Robert Lusser
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Dipl.-Ing. Robert Lusser (* 19. April 1899 - † 19. Januar 1969) war ein Kunstflieger, deutscher Ingenieur und Flugzeugentwickler. Zusammen mit Hanns Klemm entwickelte Lusser die bekannte Klemm L 25, die den Urtyp eines modernen Leichtflugzeuges darstellt.
Er arbeitete dann ab 1933 bei Messerschmitt und konstruierte die Messerschmitt Bf 108 und kurz darauf die Messerschmitt Bf 109. Zum Erreichen des absoluten Geschwindigkeitsweltrekordes entwarf Lusser die Messerschmitt Me 209 und hatte mit der Maschine Erfolg. Die ebenfalls erfolgreiche Messerschmitt Bf 110 wurde ebenfalls von Lusser entwickelt. Er war über die Arbeiten von Hans-Joachim Papst von Ohain über Turboluftstrahltriebwerke informiert und arbeitete an den Grundzügen der Messerschmitt Me 262.
Am 1. Juni 1939 wechselte er zu Heinkel, wo er den ersten zweistrahligen Jäger der Welt, die Heinkel He 280, konstruierte. Auch die Heinkel He 219, der erste spezialisierte Nachtjäger, stammt aus Lussers Entwicklungsbüro. Der Entwurf und seine Variationen wurden jedoch vom RLM zunächst als zu kompliziert abgelehnt. Lusser wurde daraufhin von Heinkel gekündigt.
Daraufhin wechselte er 1941 aufgrund seiner Kontakte, die er mit den Entwicklern der Turboluftstrahltriebwerke neu gewonnen hatte, zu Fieseler. Der Entwurf der Fernbombe Fieseler Fi-103 beruht auf seinen Ideen, die er zusammen mit dem Fieseler Ingenieur Willy Fiedler durchkonstruierte. Zusammen mit Fritz Gosslau von der Argus-Werken entwickelte er das Projekt zur Serienreife.
Seine erste Frau, Hildegard Lusser, Mutter von fünf Kindern, wurde am 13. März 1945 bei einem Bombenangriff getötet. Nach dem 2. Weltkrieg heiratete er seine 2. Frau Gisela. 1948 wurde Lusser im Zusammenhang mit der "Operation Paperclip" in die USA geholt, zunächst nach Point Mugu Californien, um dort für die US Navy zu arbeiten. Er wechselte dann zum Pasadena Jet Propulsion Laboratorium um schließlich 1954 nach Huntsville (Alabama) zu gehen, wo er zusammen mit Wernher von Braun an der Entwicklung der Redstone Rakete arbeitete.
Wegen seiner Untersuchungen über die Zuverlässigkeit komplexer Systeme, insbesondere im Hinblick auf die Raketenentwicklung, wird Lusser als Vater der Zuverlässigkeit bezeichnet. Diese Erkenntnisse beruhen auf seinen Erfahrungen mit dem Bau der Fi-103. Seine Gleichung Rs = R1 x R2 x ... x Rn wird Lusser's Gesetz genannt. Sie wurde zusammen mit dem deutschen Mathematiker Erich Pieruschka entwickelt. Sie sagt aus, dass die Zuverlässigkeit eines Gesamtsystems nur so gut ist, wie das Produkt der Zuverlässigkeit der Einzelsysteme.
Im Januar 1959 kam Lusser auf dringende Anfragen hin nach Deutschland zurück und wurde Technischer Direktor des Entwicklungsringes Süd. Aufgrund seiner Erkenntnisse über Zuverlässigkeit komplexer Systeme berechnete er die Unzuverlässigkeit des F-104 Starfighter, der für die neugegründete Luftwaffe zu einem Allzweckflugzeug und Atomträger umgebaut worden war. Da die Erkenntnis der mangelnden Zuverlässigkeit politisch nicht erwünscht war, wurde er verleumdet, aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen und sein Vertrag nicht verlängert.
1963, anläßlich eines Skiurlaubs mit neuer Skiausrüstung incl. "Sicherheitsbindung" riß seine Achillessehne beim "Probesturz" im Hotelzimmer. Im Krankenhaus und dann noch während seiner verbleibenden Zeit beim Entwicklungsring Süd bis Ende 1964 entwickelte er eine neue Skibindung und verkaufte sie später der Samuel G.Wyss AG in der Schweiz. In der Zeit der "Vorderstrammerbindungen" war sie die erste Bindung, die den Namen "Sicherheitsbindung" verdiente. Die Markteinführung in Deutschland, Schweiz und Österreich und auch in den USA war erfolgreich. Ohne den Erfolg miterleben zu können verstarb Robert Lusser am 19. Januar 1969. Nach einigen weiteren Jahren war die Bindung vom Markt verschwunden. Andere Skibindungshersteller hatten unter Anwendung seiner Sicherheitsprinzipien nachgezogen.
Personendaten | |
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NAME | Lusser, Robert, Dipl.Ing. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunstflieger, Ingenieur und Flugzeugentwickler |
GEBURTSDATUM | 19. April 1899 |
GEBURTSORT | Ulm |
STERBEDATUM | 19. Januar 1969 |
STERBEORT | München |
Kategorien: Mann | Deutscher | Ingenieur | Erfinder