Staatsbibliothek zu Berlin
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Die Staatsbibliothek zu Berlin (früher u.a. Preußische Staatsbibliothek) ist eine Einrichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einer durch Bundesgesetz errichteten rechtsfähigen Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Berlin. Die Bibliothek sammelt für den Spitzenbedarf der Forschung wissenschaftlich relevante Literatur aus allen Zeiten, allen Ländern und allen Sprachen. Sie bewahrt, ergänzt und pflegt einen Bestand von über 10 Millionen Bänden und weiteren 12 Millionen Medieneinheiten (Stand 2006). Die Staatsbibliothek zu Berlin ist die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum. Zu den bedeutendsten Unterstützern der Bibliothek gehört die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Große Schätze der Weltkultur und des nationalen Kulturerbes werden von den Wissenschaftlern und Bibliothekaren verwahrt, darunter die größte Mozart-Sammlung der Welt, 80% aller Autographen Johann Sebastian Bachs, die 9. und die 5. Sinfonie Ludwig van Beethovens, Boccacios Decamerone, den Text der deutschen Nationalhymne in der Handschrift Hoffmann von Fallerslebens, einen der äußerst raren Drucke der 95 Thesen Martin Luthers, Autographen und Nachlässe berühmter Wissenschaftler, historische Zeitungen aus aller Welt und vieles mehr. Mit Ausstellungen und Publikationen werden die Sammlungen einem breiten Publikum bekannt gemacht[1].
Die Bestände werden überwiegend in Magazinen aufbewahrt; sie können im elektronischen Katalog http://stabikat.de recherchiert und bestellt werden. Die Benutzung und Ausleihe von Beständen der Staatsbibliothek ist gebührenpflichtig und steht jeder Person ab 18 Jahren frei[2].
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Gegründet wurde die Bibliothek 1661 von Friedrich Wilhelm von Brandenburg als "Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree", 1701 umbenannt in "Königliche Bibliothek zu Berlin" durch Friedrich I. in Preußen. Die Ablösung der Monarchie in Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkriegs machte eine erneute Umbenennung erforderlich, und so trug die Bibliothek nach 1918 den Titel "Preußische Staatsbibliothek". Im Zweiten Weltkrieg wurden die damals bereits auf 3 Mio Bände sowie umfangreiche, bedeutende Sondersammlungen angewachsenen Bestände nahezu vollständig in das damalige Deutsche Reich ausgelagert, überwiegend in 30 Bergwerke, Klöster und Schlösser in Ost und West. Nach 1945 manifestierte die Teilung Deutschlands auch die Teilung der Bibliotheksbestände und ihrer Nachweisinstrumente. In Ost- und Westdeutschland wurden zwei Institutionen weitergeführt, die sich beide auf die Preußische Staatsbibliothek bezogen: Im Osten die Deutsche Staatsbibliothek, im Westen die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (so zuletzt die Titel beider Institutionen). Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden zum 1. Januar 1992 unter dem Namen 'Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz' in Trägerschaft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beide Standorte zu einer Bibliothek in zwei Häusern zusammengeführt.[3]
[Bearbeiten] Die Gebäude
[Bearbeiten] 1780-1913 Kommode am Opernplatz
- Siehe auch: Alte Bibliothek
Das 1780 fertiggestellte Gebäude befindet sich auf der Westseite des Bebelplatzes, früher Opernplatz. Errichtet wurde das Gebäude für die Königliche Bibliothek, welche damals über rund 150.000 Bände verfügte. Aufgrund ihrer geschwungenen Form wird die Alte Bibliothek seit nahezu zweihundert Jahren von den Berlinern "Kommode" genannt. Das an der Straße Unter den Linden gelegene Gebäude wurde nach den Plänen von Georg Christian Unger gebaut. Diesen Plänen lag ein Plan des österreichischen Architekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach vor, weshalb die Alte Bibliothek stark an den Michaelertrakt der Wiener Hofburg (1889) erinnert. Heute beherbergt die "Kommode" die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. Die Königliche Bibliothek zog in den Jahren 1913/14 in das schräg gegenüber gelegene, für die Bibliothek und ihre Bestände neu errichtete Gebäude Haus Unter den Linden 8, bis heute einer der beiden großen Standorte der Staatsbibliothek zu Berlin.[4]
