Schloss Wissen
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Das Schloss Wissen liegt südlich der Gemeinde Weeze im Kreis Kleve. Seit 500 Jahren ist das von Gräften umgebene Wasserschloss Stammsitz der Familie von Loë und einer der bedeutendsten Adelssitze am Niederrhein.
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[Bearbeiten] Bewohner und Besitzer
Lange Zeit galt 1372 als das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung Schloss Wissens, denn in jenem Jahr stellte Graf Adolf von Kleve einen Schutzbrief für das Kirchspiel Weeze und das Haus des Heinrick van der Straeten zu Wissen aus. Doch ein neuerer Archivalienfund erwähnt das Schloss bereits im Jahre 1316.
Die aus Flandern stammende Familie von der Straeten hatte Wissen als Lehen des Xantener Viktorstiftes erhalten und zu seinem Stammsitz erkoren.
Um 1440 starb mit Johann von der Straeten der letzte männliche Vertreter der Familie aus, und seine Tochter Anna verkaufte Schloss Wissen 1461 für 9450 Oberländische Rheinische Gulden an Johann van den Loe. Dieser erwarb die Anlage als Hochzeitsgeschenk für seinen Sohn Wessel und dessen Braut Lyssbeth von Beerenbrock.
Herzog Johann II. von Kleve erhob Wissen 1497 als Dank für die treuen Dienste des Wessel van den Loe zu einer eigenständigen Herrschaft. Die damit einhergehende Gerichtsbarkeit dokumentiert heute noch das Verlies im Dicken Turm der Vorburg.
Die Familie van der Loe wurde 1629 unter dem Familienoberhaupt Degenhardt Bertram in den Freiherrenstand und 1808 unter Edmund Freiherr von Loë sogar in den Reichsgrafenstand erhoben. Ihre Nachkommen sind heute noch im Besitz des Schlosses und nutzen es als Wohnsitz.
[Bearbeiten] Baugeschichte
In der Urkunde von 1372 wird neben der Hauptburg auch eine Vorburg genannt, was auf die damalige stattliche Größe der Anlage hindeutet und den Schluss zulässt, dass deren Ursprünge bereits wesentlich älter sein könnten. Vermutet wird, dass sich Schloss Wissen aus einer Turmhügelburg entwickelt hat. Darauf deutet das zwei Meter dicke Mauerwerk des heutigen, schlichten Haupthauses hin, das wahrscheinlich aus einem dreigeschossigen, hausartigen Wohnturm gewachsen ist. Als Zeuge des 14. Jahrhunderts können die gotische Nord- und Westfassade der Vorburg und der Sockel des Dicken Turmes angesehen werden.
Die Schlossanlage erfuhr im Laufe der Jahrhunderte vier grundlegende Um- und Ausbauten; jeder dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend.
Im 15. Jahrhundert erfuhr das Haupthaus eine Erweiterung zu einer Vierflügelanlage, die Franz van den Loe um 1550 nach seiner Hochzeit mit Sophia von Nesselrode im Stil der frühen, niederländischen Renaissance umbauen und deren Äußeres durch zahlreiche Treppengiebel und Erkertürmchen umgestalten ließ.
Nachdem hessische Truppen das Schloss unter Hauptmann Feldtfenger 1641 geplündert hatten, wurde in der Zeit um 1740 die ehemalige hölzerne Zugbrücke durch eine steinerne Bogenbrücke ersetzt, die zum heutigen Torhaus führt.
Um 1770 wurde die Anlage zu einem schlichten, barocken Landschloss nach französischem Vorbild umgebaut. Bauherren waren Franz Karl von Loë und dessen Gemahlin Alexandrine, geborene Gräfin von Horrion. So wurden sämtliche architektonischen Elemente des 16. Jahrhunderts entfernt, und das Mauerwerk aus Backstein erhielt einen weißen Verputz. Darüber hinaus wurden die Bauten mit einem Mansarddach versehen, und ein Großteil der heute noch erhaltenen Parkanlagen angelegt. Während dieser Arbeiten wurde auch der Dicke Turm der Vorburg bis auf eine Höhe von etwa zwölf Metern abgetragen.
Unter Graf Max von Loë und seiner Frau Therese, geborene Gräfin von Arco-Zinneberg, erfolgte eine Rückführung der Architektur zum Vorbild des Mittelalters. In den Jahren 1876 bis 1886 wurde unter Führung des Kölner Baumeisters Vinzenz von Statz (1819-1898) ein Umbau des Schlosses im Stil der Neugotik vorgenommen: Der weiße Putz wurde entfernt, und die Gebäude mit einem neuen Satteldach versehen. Auch baute man den Dicken Turm mit einer lichten Weite von 4,60 Metern und geschweiften Kegeldach nach alten Zeichnungen wieder auf.
Im 19. Jahrhundert erfuhr der Schlosspark eine Erweiterung zu seiner heutigen Größe.
