Schwanzlurche
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schwanzlurche | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Urodela | ||||||||||||
Duméril, 1806 | ||||||||||||
Überfamilien | ||||||||||||
|
Die Schwanzlurche (Urodela, oft auch als Caudata bezeichnet) sind eine von drei Ordnungen der Amphibien. Sie werden rein umgangssprachlich oft in Salamander und Molche gegliedert, je nachdem ob sie stärker an das Landleben angepasst sind ("Salamander") oder eine größere Bindung an das Wasser als Lebensraum erkennen lassen ("Molche"). Allerdings sind auch die sogenannten Salamander an das Wasser zur Eiablage, Individualentwicklung und Aufrechterhaltung ihres Wasserhaushaltes angewiesen. Umgekehrt verbringen auch die Molche einen Teil ihres Lebens an Land. Aus dem Blickwinkel der Systematik sind diese beiden umgangssprachlichen Bezeichnungen daher völlig wertlos. Schwanzlurche sind vor allem holarktisch, also in gemäßigt temperaten bis subtropischen Gefilden der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Allein neun von zehn Familien sind dabei in den USA anzutreffen. Nur von den Lungenlosen Salamandern (Plethodontidae) erreichen einige in Lateinamerika auch die Tropen und überschreiten den Äquator. Im Einzelnen werden Nord-, Mittel- und das nordwestliche Südamerika, Europa, nur der äußerste Nordwesten Afrikas sowie Asien (unter anderem aber ohne die Arabische Halbinsel und den Indischen Subkontinent) besiedelt. In Australien gibt es keine Schwanzlurche.
Die Ordnung wird in drei Überfamilien eingeteilt. Die urtümlichsten sind die Cryptobranchoidea (Riesensalamander und Winkelzahnmolche), die in Ostasien sowie in Nordamerika vorkommen und teilweise 1,5 (1,8) Meter lang werden können sowie die ebenfalls aquatil lebenden Armmolche (Sirenoidea) aus dem Südosten der USA. In der bei weitem größten Überfamilie, den Salamanderverwandten (Salamandroidea), sind auch alle in Europa vorkommenden Salamander und Molche vertreten.
[Bearbeiten] Merkmale
Alle Schwanzlurche haben einen langgestreckten Körper und besitzen einen Schwanz, der – je nach artsystematischer Zugehörigkeit oder auch der jahreszeitlichen Lebensphase – im Querschnitt rundlich oder seitlich abgeflacht und mit Hautsäumen versehen sein kann. Bis auf die Armmolche, die keine Hinterbeine haben, weisen alle Schwanzlurche vier in etwa gleichlange (bzw. -kurze) Gliedmaßen auf, auf denen die Tiere sich – sofern sie sich an Land befinden – laufend (nicht hüpfend oder springend wie Froschlurche) fortbewegen. Auch bestimmte Merkmale im übrigen Knochenbau (beispielsweise Aufbau und, mit 30 bis 100 Stück, viel größere Anzahl der Rückenwirbel) sowie bei der Ausprägung von Zähnen in den Kiefern sind allen gemeinsam beziehungsweise trennen sie von den Froschlurchen. Im Gegensatz zu den meisten Fröschen haben Schwanzlurche noch freie Rippen (Ausnahme: Riesensalamander); Schulter- und Beckengürtel sind bei ihnen überwiegend knorpelig und weniger fest mit der Wirbelsäule verbunden als bei den Anura. Trommelfell und Mittelohr fehlen den Molchen und Salamandern generell. Der Geruchssinn dürfte eine größere Rolle spielen als bei den Fröschen und Kröten.
Anders als die Froschlurche, bei denen eine äußere Besamung des Laiches stattfindet, praktizieren Schwanzlurche eine innere Befruchtung (wiederum abgesehen von den Cryptobranchoidea, die noch weitere Eigenarten aufweisen). Dazu nimmt das Weibchen in der Regel ein zuvor vom Männchen abgesetztes Samenpaket (Spermatophore) mit seiner Kloake auf. Viele Schwanzlurche legen Eier in Gewässer und verbringen eine Larvenphase im Wasser; nur wenige sind lebendgebärend (ovovivipar). Die meisten Vertreter der artenreichsten Familie Lungenlose Salamander (Plethodontidae) deponieren ihre Eier allerdings an Land.