[Bearbeiten] Heute: Eine Bibliothek in zwei Häusern
- seit 1914 - Haus Unter den Linden 8: Dieser Standort der Bibliothek entwickelt sich in den nächsten Jahren zur historischen Forschungsbibliothek. – Das mit 170m Länge und 107m Breite größte historische Gebäude in Berlin-Mitte wurde von 1903 bis 1914 für die Königliche Bibliothek nach den Entwürfen des Architekten und Hofbaumeisters Ernst von Ihne errichtet. Durch Kriegseinwirkungen verlor das Gebäude 1944 sein funktionales und architektonisches Zentrum, den Kuppellesesaal. Seit dem Jahr 2000 wird das Gebäude wieder mit Neubauten ergänzt - zentraler Lesesaal, Freihandmagazin, Tresormagazine, Rara-Lesesaal, Öffentlichkeitsbereiche - sowie generalsaniert. Die Fertigstellung der Neubauten nach den Plänen des berühmten Architekten HG Merz, Stuttgart, ist für 2008/09 vorgesehen. Mit der parallelen Generalsanieung des Altbaus und die Verbindung von Alt- und Neubau wird das gesamte Gebäude bis zum Jahr 2011 für einen modernen Bibliotheksbetrieb technisch instand gesetzt.[5]
- seit 1978 - Haus Potsdamer Straße 33: Dieser Standort entwickelt sich in den nächsten Jahren zur Bibliothek der Moderne. – Das mächtige 'Bücherschiff' gehört zum Kulturforum Berlin, es wurde von 1967 bis 1978 nach Plänen des Architekten Hans Scharoun errichtet. Nach Scharouns Tod im Jahr 1972 wurde das Gebäude von seinem Schüler Edgar Wisniewski vollendet. Die Raumkomposition des Gebäudes steht mit seiner beeindruckenden Leselandschaft für Offenheit und Gemeinschaft. Einem breiten Publikum ist das Gebäude der Staatsbibliothek auch durch den preisgekrönten Film Wim Wenders Himmel über Berlin bekannt geworden.[6]
- Im Jahr 2010 wird ein weiterer Magazinstandort in Betrieb genommen, dort jedoch ohne Benutzungsbetrieb. Das neue Depot entsteht derzeit im Stadtteil Friedrichshagen.
[Bearbeiten] (General)direktoren
- 1842-1873 Georg Heinrich Pertz
- 1873-1884 Karl Richard Lepsius
- 1886-1905 August Wilmanns
- 1905-1921 Adolf von Harnack
- 1921-1925 Fritz Milkau
- 1925-1945 Hugo Andres Krüß
- Ost
- 1946-1950 Rudolf Hoecker
- 1950-1976 Horst Kunze
- 1977-1988 Friedhilde Krause
- 1989-1991 Dieter Schmidmaier
- West
- 1948-1961 Martin Cremer
- 1963-1972 Ludwig Borngässer
- 1972-1987 Ekkehart Vesper
- 1987-1995 Richard Landwehrmeyer
- 1995-2002 Antonius Jammers
- 2002-2003 Graham Jefcoate
- Seit 2004 Barbara Schneider-Kempf
[Bearbeiten] Bestand, Aufgaben, Sondersammlungen
- sammelt Dokumente aus allen Wissenschaftsdisziplinen, Sprachen, Zeiten, Ländern; Schwerpunkt Geistes- u. Sozialwissenschaften;
- 1,7 Mio Benutzer/Jahr, 70h/Woche offen;
- 10,3 Mio Bücher, 28.000 abonnierte Zeitschriften, 450 Tageszeitungen, 2.000 elektronische Zeitschriften, diverse Datenbanken;
- nationales und Weltkulturerbe: 66.000 Musikautographen (u.a. 80% aller Bach-Handschriften, größte Mozart-Sammlung, Beethovens Sinfonien Nr. 4,5,8,9) | 41.600 orientalische und 18.000 abendländische Handschriften (u.a. Mittelalter, Frühe Neuzeit) | 320.000 Autographen (u.a. Lessing, Goethe, Kleist) | 1.400 Nachlässe (u.a. Herder, Eichendorff, Hauptmann, Bonhoeffer, Gründgens) | 4.400 Frühdrucke | 200.000 seltene Drucke (u.a. Blockdrucke frühe Ming-Zeit, ältestes Druckwerk der Welt aus Japan 764/770) | Einbandsammlung | 1 Mio Karten und Pläne | Mendelssohn-Archiv u.v.a.m.
