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Raubkopie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Öffentliche Vernichtung von illegal kopierten CDs in Brasilien(Roosewelt Pinheiro/ABr)
Öffentliche Vernichtung von illegal kopierten CDs in Brasilien
(Roosewelt Pinheiro/ABr)

Der Begriff der Raubkopie wird umgangssprachlich für Kopien verwendet, die entgegen den Bestimmungen des Urheberrechts oder verwandter Schutzrechte hergestellt oder verbreitet werden. Vorzuziehen ist die Bezeichnung Schwarzkopie, da weder der Tatbestand eines Raubes, noch eines Diebstahls erfüllt ist. Der Begriff wurde vor allem von Lobbys der Musikindustrie und Filmindustrie geprägt (zum Beispiel in der Kampagne "Raubkopierer sind Verbrecher"), um dadurch eine Abschreckung des Kopierens urheberrechtlich geschützter Werke zu bewirken. Durch das Aufkommen von Internettauschbörsen hat der Begriff und das damit zusammenhängende Thema in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Rechtslage

Das Urheberrecht sieht vor, dass der Urheber eines Werkes über dessen Verbreitung und Verwertung bestimmen kann. Der Nutzer hat jedoch unter bestimmten Voraussetzungen ein Recht, zum privaten Gebrauch mehrere Kopien anzufertigen und im privaten Umfeld zu verteilen.

Im deutschen Urheberrechtsgesetz wird der Ausdruck „Raubkopie“ nicht verwendet. Stattdessen wird beschrieben, welche Rechte Urheber und Nutzer bei der Nutzung geschützter Werke haben.

Legale Privatkopien werden oft fälschlicherweise als „Raubkopien“ bezeichnet. Tatsächlich besteht unter gewissen Voraussetzungen ein Recht, legale Privatkopien eines Werkes zum eigenen Gebrauch anzufertigen. Zum Ausgleich erhalten viele Urheber für jedes verkaufte leere Aufnahmemedium (z. B. für Kassetten, Rohlinge und Festplatten) und Geräte (z. B. CD-Brenner oder Fotokopierer) eine Gebühr, die von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA umverteilt wird [1].

Eine Raubkopie anfertigen oder eine Urheberrechtsverletzung ist nach dem Urheberrechtsgesetz entgegen mancher Werbung, kein Verbrechen, es handelt sich lediglich um "Ordnungswidrigkeiten" die kein Bestandteil des Strafgesetzbuches sind. Ausnahme ist der kommerzielle Handel. §§ 106 ff. des Strafgesetzbuches umfasst lediglich Werke die vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben werden, nicht die Kopie für den Einzelnen. Eine Kopie von 1 für den privaten Gebrauch ist keine Vervielfältigung von etwas oder ein dafür laufender Prozess.

[Bearbeiten] Kritik am Wort „Raubkopie“

Der Ausdruck „Raubkopie“ ist irreführend, da das Anfertigen einer Kopie nicht mit dem Tatbestand eines Raubes vergleichbar ist [2] [3].

Juristisch betrachtet ist ein Raub ein Verbrechen, bei dem eine Sache mittels Gewalt oder körperlicher Bedrohung entwendet wird. Beim Erstellen einer Kopie wird dementgegen weder dem Urheber eine Sache entzogen (Diebstahl), noch Gewalt angewendet.

Alternativ schlagen Kritiker den Begriff Schwarzkopie bzw., wenn die Rechtslage uneindeutig ist, Graukopie vor [4]; dieser orientiert sich sprachlich an Begriffen wie z. B. „Schwarzarbeit“, „Schwarzfahren“ oder „schwarz“ fernsehen.

[Bearbeiten] „Raubkopie“ und Statistik

Der Industrieverband Business Software Alliance (BSA) veröffentlicht einmal im Jahr die sogenannte „Piracy Study“, die die Verbreitung von illegalen Softwarekopien bestimmen soll und in den Medien regelmäßig zitiert wird - insbesondere der errechnete Schaden und die Berechnungsgrundlage werden von Kritikern angezweifelt und als überzogen eingeschätzt.

In dem Berechnungsverfahren[5] wird der „durchschnittliche Softwarebedarf“ eines PCs festgelegt und auf alle PCs hochgerechnet. Die Differenz zwischen der verkauften Software und dem angenommenen Bedarf eines PCs müssten, so die Studie, Schwarzkopien sein. Problematisch hierbei ist, dass die Studie freie und ältere Software nicht berücksichtigt. Hat also ein Nutzer nicht jedes Jahr seine ganze Software aktualisiert oder nutzt kostenlose Software, geht dies in der Statistik als Nutzung illegaler Kopien ein. Zudem wird bei der Schadensberechnung angenommen, dass jeder Nutzer, der eine Schwarzkopie erstellt, das Geld für ein Original ausgegeben hätte – was insbesondere bei teurer Software unrealistisch ist. Kritisiert wird weiterhin, dass der „Softwarebedarf“ von wenigen Ländern auf 80 Länder hochgerechnet wurde. Dabei kann nicht davon ausgegangen werden, dass der „Softwarebedarf“ in jedem Land in gleicher Höhe zu erwarten ist. 2004 wird ein Schaden von 32,7 Milliarden $ angenommen.

Eine grundlegende Kritik an der Hochrechnung der „Schäden durch Raubkopien“ ist die Verwendung der gleichen Zählmethode wie bei materiellen Gütern, wie z. B. bei Gegenständen. Der Verkaufspreis wird einfach mit der geschätzten Anzahl der „Raubkopien“ multipliziert. Digitalisierte Medieninhalte können aber mit einem sehr geringen, oder ganz ohne, Aufwand kopiert werden, so dass der „Schaden“ eigentlich der entgangene Gewinn ist. Selbst wenn es einen völlig sicheren Kopierschutz für digitalisierte Medieninhalte gäbe, würde (entgegen der Hochrechnung in der Statistik) nur ein Bruchteil der Personen, welche eine „Raubkopie“ besitzen, das entsprechende Original anschaffen.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://www.heise.de/newsticker/result.xhtml?url=/newsticker/meldung/13408
  2. http://www.wdr.de/themen/computer/schiebwoche/2005/index_32.jhtml
  3. http://www.raubkopierer-sind-verbrecher.de/der-begriff-raubkopie.htm
  4. http://www.raubkopierer.info/erklaerung.php
  5. vgl. Krömer / Sen S.226ff

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weiterführende Links

[Bearbeiten] Literatur

  • Jan Hachenberger: Intellektuelles Eigentum im Zeitalter von Digitalisierung und Internet. Eine ökonomische Analyse von Missbrauchskalkülen und Schutzstrategien. DUV Verlag, 2003, ISBN 3-824477-65-3
  • Jan Krömer; Evrim Sen: No Copy - Die Welt der digitalen Raubkopie. Tropen Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-932170-82-2.

unter der Creative Commons Lizenz zum Dowload angeboten: http://www.no-copy.org/NO-COPY_Die-Welt-der-Digitalen-Raubkopie.pdf

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