Saturnier
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Der Saturnier ist eines der ältesten Versmaße der lateinischen Literatur und wurde bis zur Wende vom 3. zum 2. Jahrhundert v. Chr. für Gedichte unterschiedlichster Art verwendet. Die bedeutendsten überlieferten Texte finden sich in verschiedenen Grabinschriften sowie in den Fragmenten der Epen des Livius Andronicus und des Gnaeus Naevius.
Der Ursprung des Saturniers ist nicht bekannt. In der Forschung ist umstritten, ob er eine Abwandlung eines griechischen Versmaßes darstellt, ob er in Italien selbst entwickelt wurde oder ob er womöglich bereits als indogermanisches Erbe von den Vorfahren der Italiker mitgebracht wurde.
Aufgrund der spärlichen Zeugnisse und der anscheinend sehr großen Fülle von Varianten ist auch der metrische Charakter des Saturniers nach wie vor unklar. Vermutlich handelte es sich ursprünglich um ein akzentuierendes Metrum, das sich unter griechischem Einfluss allmählich zu einem quantifizierenden entwickelte, doch sind die Einzelheiten dieser Entwicklung unbekannt. Ebenso offen bleibt die Frage, welche Rolle die Wort- oder Silbenzahl spielte und ob es hierin eine verbindliche Norm gab. Daher lassen sich viele überlieferte Verse oder Versfragmente nicht einmal eindeutig als Saturnier identifizieren.
Mit dem zunehmenden griechischen Einfluss auf die römische Kultur in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Saturnier mehr und mehr als zu altertümlich empfunden und abgelehnt, so dass er Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. von Quintus Ennius durch den aus dem Griechischen übernommenen Hexameter ersetzt wurde.