- Sondersammelgebiete (SSG) : Rechtswissenschaften, Orientalistik (bis 2005 als SSG geführt), Ost- und Südostasien, Slawische Sprachen und Literatur, Veröffentlichungen zur Kartographie, Ausländische Zeitungen, Parlamentsschriften, Topographische Karten.
- Sammlung Deutscher Drucke: Zeitraum 1871 bis 1912
[Bearbeiten] Abteilungen
Generaldirektion, Zentralabteilung/Verwaltung, Informationstechnik, Bestandsaufbau, Wissenschaftliche Dienste und Katalogsystem, Benutzung, Bestandspflege und Reprographie, Überregionale Dienste, Sonderabteilungen: Historische Drucke, Handschriftenabteilung, Musikabteilung, Kartenabteilung, Osteuropaabteilung, Ostasienabteilung, Orientabteilung, Kinder- und Jugendbuchabteilung, Zeitungsabteilung, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ siehe dazu die aktuellen Hinweise unter http://staatsbibliothek-berlin.de/deutsch/aktuelles
- ↑ http://staatsbibliothek-berlin.de/deutsch/abteilungen/benutzungsabteilung/Benutzungs_Gebuehrenordnung.pdf
- ↑ http://staatsbibliothek-berlin.de/deutsch/allgemeines/geschichte/index.html
- ↑ http://bauen.staatsbibliothek-berlin.de/de/baugeschichte/index.html
- ↑ http://bauen.staatsbibliothek-berlin.de/de/unter_den_linden/index.html
- ↑ Weiteres zum Gebäude http://bauen.staatsbibliothek-berlin.de/de/potsdamer_strasse/index.html
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Hollender (Red.): Reden gehalten anlässlich der feierlichen Amtseinführung von Barbara Schneider-Kempf in das Amt der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz am 17. Februar 2004, Berlin: Staatsbibliothek, 2004 ISBN 3-88053-110-2
- Werner Schochow: Bücherschicksale. Die Verlagerungsgeschichte der Preußischen Staatsbibliothek. Auslagerung, Zerstörung, Entfremdung, Rückführung. Dargestellt aus den Quellen, Berlin [u.a.] : de Gruyter, 2003 ISBN 3-11-017764-1 Rezension der Berliner Zeitung
- Peter Jörg Becker ; Tilo Brandis: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, altdeutsche Handschriften, Kulturstiftung d. Länder [u.a.] 1995
- Ralph Breslau: Verlagert, verschollen, vernichtet ... . das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Bestände der Preußischen Staatsbibliothek. Staatsbibliothek zu Berlin. 1995 ISBN 3-88053-060-2
- Barbara Schneider-Kempf: 25 Jahre Scharoun-Bau. 25 Jahre Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße. Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin, 2004
- Walter Ederer / Werner Schochow (Hrsg.): 325 Jahre Staatsbibliothek in Berlin, Das Haus und seine Leute (Buch und Ausstellungskatalog), 1986. 4°. 206 Seiten, 228 Abbildungen, kartoniert, ISBN 3-88226-275-3 (kann für 5 Euro in der SBB erworben werden)
[Bearbeiten] Weblinks
- http://staatsbibliothek-berlin.de
- weitere Literatur in Auswahl
- Digitalisierte Tondokumente zur Geschichte der Staatsbibliothek
Koordinaten: 52° 30′ 23" n. Br., 13° 22′ 13" ö. L.