Die im Wasser lebenden Larven (als „Kaulquappen“ werden nur die Larven der Froschlurche bezeichnet) haben in der Regel äußere Kiemenbüschel und entwickeln zunächst die vorderen Extremitäten. Sie ernähren sich – anders als Kaulquappen – ausschließlich carnivor. Ein besonderes Phänomen ist die Neotenie, bei der Larven nicht zur vollständigen Metamorphose zum Landtier gelangen, sondern zeitlebens Larvenmerkmale behalten. Die bekanntesten Beispiele dafür sind wohl der Axolotl und der Grottenolm; auch sonst kommt Neotenie nicht selten vor. Die meisten adulten Schwanzlurche atmen mit Lungen sowie durch die Haut. Vergleiche Froschlurche
[Bearbeiten] Taxonomie
Nach Dubois (2004) ist Urodela als der entsprechend der nomenklatorischen Bestimmungen gültige wissenschaftliche Name für die Schwanzlurche anzusehen, allerdings wird im amerikanischen Sprachraum meist der jüngere Name Caudata verwendet. Derzeit sind etwa 550 Arten bekannt, wobei sich diese Zahl aufgrund von Phylogenese-Forschung ständig geringfügig ändern kann. Die folgende Tabelle zeigt eine Systematik der rezenten Schwanzlurche mit allen Gattungen und zusätzlich einer Auswahl von Arten (Europa mit gut 30 Arten möglichst vollständig; die Sortierung innerhalb der Überfamilien und Familien erfolgt alphabetisch nach den wissenschaftlichen Namen). Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorkommenden Taxa aus der Familie Salamandridae sind in Fettdruck hervorgehoben.
- Überfamilie Cryptobranchoidea
- Familie Riesensalamander (Cryptobranchidae)
- Gattung Asiatische Riesensalamander (Andrias)
- Art Chinesischer Riesensalamander (A. davidianus)
- Art Japanischer Riesensalamander (A. japonicus)
- Gattung Amerikanische Riesensalamander (Cryptobranchus)
- Art Schlammteufel oder Hellbender (C. alleganiensis)
- Gattung Asiatische Riesensalamander (Andrias)
- Familie Winkelzahnmolche (Hynobiidae)
- Gattung Asiatische Gebirgsmolche (Batrachuperus)
- Gattung Eigentliche Winkelzahnmolche (Hynobius)
- Art Dunns Winkelzahnmolch (H. dunni)
- Art Tokyo-Winkelzahnmolch (H. tokyoensis)
- Gattung Krallenfingermolche (Onychodactylus)
- Gattung Pachyhynobius
- Gattung Protohynobius
- Gattung Froschzahnmolche (Ranodon)
- Gattung Salamandrella
- Art Sibirischer Winkelzahnmolch (S. keyserlingii)
- Familie Riesensalamander (Cryptobranchidae)
- Überfamilie Armmolche (Sirenoidea)
- Familie Armmolche (Sirenidae)
- Gattung Zwergarmmolche (Pseudobranchus)
- Gattung Armmolche (Siren)
- Familie Armmolche (Sirenidae)
- Überfamilie Salamanderverwandte (Salamandroidea)
- Familie Querzahnmolche (Ambystomatidae)
- Gattung Eigentliche Querzahnmolche (Ambystoma)
- Art Lerma-Querzahnmolch (A. lermaense)
- Art Axolotl (A. mexicanum)
- Art Tigersalamander (A. tigrinum)
- Gattung Eigentliche Querzahnmolche (Ambystoma)
- Familie Aalmolche (Amphiumidae)
- Gattung Amphiuma
- Art Dreizehen-Aalmolch (A. tridactylum)
- Gattung Amphiuma
- Familie Riesen-Querzahnmolche (Dicamptodontidae)
- Gattung Dicamptodon
- Gattung Rhyacosiredon
- Familie Lungenlose Salamander (Plethodontidae)
- Unterfamilie Bachrandsalamander (Desmognathinae)
- Gattung Bachsalamander (Desmognathus)
- Gattung Schleichensalamander (Phaeognathus)
- Unterfamilie Waldsalamander (Plethodontinae)
- Gattung Baumsalamander (Aneides)
- Art Alligatorsalamander (A. lugubris)
- Gattung Wurmsalamander (Batrachoseps)
- Gattung Pilzzungen-Salamander (Bolitoglossa)
- Gattung Bradytriton
- Gattung Schwielensalamander (Chiropterotriton)
- Gattung Cryptotriton
- Gattung Dendrotriton
- Gattung Eschscholtz-Salamander (Ensatina)
