Schraubendreher
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Unter einem Schraubendreher oder umgangssprachlich auch Schraubenzieher versteht man ein Handwerkzeug zum Drehen von Schrauben mit bestimmten Kopfformen.
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[Bearbeiten] Begriff
Zu Anfang hieß das entsprechende Werkzeug „Schraubenzieher“. Dieser Begriff hatte das Einziehen bzw. Festziehen einer Holzschraube im Holz zum Ursprung. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt auch die Bezeichnung „Schraubendreher“ auf. Dieser Begriff hat sich bis jetzt nicht richtig durchsetzen können, so dass die beiden Bezeichnungen derzeit weitestgehend synonym verwendet werden. Die einschlägigen Normen, sowohl DIN als auch ÖNORM, lauten aber auf Schraubendreher.
Ursache für das Wort „Schraubendreher“ könnte eine Bedeutungsverengung von „ziehen“ auf „etwas herausziehen“ in der Umgangssprache sein, so dass der ursprüngliche Begriff fälschlicherweise mit dem Herausziehen einer Schraube assoziiert wird, was jedoch ursprünglich nie gemeint war: Anziehen bedeutet einerseits „Drehmoment ausüben“ (Der Ausdruck „Anzugsmoment“ ist bis heute erheblich weiter verbreitet als „Andrehmoment“), andererseits wird eine Schraube „auf Zug“ versenkt, die so entstehende Vorspannung hält die gewünschte Bauteilverbindung aufrecht.
Aber auch der Ausdruck „Schraubenzieher“ selbst bezieht sich auf ein Missverständnis: Metallschrauben kamen erst mit der industriellen Revolution in größerem Maße auf. Am Anfang wussten die meisten Handwerker wenig damit anzufangen. So wurden die Schrauben mit dem Hammer weitestgehend eingeschlagen und erst dann mit dem Schraubendreher "festgezogen". Noch 1895 moniert ein Fachbuch: „Mit dem Hammer eingeschlagene Schrauben wirken wie Nägel, […], was einem nutzlosen Unfug gleichkommt.“[1]
[Bearbeiten] Aufbau und Anwendung
Ein Schraubendreher besteht aus Klinge und Griff.
Den Schraubendreher benutzte man schon seit Ende des 17. Jahrhunderts, obwohl die Eisenschraube erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der Werkzeugmaschine an Bedeutung gewann. Bis dahin war die Schraubenherstellung sehr mühsam, weil das Gewinde von Hand hinein gefeilt werden musste.
Nach der Form der Klinge unterscheidet man (gängige Formen):
- Schlitzschraubendreher für Schlitzschrauben
- Kreuzschlitzschraubendreher für herstellerspezifische Kreuzschlitzschraube. Die Firma Phillips-Screw, nicht zu verwechseln mit dem Elektronikkonzern Philips, brachte zwei unterschiedliche Typen auf den Markt:
- Sechskantschraubendreher für Schrauben mit Außen- oder Innensechskantkopf (Inbus)
- Torx-Schraubendreher in Form eines sechszahnigen Sterns.
Es gibt unterschiedliche Arten der Befestigung von Klinge und Griff, unter anderem auch durch den Griff verlaufende Klingen. Auf diese kann man auch mit einem Hammer schlagen, was aber dem eigentlichen Zweck eines Schraubendrehers widerspricht und die Klinge unbrauchbar machen kann. Isolierte Schraubendreher haben eine Isolierung bis zur Klinge, so dass die Gefahr eines Stromschlags reduziert ist. Speziell für den Einsatz in der Elektroinstallation gibt es Schraubendreher, die für Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen explizit zugelassen sind. Höherqualitative Schraubendreher haben eine magnetischen Klinge, die ein Herabfallen der losen Schraube verhindert.
Vor allem für elektrisch und pneumatisch angetriebene Schraubendreher (z. B. Akkuschrauber) verwendet man kurze, austauschbare Schraubendrehereinsätze (Bits), die die notwendige Form und Größe für die entsprechende Schraube haben.
Sonderformen des Schraubendrehers sind manchmal mit anderen Funktionen kombiniert: beispielsweise gibt es Phasenprüfer mit Schraubendreherklinge, oder Schlitzschraubendreher, mit denen man auch meißeln kann.
Siehe auch: Schraubenschlüssel, Elektrowerkzeug
[Bearbeiten] Normen und Standards
- DIN ISO 8764-1: Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Kreuzschlitz – Teil 1: Schraubendreherspitzen.
- DIN ISO 8764-2: Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Kreuzschlitz – Teil 2: Allgemeine Anforderungen, Längen der Klingen und Kennzeichnung von handbetätigten Schraubendrehern.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Abschnitt Holzschrauben, d. h. eiserne Schrauben für Holz, Seite 80. Theodor Krauth, Franz Sales Meyer (Hrsg.): Bau- und Kunstzimmerei. Seemann, Leibzig 1895. Neuausgabe: Das Zimmermannsbuch 1895. Th. Schäfer, Hannover, 1981. ISBN 3-88746-004-9