Ratsche
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Der Ausdruck Ratsche bzw. Rätsche (von "rasseln" her, verwandt mit engl. "rattle") auch Schnarre bzw. Schnurre bezeichnet ein hölzernes Lärm- und Effektinstrument, zum Erzeugen von Krach.
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[Bearbeiten] Funktionsweise
Die Ratsche wird durch das schwungvolle Drehen eines schmalen Holzrähmchens mit einem Holzfederblatt um eine in der Hand gehaltene Achse, an der ein Zahnrad befestigt ist. Das hölzerne Federblatt rattert und schnarrt um das feststehende Zahnrad und erzeugt dabei je nach Stärke ein lautes, knatterndes Geräusch, das entsprechend der Drehgeschwindigkeit im Takt leicht veränderbar ist. Schnarren/Ratschen haben üblicherweise eine bis drei parallele Holzblattfedern übereinander.
Der Rahmen einer Drehratsche besteht aus Birkenholz, die gezähnte Walze aus Buchenholz. Durch eine seitliche Kurbel wird die Walze betätigt. Die dünnen Blätter der Ratsche sind aus Fichtenholz und erzeugen beim Drehen von Zahn zu Zahn den Schall. Die Flügelratschen haben eine Walze am Ende. Diese werden mit einem Stiel um die eigene Achse gedreht.
[Bearbeiten] Geschichtlicher Hintergrund
Früher zogen Bettelmusikant/innen mit einer Schnarre durch die Straßen, weshalb man sie auch als Schnorrer (hebräisch:שנאָרער) bezeichnete. In katholischen Gegenden ziehen Kinder damit durchs Dorf, um die Kirchenglocken zu ersetzen, die in der Zeit zwischen Karfreitag und Ostern nicht läuten.
Aber auch die städtischen Nachtwächter hatten früher eine Schnarre (bzw. Schnurre als Alarmsignal, wovon der Name "Schnurrbart" abgeleitet sein soll. Im Mittelhochdeutschen bedeutet "snurre = das Schnurren, Summen". "Schnurre" ist heute noch als Familienname gebräuchlich.
Laut einem Fastnachts-Rätschenbauer aus Sipplingen am Bodensee wurden diese Effektinstrumente früher im Weinbau verwendet, um gefräßige Vögel von den traubenbehangenen Weinstöcken zu vertreiben. In vorchristlicher Zeit sollen mit dem "Heiden"-Lärm die "Wintergeister" vertrieben worden sein.
[Bearbeiten] Heutige Verwendung
In verschiedenen mitteleuropäischen Regionen (Süddeutschland, Österreich, Böhmen) wurde die Schnarren/Rätschen spätestens seit dem 18. Jahrhundert in der Fastnacht und bei christlichen Prozessionen in der Karwoche benutzt. Sie ist in der Schweiz auch als Räre, Rääre, Rätschi, Rärre, Radelen, Rädelen, Rällen, Ratsche oder Karfreitagsklapper bekannt.
Die Schnarre (oder Flügel-Ratsche) ist heute noch im deutschsprachigen Raum ein beliebtes Instrument im Straßen-Karneval, bei kulturellen und sportlichen Großveranstaltungen, auf Demonstrationen sowie als Spielzeuginstrument.
In Süddeutschland und Österreich wurde die Ratsche spätestens seit dem 18. Jahrhundert in der Fastnacht und bei christlichen Prozessionen in der Karwoche benutzt. Sie ist auch in der Schweiz bekannt als Räre, Rääre, Rätschi, Rärre, Radelen, Rädelen, Rällen, Ratsche oder Karfreitagsklapper.
[Bearbeiten] Sonstiges
Das Wort Ratsche bezeichnet im Volksmund aber auch eine Rutschkupplung, ein Schieberad, eine Knarre oder einen Drehmomentschlüssel.
[Bearbeiten] Literatur
- Brigitte Bachmann-Geiser: Die Volksmusikinstrumente der Schweiz, in: Handbuch der europäischen Volksmusikinstrumente, Serie I, Bd. 4, Leipzig/Zürich 1981