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Roseninsel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit der Roseninsel im Starnberger See. Weitere „Roseninseln“ finden sich unter Roseninsel (Begriffsklärung).

Die Roseninsel (bis ins 19. Jahrhundert Insel Wörth) ist die einzige Insel im Starnberger See. Sie liegt 170 Meter vom Westufer des Sees entfernt in der Feldafinger Bucht, auf Höhe des so genannten Glockenstegs etwa auf halbem Weg zwischen den Orten Possenhofen und Feldafing. Die Insel gehört als Ortsteil Wörth (Schloss) zur Gemeinde Feldafing, Grundeigentümer ist der Freistaat Bayern. Die Einwohnerzahl wird mit „1“ (für den die Insel ganzjährig bewohnenden Gärtner) angegeben. Die Form und Größe der Roseninsel ändert sich langsam, aber stetig durch Aufschüttungen und Verlandung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrug die Fläche der Insel 1,3 Hektar, um 1850 1,7 Hektar, heute misst sie 2,56 Hektar.

Inhaltsverzeichnis


„Roseninsel“, Holzstich von Hans Wolf (Maler), 1876
„Roseninsel“, Holzstich von Hans Wolf (Maler), 1876

Vom dunkelblauen See umflutet,
ein Eiland ist es, still und klein,
wo tiefer jede Rose glutet
in goldighellem Sonnenschein.

Dort ruht der König unter Rosen
von schweren Sorgen einsam aus,
wenn sanfte Lüftchen ihn umkosen
sein vielgeliebtes Ruhehaus.

Und Volkes Liebe segnet gerne
mit treuer Hand und wahrem Wort
des Königs Ruhe, seine Sterne
und seiner Roseninsel Hort.

Karl Zettel, um 1890

[Bearbeiten] Geschichte

Karte der Roseninsel, Lenné, um 1850
Karte der Roseninsel, Lenné, um 1850
Blick vom Glockensteg zur Roseninsel
Blick vom Glockensteg zur Roseninsel
Casino auf der Roseninsel, Kreuter, um 1850
Casino auf der Roseninsel, Kreuter, um 1850
Rosengarten und Casino
Rosengarten und Casino
Casino vom See aus gesehen
Casino vom See aus gesehen
Die Gläserne Säule im Zentrum des Rosariums.
Die Gläserne Säule im Zentrum des Rosariums.

Archäologische Funde geben Hinweise auf eine erste Besiedlung um 1700–1000 v. Chr. (frühe Bronze- und Urnenfelderzeit), damals diente die Insel auch als Kultstätte. Doch die menschliche Besiedlung der Gegend reicht mit Sicherheit noch viel weiter zurück, wie die moderne Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie nachweisen konnte, die eine in der Nähe vier Meter unter dem heutigen Wasserspiegel gelegene Pfahlbausiedlung mittels dendrochronologischer Untersuchung (Baumringchronologie) auf ca. 3720 v. Chr. datieren konnte. Bei Bauarbeiten im 19. Jahrhundert stieß man im Boden der Insel auf zahlreiche menschliche Skelette, welche in der Erde oder in Steinkistengräbern bestattet waren, ferner fand man Feuersteinwaffen, Tongefäße aus verschiedenen Epochen und aus römischer Zeit unter anderem Münzen, Schmuckstücke und Geräte. Im 7. Jahrhundert wurde auf der Insel eine frühromanische (karolingische) Kirche aus Tuffstein mit eingezogenem Chor erbaut, von der heute allerdings nur noch die Westwand und die Fundamente erhalten sind (integriert und überbaut durch das Gärtnerhaus von 1853). Man kann davon ausgehen, dass auch diese Kirche bereits einen hölzernen Vorgängerbau hatte.

Um 1760 erwarb Johann Kaspar Reichsgraf Basselet von La Rosée die Roseninsel zusammen mit den Hofmarken Feldafing und Possenhofen und besaß so das größte geschlossene Ufergebiet am Würmsee (Starnberger See). Sein Enkel, der ehemalige Hofrat Desiderius Joseph Reichsgraf Basselet von La Rosée, der meist auf der Insel gelebt hatte, starb 1834 kinderlos, anschließend verkauften seine Erben den gesamten Besitz an Herzog Maximilian in Bayern, König Ludwig I. erhielt die Insel Wörth.

Der Dichter Lorenz Westenrieder äußerte im Hinblick auf die romantische Qualität der Insel bereits um 1800: „...groß genug wäre die Insel, um darin irgendeinen Kummer zu begraben, auch groß genug, zwei Herzen aufzunehmen, die jetzt in der süßesten und glücklichsten Schwärmerei ihrer Seelen nichts bedürfen als sich selbst und nichts wünschen als Gebüsche, ihr Glück vor den Augen des Neids zu verbergen.“ [1]

Im frühen 19. Jahrhundert trug die Insel noch den Namen Wörth und gehörte der in Feldafing ansässigen Fischerfamilie Kugelmiller (heute Kugelmüller), die dort ein Gasthaus betrieb. Seit 1840 hatte der spätere König Maximilian II. von Bayern ein Auge auf die Insel geworfen. Zunächst plante er, dort den Sitz seiner Studienstiftung Maximilianeum einzurichten, die aber dann doch in München untergebracht wurde. 1850 schließlich kaufte der König die Insel, nun in der Absicht, sich dort ein ruhiges Sommerdomizil zu schaffen, und ließ sie vom bedeutendsten deutschen Gartenarchitekten des 19. Jahrhunderts, Peter Joseph Lenné und dem Ingenieur Franz Jakob Kreuter umgestalten. So entstand bis 1853 ein pompejanisch-bayerisches Casino (in der Bedeutung eines saisonal genutzten Sommerhauses) inmitten einer Parkanlage mit einem ovalen Rosarium als Zentrum. Das Rosengärtchen mit hunderten von hochstämmigen Duftrosen und einer fünf Meter hohen, blau-weißen Glassäule in seiner Mitte gab der Insel ihren heutigen Namen.

