Stalingradmadonna
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Die Stalingradmadonna ist ein in der Schlacht um Stalingrad entstandenes Bild und eine der bekanntesten und ergreifendsten Mariendarstellungen.
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[Bearbeiten] Beschreibung
Das Bild zeigt eine sitzende Frauengestalt, die ähnlich einer Schutzmantelmadonna unter ihrem Mantel ein Kind birgt, dieses liebevoll ansieht und ihm Schutz und Geborgenheit gibt. Die Darstellung trägt die Umschrift „1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“. Gezeichnet wurde das 105 × 80 Zentimeter große Bild mit (Holz)-Kohle auf die Rückseite einer russischen Landkarte.
[Bearbeiten] Geschichte
Das Weihnachten 1942 von dem evangelischen Pastor, Arzt und Künstler Dr. Kurt Reuber gezeichnete Bild entstand in einem Unterstand im Kessel von Stalingrad.
Reuber schreibt in seinem Adventsbrief 1943 an seine Frau: „Schau in dem Kind das Erstgeborene einer neuen Menschheit an, dass unter Schmerzen geboren, alle Dunkelheit und Traurigkeit überstrahlt. Es sei uns ein Sinnbild sieghaften zukunftsfrohen Lebens, das wir nach aller Todeserfahrung um so heißer und echter lieben wollen, ein Leben, das nur lebenswert ist, wenn es lichtstrahlend rein und liebeswarm ist“.
Während Reuber die Kriegsgefangenschaft selbst nicht überlebte, gelangte das Bild mit einem der letzten Flugzeuge in die Hände der Familie in Deutschland, die es am 26. August 1983 auf Anregung von Bundespräsident Karl Carstens der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin übergab. In der Kirche hängt damit eines der beeindruckendsten Marienbilder zur Anregung für Gedenken und Gebet und zur Erinnerung an die Gefallenen und Mahnung zum Frieden.
[Bearbeiten] Zweitfassung: Gefangenen-Madonna
Ein Jahr, nachdem Kurt Reuber dieses Bild geschaffen hatte, malte er ein ähnliches Bild, wieder um die Weihnachtszeit, diesmal in einem Kriegsgefangenenlager, 1 000 Kilometer nord-ostwärts von Stalingrad in Jelabuga, für die Gefangenenzeitung. Wiederum entstand ein Bild von Mutter und Kind, die „Gefangenen-Madonna“. Auch diesmal gelang es, Wochen später, das Bild an Kurt Reubers Frau zu übergeben, gleichzeitig mit der schlimmen Nachricht, dass Kurt Reuber nach schwerer Krankheit am 20. Januar 1944 im Lager gestorben sei.
[Bearbeiten] Reproduktionen
In zahlreichen Kirchen in Österreich und Deutschland sind Reproduktionen dieses Bildes in den verschiedensten künstlerischen Techniken als Mahnung gegen den Krieg ausgestellt:
[Bearbeiten] Deutschland:
- Berlin, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Original
- Bochum, Heimkehrerdankeskirche-Krypta: gestickt als Wandbehang
- Diestedde, Vorplatz der Friedhofskapelle: Statue
- Fulda, Kirche St. Andreas in Fulda-Neuenberg: geschnitzt als Relief
- Hermeskeil, auf einem Wiesenstück neben der Pfarrkirche St. Martin: Statue aus Sandstein (aufgestellt von Pfarrer Mohr, Stalingrad-Teilnehmer)
- Bad Kohlgrub, Kriegergedächtniskapelle im Kurgarten: Reproduktion von Hans Seitfudem (1992)
- Niedergailbach, Marienkapelle: geschnitzt als Statue
- Oberroth (Gemeinde Schwabhausen, Landkreis Dachau), Waldkapelle: Bildkopie
- Wellendorf, Pfarrkirche St. Barbara: Relief in Silber-Ätztechnik
[Bearbeiten] England:
- Coventry Cathedral in Coventry, The Millennium Chapel: Bild
[Bearbeiten] Österreich:
- Baden bei Wien, Kirche St. Stephan: geschnitzt als Relief
- Felling (Stadtgemeinde Hardegg), Kirche: gestickt
- Fronsburg (Weitersfeld), Bründlkapelle: geschnitzt als Relief
- Langau, Kirche: geschnitzt als Relief
[Bearbeiten] Russland:
- Museum Stalingrad, heute Wolgograd
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Kruse (Hrsg.): Die Stalingrad-Madonna. Das Werk Kurt Reubers als Dokument der Versöhnung. 3. Auflage. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 1996. ISBN 3-7859-0643-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Museum Stalingrad, heute Wolgograd
- „Lumen Christi - Licht, leben, Liebe“, Predigt über die Stalingradmadonna von Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, Osternacht 2003, Hoher Dom zu Köln
- Medaille des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge
- Hartmann, „Die Stalingrad-Madonna in Berlin“
- Heinz Schroeter, „The Stalingrad Madonna“, mit ausführlichen Zitaten aus Dr. Kurt Reubers letztem Brief (Englisch)
- St. Andreas, Fulda
- Waldkapelle in Oberroth
- Marienkapelle Niedergailbach
- Bilder der Reproduktionen in Fronsburg, Baden, Felling und Langgau
- Stalingradmadonna im Wappen des Sanitätsbatallions 5 (Lazarettregiment 21) in Rennerod