheinlich die artenreichste Familie aller Lebewesen. Einige Arten dieser Familie richten zum Teil sehr großen Schaden an Bäumen, Kräutern und anderen Gartenpflanzen an, darunter der Getreiderüssler, der schon im antiken Ägypten auftrat. Neuerdings wurden einige Arten mit Erfolg zur biologischen Unkrautbekämpfung eingesetzt. Die bei weitem meisten Arten führen jedoch ein verborgenes Leben, sind wenige Millimeter lang und nur bei gezielter Beobachtung zu entdecken.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lebensweise der Rüsselkäfer

Rüsselkäfer gehören zu den Käfern, der artenreichsten Insektenordnung. Wie die Schmetterlinge, Hautflügler (Bienen, Ameisen usw.), Zweiflügler (Fliegen) durchleben sie eine vollständige Verwandlung vom Ei über die Larve und Puppe zum fertigen Insekt. Käfer und Larven fast aller heimischen Arten sind phytophag, das heißt, sie ernähren sich von Pflanzen.

Die Larven entwickeln sich, je nach Art, in Stängeln, Blütenböden, Wurzeln oder in Holz. Larven einiger Arten minieren in Blättern, so beispielsweise die Larve des Buchenspringrüsslers, oder sind freilebend.

Meist wird nur eine Generation pro Jahr durchlaufen. Die Überwinterung erfolgt häufig im Imaginalstadium. Einige Arten sind parthenogenetisch (d. h. es existieren keine Männchen mehr).

[Bearbeiten] Bau der Rüsselkäfer

Rhopalapion longirostre
Rhopalapion longirostre

Es sind kleine bis große Käfer (1,3–20 mm), die deutlich am Rostrum = „Rüssel“ zu erkennen sind. Dieses Rostrum ist bei den einzelnen Arten unterschiedlich lang und kann sogar mehr als Körperlänge erreichen (z.B. Haselnussbohrer (Curculio nucum)).

Die Fühler sind meist gekniet: das erste Glied (= Fühlerschaft) ist stark verlängert, darauf folgt gewinkelt angesetzt die mehrgliedrige Fühlergeißel.

Sehr unterschiedliche Färbung, es gibt farbige oder einfarbige Arten. Oft jedoch sind die Tiere unauffällig schwarz oder schwarzbraun gefärbt. Der Körper ist, ähnlich wie der Schmetterlings-Körper, mit Schuppen bedeckt.

Die Beine sind kräftig entwickelt (zum langsamen Schreiten), einige Arten, wie der Buchenspringrüssler, können sogar springen. Füße fünfgliedrig, das vierte Glied jedoch oft nur undeutlich zu erkennen. Die Fußunterseiten sind dicht behaart. Die Flügel sind normalerweise entwickelt, können aber auch fehlen (z. B. beim Großen schwarzen Rüsselkäfer).

[Bearbeiten] Wirtschaftliche Bedeutung der Rüsselkäfer

Arten, wie der gefurchte Dickmaulrüssler, der Große Braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis) oder der Gemeine Graurüßler (Brachyderes incanus) können in Wäldern und Gärten beträchtlichen Schaden anrichten. Andere Arten werden zur Kontrolle invasiver Pflanzen eingesetzt. Die 2 mm große Art Stenopelmus rufinasus aus Florida wird in Afrika gegen den großen Algenfarn (Azolla fulicoloides) eingesetzt. Dieser Farn vermehrt sich rasant, überzieht die Oberfläche von südafrikanischen Gewässern mit einem dicken Teppich von Blättern. Als Folge werden wichtige Wasserwege unpassierbar, Bewässerungspumpen und Rohre verstopfen. Die absterbenden Pflanzenmassen entziehen dem Wasser Sauerstoff, Fäulnisgestank entsteht. Weidevieh verwechselt den Teppich mit Gras, verfängt sich darin und ertrinkt. Erste Versuche zeigen, dass Stenopelmus rufinasus, der sich monophag von Azolla ernährt, den Farn wirkungsvoll zurückdrängen kann.