Seine jetzige Form verdankt das Schloss Wissen einer Sanierung in den Jahren 1969 bis 1973. Zwar waren die Gebäude während des Zweiten Weltkriegs nicht durch direkten Bombentreffer zerstört worden, doch hatten Bomben- und Granatsplitter die Dächer der Anlage arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge waren starke Wasserschäden in den oberen Etagen. Hinzu kamen Wasser- und Mauerschäden in den unteren Stockwerken und eine allgemeine Überalterung der Bausubstanz. Darüber hinaus war die Balkenauflage der Decken größtenteils verfault. Das Fehlen jeglicher moderner Installationen war ein weiterer Grund, weswegen die Schlossgebäude seit 1957 nicht mehr bewohnt waren. Die oben genannte Sanierung war mithin unumgänglich. In ihrem Zuge wurden die Kriegsschäden beseitigt, Wasser- und Elektroinstallationen vorgenommen und damit begonnen, die drei historischen Säle des Schlosses zu restaurieren. Während des Umbaus mussten der Ostflügel bis auf die Reste der Wehrmauer, der nördliche Querflügel, das so genannte Nierskabinett – ein Erker an der Südostseite – und die Gartenterrasse entfernt werden.
Die dreiflügelige Vorburg des Schlosses geht in ihrem Kern auf das 14. Jahrhundert zurück. Über ihre steinerne Bogenbrücke im Osten kann der Innenhof betreten werden. Sowohl Nord- als auch Westflügel der aus Backstein errichteten Vorburg besitzen in Dreiviertelhöhe einen vorkragenden Spitzbogenfries. Im obersten Stockwerk des nördlichen Flügels verläuft ein Wehrgang mit Schießscharten und zeugt somit noch von der Wehrhaftigkeit der einstigen Burg. In der Mitte des Westflügels ist noch deutlich das alte Burgtor erkennbar, dass bereits vor dem 16. Jahrhundert an seine heutige Position im Osten verlegt wurde. An beiden Seiten des zugemauerten, Spitzbogenportals befinden sich zwei erkerartige, halbrunde Türmchen, die auf spitzbogigen Pendentifs ruhen. Die Vorburg beherbergte frühe Pferdeställe, ein Getreidelager und Remisen für die Kutschen. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie auch als Viehstall genutzt.
[Bearbeiten] Das Schloss heute
Heute dient das Schloss nicht nur als Wohnung der Besitzer, sondern beherbergt auch einen Forst- und Gutsbetrieb. In der Vorburg befinden sich - neben weiteren Wohnungen - Ateliers und Werkstätten.
Obwohl sich Schloss Wissen in Privatbesitz befindet, ist der Innenhof für Besucher frei zugänglich. Es wird von Seiten der Schlossherren jedoch um Rücksichtnahme auf die Privatsphäre der Bewohner gebeten.
In den ehemaligen Gesindehäusern, der sogenannten „Boje“, wurden einige Appartements eingerichtet, die von Übernachtungsgästen gemietet werden können.
[Bearbeiten] Schlosskapelle
Bereits für 1401 ist eine Kapelle in der damaligen Burganlage bezeugt, denn in jenem Jahr weihte der Kölner Weihbischof Konrad von Köln – Bischof von Venecompone – den dortigen Altar.
Während der Umgestaltung der Schlossanlage in den Jahren 1876 bis 1886 unter der Leitung von Vinzenz Statz wurde auch eine neugotische Kapelle errichtet, deren Marmorsäulen sind aus französischem Kalkstein gefertigt sind und bemalte Kapitelle besitzen.
Mit der malerischen Ausgestaltung wurde Eduard von Steinle, der mit Statz befreundet war, beauftragt. Steinle gilt als der letzte Vertreter der Nazarener Schule. Im Gegensatz zur bisherigen Hauskapelle, die fortan als Sakristei diente, stand diese neue Kapelle auch der umliegenden Bevölkerung offen.
Die Darstellungen am Altar unten zeigen die auf das Opfer Christi vorausdeutenden Opfer des alten Bundes: Abraham, der seinen Sohn opfern wollte, sowie Melchisedech, der Brot und Wein opferte.
Auf den Tabernakeltüren sind Engel abgebildet, die in Emaillearbeit gefertigt wurden. Darüber ist der auferstandene Jesus zu sehen, an seinen beiden Seiten die 12 Apostel.
Das große Ölgemälde auf Kupfer zeigt die Namenspatrone des heutigen Schlossherrn und seiner Kinder. In der Rundung oben: Maria, der die Kapelle geweiht ist, mit dem Jesuskind.
Die kostbaren Glasfenster des Baus stammen aus Birmingham. Sie zeigen im Westen Jesus am Kreuz und Maria Verkündigung sowie im Osten Maria nach der Vision der geheimen Offenbarung.
[Bearbeiten] Literatur
- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 1, Heft 2 (Die Kunstdenkmäler des Kreises Geldern). L. Schwann, Düsseldorf 1891, S. 241-245
- Ferdinand G. B. Fischer: Ausflugsziele am Niederrhein. Schöne Burgen, Schlösser und Motten. Verlag Peter Pomp, Bottrop 2000, S. 116-119, ISBN 3893551522
- Gregor Spor: Wie schön, hier zu verträumen. Schlösser am Niederrhein. Verlag Peter Pomp, Bottrop, Essen 2001, S. 154-155, ISBN 3-89355-228-6
- André Wemmers, Jens Wroblewski: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2001, S. 150-151, ISBN 3806216126
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Schloss Wissen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 51° 36' 52" N 6° 13' 18" O