Stanley Milgram
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Stanley Milgram (* 15. August 1933 in New York City, † 20. Dezember 1984 ebenda (Herzinfarkt)) war ein US-amerikanischer Psychologe.
Stanley Milgram wurde bekannt durch seine Arbeit zum Gehorsam gegenüber Autoritäten. In seinen heute als Milgram-Experiment bezeichneten Versuchen zeigte er, dass die Mehrzahl der Durchschnittsmenschen sich von angeblichen Autoritäten dazu bewegen lassen, Unbeteiligte systematisch zu misshandeln.
Seine Arbeit ist besonders wichtig, um zu verstehen, wie bislang unauffällige Menschen ohne offensichtliche Veränderung Grausamkeiten begehen können.
Sie löste Widerspruch aus, weil sie implizierte, dass ein Großteil der Menschen potentiell grausam ist - ein dem Normalbürger fremder Gedanke. Aber auch Vertreter von Ideologien, die das 'Gute im Menschen' postulieren, fühlten sich angegriffen.
Milgram nennt zum besseren Verständnis seiner Arbeit einige wichtige Voraussetzungen des Verhaltens von Menschen unter autoritärem Einfluss, denn
- a) bringen sie von Geburt an wichtige Faktoren für Gehorsamsbereitschaft mit und erfahren im Umgang mit den Eltern erste wichtige Bedingungen für das Fortbestehen in einer Gesellschaft, die ein gewisses Maß an Gehorsam erfordert,
- b) haben sie in der Ausbildung die Notwendigkeit des Gehorsams weiter ins Bewusstsein aufgenommen,
- c) werden sie im Beruf weiter darauf getrimmt, dass Gehorsam zum Erfolg führt und
- d) bringt sie Gehorsam im Beruf weiter (Belohnung als positive Verstärkung durch Aufstieg).
Gehorsam ist demnach ein normaler Vorgang, der Gesellschaften prägt. Einschränkend muss man jedoch fragen, inwieweit Gehorsam in bestimmten Situationen noch angemessen ist. Da setzt Milgrams Untersuchung an.
[Bearbeiten] Das Kleine-Welt-Phänomen
Milgram prägte auch den Begriff des Kleine-Welt-Phänomens (small world phenomenon) und untersuchte es, indem er die Post zu Zwecken der Sozialforschung nutzbar machte.
Bevor er das Kleine-Welt-Phänomen untersuchen konnte, entwickelte Milgram 1960 die sog. "lost-letter-technique". Diese Methode dient dazu, die Einstellung einer Bevölkerung in einem bestimmten Testgebiet zu erforschen, ohne dass sich wie bei herkömmlichen Methoden soziale Einflüsse wie etwa die erwartete political correctness in den Antworten auf die Befragung niederschlagen. Dazu dienten Briefe, die vollständig adressiert und frankiert im Testgebiet zurückgelassen wurden und den Eindruck erweckten, verloren worden zu sein. Sie waren (neben Privatpersonen) an Menschen adressiert, die erkennbar einer Gruppierung oder Institution angehörten, etwa einer medizinischen Forschungseinrichtung, der kommunistischen Partei oder den Nationalsozialisten. Aus der Anzahl der Briefe, die die Bewohner hilfsbereit an die Adresse weiterleiteten, also etwa in den Briefkasten warfen, schloss der Experimentator auf die Einstellung der Bevölkerung zu den Gruppierungen.
Auch zur Erforschung des Kleine-Welt-Phänomens dienten Briefe. 160 Briefe wurden mit der Bitte verteilt, sie an einen mit Milgram befreundeten Aktienhändler weiterzuleiten. Dessen genaue Anschrift jedoch, gab der Hilfesuchende vor, sei ihm unbekannt. Wie sich zeigte, passierten von den Briefen, die die Aktienhändler erreichten, alle durchschnittlich nicht mehr als sechs Zwischenadressaten (d.h. der sog. Netzwerkdurchmesser war sechs). Weiterhin wurden dem Aktienhändler fast alle diese Briefe von nur drei seiner Freunde weitergeleitet. Eine Aussage, wie und warum die verlorengegangen Briefe verlorengingen, konnte freilich nicht getroffen werden.
Milgram wiederholte das Experiment 1970 mit Absendern aus der weißen Bevölkerung, und ließ sie einen Brief an eine Person aus der schwarzen Bevölkerung adressieren. Das Ergebnis ließ schließen, dass das Kleine-Welt-Phänomen mit einem Netzwerkdurchmesser von rund sechs nicht nur scheinbar wohlbegrenzte/stark zusammenhängende Teile der Bevölkerung beschreibt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- Stanley Milgram: The Small World Problem. In: Psychology Today, Mai 1967, S. 60-67
- Stanley Milgram: The individual in a social world. Addison-Wesley, 1977. ISBN 0-201-04382-3
- Stanley Milgram: Das Milgram-Experiment. Rowohlt, 1974. ISBN 3-498-04242-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Stanley Milgram im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.princeton.edu/pr/news/04/q4/1125-fiske.htm Psychologists call for greater attention to role of peers and superiors (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Milgram, Stanley |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Psychologe |
GEBURTSDATUM | 1933 |
GEBURTSORT | New York |
STERBEDATUM | 20. Dezember 1984 |
STERBEORT | New York |