[Bearbeiten] Gattungen und Arten (Auswahl)

  • Acalles
    • Kamel-Holzrüssler (Acalles camelus) (Fabricius, 1792)
    • Verwechselbarer Holzrüssler (Acalles commutatus)
    • Solaris Holzrüssler (Acalles dubius)
    • Stachliger Holzrüssler (Acalles echinatus) (Germar, 1824)
    • Querbinden-Holzrüssler (Acalles hypocrita) (Boheman, 1837)
    • Borstiger Holzrüssler (Acalles lemur)
    • Weissdorn-Holzrüssler (Acalles misellus)
    • Westlicher Holzrüssler (Acalles parvulus)
    • Heide-Holzrüssler (Acalles ptinoides)
    • Eichen-Holzrüssler (Acalles roboris) (Curt., 1834)
  • Anthonomus
    • Erdbeerblütenstecher (Anthonomus rubi)
    • Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum)
    • Pflaumenblütenstecher (Anthonomus bituberculatus)
    • Gesprenkelter Ebereschen-Blütenstecher (Anthonomus conspersus) (Desbr., 1868)
    • Pfefferkäfer (Anthonomus eugenii)
    • Traubenkirschen-Blütenstecher (Anthonomus humeralis) (Panzer, 1795)
    • Gewöhnlicher Weissdorn-Blütenstecher (Anthonomus pedicularius) (Linnaeus, 1758)
    • Birnen-Knospenstecher (Anthonomus piri) (Kollar, 1837)
    • Schlehen-Blütenstecher (Anthonomus rufus) (Gyllenhal, 1836)
    • Ulmen-Knospenstecher (Anthonomus ulmi) (De Geer, 1775)
    • Wellenbindiger Blütenstecher (Anthonomus undulatus)
    • Anthonomus grandis
  • Bagous
    • Schmaler Uferrüssler (Bagous angustus) (Silfv., 1977)
    • Schachtelhalm-Uferrüssler (Bagous collignensis)
    • Czwalinas Uferrüssler (Bagous czwalinae)
    • Steinbrech-Uferrüssler (Bagous diglyptus)
    • Fieberklee-Uferrüssler (Bagous frit )
    • Krebsscheren-Uferrüssler (Bagous glabrirostris) (Herbst, 1795)
    • Laichkraut-Uferrüssler (Bagous limosus)
    • Igelkolben-Uferrüssler (Bagous lutosus)
    • Teich-Uferrüssler (Bagous lutulentus) (Gyllenhal, 1813)
    • Binsen-Uferrüssler (Bagous lutulosus) (Gyllenhal, 1827)
    • Knotiger Uferrüssler (Bagous nodulosus)
    • Froschbiss-Uferrüssler (Bagous puncticollis)
    • Froschlöffel-Uferrüssler (Bagous robustus)
    • Hornblatt-Uferrüssler (Bagous subcarinatus )
    • Gewöhnlicher Uferrüssler (Bagous tempestivus)
  • Baris
    • Wermut-Zahnrüssler (Baris artemisiae) (Herbst, 1795)
    • Kohl-Zahnrüssler (Baris chlorizans) (Germar, 1824)
    • Glänzender Zahnrüssler (Baris coerulescens) (Scopoli, 1763)
    • Leuchtender Zahnrüssler (Baris cuprirostris) (Fabricius, 1787)
    • Färberwaid-Zahnrüssler (Baris fallax)
    • Raps-Zahnrüssler (Baris laticollis) (Marsham, 1802)
    • Kresse-Zahnrüssler (Baris lepidii) (Germar, 1824)
    • Schwarzer Reseda-Zahnrüssler (Baris morio)
    • Blauer Reseda-Zahnrüssler (Baris picicornis) (Marsham, 1802)
  • Ceutorhynchus
    • Kohlschotenrüssler oder Echter Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis)
    • Großer Rapsstengelrüssler oder Grosser Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus napi)
    • Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceuthorrynchus quadridens)
    • Hederich-Kleinrüssler (Ceutorhynchus alliariae) (Brisout, 1860)
    • Sand-Kleinrüssler (Ceutorhynchus atomus) (Boheman, 1845)
    • Blauer Kleinrüssler (Ceutorhynchus barbareae)