Der Sohn Maximilians, Ludwig II., nutzte den abgeschiedenen Ort für den Empfang von Staats- und anderen Gästen wie der russischen Zarin Maria Alexandrowna und Richard Wagner. Ludwig schätzte die Insel auch als Ort für diskrete Treffen mit Günstlingen, und auch mit seiner kaiserlichen Cousine Elisabeth traf er dort gelegentlich zusammen.

„Sissi“ kannte die Gegend gut, sie hatte einen großen Teil ihrer Jugend im nahegelegenen Schloss Possenhofen verbracht und kam auch später viele Jahre im Sommer nach Feldafing, wo sie im „Hotel Strauch“ (heute „Hotel Kaiserin Elisabeth“) zu residieren pflegte. Sie ließ sich dann fast täglich auf die Insel übersetzen, auch in Ludwigs Abwesenheit, und dürfte damit (außer dem Gärtner) diejenige Einwohnerin sein, welche das idyllische Refugium für die längste Zeitdauer tatsächlich bewohnt hat. Elisabeths Vorliebe für die romantische Insel war wohl der Hauptgrund, warum Ludwig den Ort so sorgfältig pflegen ließ. Ein Treffen der beiden wurde 1972 von Luchino Visconti mit Romy Schneider und Helmut Berger in dem Film Ludwig II. auf der Roseninsel nachgestellt.

Nach dem Tod Ludwigs ließ das Interesse des Hauses Wittelsbach an der Insel nach, Casino und Rosengarten blieben über Jahrzehnte dem Verfall ausgesetzt.

1970 erwarb der Freistaat Bayern die Roseninsel und machte sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. 1998 wurde nach intensiven Planungen mit der Wiederherstellung der Insel begonnen. Heute sind das Casino und der Rosengarten weitgehend originalgetreu restauriert, das Casino ist vom Frühjahr bis in der Herbst als Museum zu besichtigen und kann für Festlichkeiten auch gemietet werden. Unter anderem führt das Standesamt Feldafing Trauungen in den historischen Räumen im Erdgeschoss durch.

[Bearbeiten] Tourismus

Die unter Denkmal- und Landschaftsschutz stehende Roseninsel ist Ziel von bis zu 4.000 Touristen monatlich und wird an schönen Sommertagen gerne als Ziel von Tagesausflüglern gewählt, die von München und den umliegenden Orten aus an den See streben. Von Frühjahr bis Herbst setzt ein Fährboot vom zur Gemeinde Feldafing gehörenden Glockensteg aus zur Insel über. Der Fahrtakt der Fähre wird an die Zahl der Besucher angepasst, die Überfahrt dauert etwa fünf Minuten.

Aufgrund ihrer ruhigen, straßenverkehrsfreien Lage im See und des relativ ebenen und gut gepflegten Wegenetzes wird die Roseninsel gerne auch von älterem Publikum besucht, auch für Rollstuhlfahrer und Personen mit Kinderwagen ist sie gut zugänglich.

Das Mitführen von Hunden auf die Insel ist nicht gestattet. Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf der Insel nicht, das Zelten und das Entfachen von Feuer sind untersagt.

[Bearbeiten] Fernsehen

Die Insel ist eindeutig in den Landschaftsbildern zwischen den Szenen der ARD-Telenovela Sturm der Liebe zu sehen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Elmar D. Schmid, Martinus Fesq-Martin, Amei Lang, Joachim Zeune, Manfred Stephan: Die Roseninsel im Starnberger See. Amtlicher Führer, Bayerische Verw. d. staatl. Schlösser, Gärten u. Seen, 2003. ISBN 3932982495
  • Christoph Hölz (Hg.): Königliche Träume. Casino und Park auf der Roseninsel im Starnberger See, HypoVereinsbank, München 2001. ISBN 3930184273
  • Rudolf Reiser: Das Casino der Roseninsel und ihre Könige, Münchenverlag, 2000. ISBN 3934036325
  • Herbert Paulus: Die Roseninsel im Starnberger See, Dt. Inst. f. Merowingisch-karolingische Kunstforschung, 1953. ISBN B0000BUEOS
  • Martha Schad: Romanzen auf der Roseninsel, Rosenheimer Verlagshaus, 2005. ISBN 3-475-53651-X

[Bearbeiten] Quellen

  1. Homepage der Fährbetreiber: Vorwort.

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Roseninsel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 47° 56′ 27.6″ N, 11° 18′ 32.87″ O

Andere Sprachen
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