- Gattung Gelbsalamander (Eurycea)
- Art Texanischer Brunnenmolch (E. rathbuni)
- Gattung Quellensalamander (Gyrinophilus)
- Gattung Haideotriton
- Gattung Hemidactylium
- Gattung Hydromantes
- Gattung Ixalotriton
- Gattung Karsenia
- Gattung Lineatriton
- Gattung Nototriton
- Gattung Nyctanolis
- Gattung Tropensalamander (Oedipina)
- Gattung Parvimolge
- Gattung Waldsalamander (Plethodon)
- Art Silbersalamander (P. glutinosus)
- Art Rotwangen-Waldsalamander (P. jordani)
- Gattung Mexiko-Salamander (Pseudoeurycea)
- Gattung Schlammsalamander (Pseudotriton)
- Art Rotsalamander (P. ruber)
- Gattung Europäische Höhlensalamander (Speleomantes)
- Art Südostfranzösischer Höhlensalamander (S. ambrosii)
- Art Gelblicher Höhlensalamander (S. flavus)
- Art Sardischer Höhlensalamander (S. genei)
- Art Duftender Höhlensalamander (S. imperialis)
- Art Italienischer Höhlensalamander (S. italicus)
- Art Südwestfranzösischer Höhlensalamander (S. strinatii)
- Art Supramontes-Höhlensalamander (S. supramontis)
- Gattung Stereochilus
- Gattung Thorius
- Gattung Baumsalamander (Aneides)
- Unterfamilie Bachrandsalamander (Desmognathinae)
- Familie Olme (Proteidae)
- Gattung Furchenmolche (Necturus)
- Art Alabama-Furchenmolch (N. alabamensis)
- Art Gefleckter Furchenmolch (N. maculosus)
- Gattung Proteus
- Art Grottenolm (P. anguinus)
- Gattung Furchenmolche (Necturus)
- Familie Vulkan-Querzahnmolche (Rhyacotritonidae)
- Gattung Rhyacotriton
- Familie Echte Salamander und Molche (Salamandridae)
- Gattung Chioglossa
- Art Goldstreifen-Salamander (Ch. lusitanica)
- Gattung Ostasiatische Wassermolche (Cynops)
- Art Schwertschwanzmolch (C. ensicauda)
- Art Japanischer Feuerbauchmolch (C. pyrrhogaster)
- Art Chinesischer Feuerbauchmolch (C. orientalis)
- Gattung Echinotriton
- Gattung Europäische Gebirgsmolche (Euproctus)
- Art Pyrenäen-Gebirgsmolch (E. asper)
- Art Korsischer Gebirgsmolch (E. montanus)
- Art Sardischer Gebirgsmolch (E. platycephalus)
- Gattung Lykische Salamander (Lyciasalamandra)
- Art Lyciasalamandra helverseni
- Art Lyciasalamandra luschani
- Gattung Mertensiella
- Art Kaukasus-Salamander (M. caucasica)
- Gattung Neurergus
- Gattung Ostamerikanische Wassermolche (Notophthalmus)
- Art Grünlicher Wassermolch (N. viridescens)
- Gattung Kurzfußmolche (Pachytriton)
- Art Chinesischer Kurzfußmolch (P. brevipes)
- Gattung Warzenmolche (Paramesotriton)
- Gattung Rippenmolche (Pleurodeles)
- Art Spanischer Rippenmolch (P. waltl)
- Gattung Eigentliche Salamander (Salamandra)
- Art Alpensalamander (S. atra)
- Art Korsischer Feuersalamander (S. corsica)
- Art Lanzas Alpensalamander (S. lanzai)
- Art Feuersalamander (S. salamandra)
- Gattung Salamandrina
- Art Brillensalamander (S. terdigitata)
- Gattung Westamerikanische Wassermolche (Taricha)
- Art Rauhäutiger Gelbbauchmolch (T. granulosa)
- Gattung Europäische Wassermolche (Triturus)
- Art Bergmolch (T. alpestris)
- Art Spanischer Wassermolch (T. boscai)
- Art Alpen-Kammmolch (T. carnifex)
- Art Nördlicher Kammmolch (T. cristatus)
- Art Donau-Kammmolch (T. dobrogicus)
- Art Fadenmolch (T. helveticus)
- Art Italienischer Wassermolch (T. italicus)
- Art Südlicher Kammmolch (T. karelinii)
- Art Marmormolch (T. marmoratus)
- Art Karpatenmolch (T. montandoni)
- Art Südlicher Marmormolch (T. pygmaeus)
- Art Teichmolch (T. vulgaris)
- Art Bandmolch (T. vittatus)
- Gattung Krokodilmolche (Tylototriton)
- Art Geknöpfter Birma-Krokodilmolch (Tylototriton verrucosus)
- Gattung Chioglossa
- Familie Querzahnmolche (Ambystomatidae)
Siehe auch: Systematik der Amphibien