    • Stahlblauer Kleinrüssler (Ceutorhynchus chalybaeus) (Germar, 1824)
    • Wiesen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus cochleariae)
    • Saum-Kleinrüssler (Ceutorhynchus constrictus)
    • Gewöhnlicher Kleinrüssler (Ceutorhynchus contractus)
    • Hirtentäschchen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus erysimi) (Fabricius, 1787)
    • Blüten-Kleinrüssler (Ceutorhynchus floralis)
    • Unechter Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus gallorhenanus) (Sol., 1949)
    • Hellerkraut-Kleinrüssler (Ceutorhynchus gerhardti) (Schltz., 1899)
    • Schmalwand-Kleinrüssler (Ceutorhynchus griseus) (Brisout, 1869)
    • Dreieckiger Graukresserüssler (Ceutorhynchus hampei)
    • Schwachzottiger Kleinrüssler (Ceutorhynchus hirtulus) (Germar, 1824)
    • Metallischer Graukresserüssler (Ceutorhynchus ignitus) (Germar, 1824)
    • Nachtviolen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus inaffectatus)
    • Leprieurs Kleinrüssler (Ceutorhynchus leprieuri)
    • Schlanker Nahtstreif-Kleinrüssler (Ceutorhynchus nanus)
    • Marshams Kleinrüssler (Ceutorhynchus obstrictus)
    • Gefleckter Rapsstengelrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus)
    • Ödland-Kleinrüssler (Ceutorhynchus parvulus)
    • Weissbrust-Kleinrüssler (Ceutorhynchus pectoralis) (Weise, 1895)
    • Glänzender Zahnwurz-Kleinrüssler (Ceutorhynchus pervicax) (Weise, 1883)
    • Schwarzer Triebrüssler (Ceutorhynchus picitarsis) (Gyllenhal, 1837)
    • Teesdalien-Kleinrüssler (Ceutorhynchus posthumus)
    • Gepolsterter Kleinrüssler (Ceutorhynchus pulvinatus)
    • Zwerg-Kleinrüssler (Ceutorhynchus pumilio) (Gyllenhal, 1827)
    • Rotnasen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus pyrrhorhynchus) (Marsham, 1802)
    • Feuchtwiesen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus querceti) (Gyllenhal, 1813)
    • Rübsen-Kleinrüssler (Ceutorhynchus rapae) (Gyllenhal, 1837)
    • Wau-Kleinrüssler (Ceutorhynchus resedae)
    • Rheinischer Kleinrüssler (Ceutorhynchus rhenanus)
    • Roberts Kleinrüssler (Ceutorhynchus roberti) (Gyllenhal, 1837)
    • Färberwaid-Kleinrüssler (Ceutorhynchus rusticus)
    • Ufer-Kleinrüssler (Ceutorhynchus scapularis) (Gyllenhal, 1837)
    • Bodenstreu-Kleinrüssler (Ceutorhynchus scrobicollis)
    • Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus sulcicollis) (Paykull, 1800)
    • Leindotterrüssler (Ceutorhynchus syrites)
    • Kresse-Kleinrüssler (Ceutorhynchus turbatus)
    • Turmkraut-Kleinrüssler (Ceutorhynchus unguicularis)
  • Coeliodes
    • Schwarzer Eichenrüssler (Coeliodes dryados) (Gmelin, 1790)
    • Busch-Eichenrüssler (Coeliodes erythroleucus) (Gmelin, 1790)
    • Rotbrauner Eichenrüssler (Coeliodes ruber) (Marsham, 1802)
    • Kleiner Birkenrüssler (Coeliodes rubicundus) (Herbst, 1795)
    • Gebänderter Eichenrüssler (Coeliodes trifasciatus) (Bach, 1854)
  • Curculio
  • Hylobius
  • Dickmaulrüssler (Otiorhynchus)

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons
Commons: Rüsselkäfer – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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