Steckrübe
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Steckrübe | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Brassica napus | ||||||||||||
L. |
Steckrüben (Brassica napus subsp. rapifera) oder Kohlrüben, auch Erdrüben, Schmalzrüben, Bodenkohlrabi, Unterkohlrabi, Dorschen, Ramanken (nur in der Osnabrücker Gegend), Wruken, Kullochen genannt, sind eine zu den Kreuzblütlern gehörende Gemüseart. In der Küche werden nur die bis zu 1,5 kg schweren Wurzelknollen verwendet. Sie haben eine annähernd runde Form, eine gelbliche bis rötliche, derbe Schale und weißliches bis gelbes Fleisch mit einem angenehm herbsüßen Geschmack.
Die Herkunft der Steckrübe ist ungeklärt, heute wird sie weltweit in allen gemäßigten Klimazonen angebaut. Erntesaison in Europa ist September bis Mai.
Steckrüben enthalten Zucker, vor allem Traubenzucker, Eiweiß, Fett, schwefelhaltige ätherische Öle, Mineralstoffe, Carotin, Provitamin A und die Vitamine B1, B2, C sowie Nicotinsäureamid. Durch ihren hohen Wassergehalt sind sie sehr kalorienarm.
Zur Zubereitung werden Steckrüben in der Regel geschält, in dicke Stifte oder Würfel geschnitten, mit Fett und Flüssigkeit gedünstet und nach Rezept weiterverarbeitet.
[Bearbeiten] Geschichte
In Notzeiten waren Steckrüben mehrfach die letzte Nahrungsreserve für einen Großteil der Bevölkerung. In die Geschichte eingegangen ist der so genannte deutsche Steckrübenwinter während des ersten Weltkriegs 1916/1917 ("Früh Kohlrübensuppe, mittags Koteletts von Kohlrüben, abends Kuchen von Kohlrüben"), weshalb die Steckrübe damals auch Hindenburg-Knolle genannt wurde. Andere Begriffe waren je nach Region ostpreußische oder lippische Ananas. Da die Kartoffelernte im Herbst 1916 eine Missernte war, wurden Steckrüben als Ersatz herangezogen. Sie waren vorher hauptsächlich als Schweinefutter angebaut worden. Da viele Lebensmittel in Deutschland knapp waren, dienten Steckrüben als Basis für die verschiedensten Gerichte, 1917 erschienen eigens Steckrüben-Kochbücher. So gab es Rezepte für Steckrüben-Marmelade, Aufläufe, Suppen, Sauerkraut-Ersatz aus Steckrüben und sogar Steckrüben-Kaffee. Das Rezept lautete: „Steckrüben raspeln und im Ofen trocknen. Die getrockneten Rübenschnitzel werden dann durch eine Kaffeemühle gedreht. Wie normales Kaffeemehl behandeln.“[1]
Da Steckrüben in der Bevölkerung trotz der schlechten Ernährungslage unbeliebt waren, hatte die Reichskartoffelstelle am Ende des Winters 1917 noch etwa 80 Millionen Zentner Steckrüben übrig, die nicht verteilt worden waren. Sie wurden zu Dörrgemüse und Rübenmehl weiterverarbeitet. Dieses Mehl wurde dann mit Kartoffelmehl und mit Maggi-Suppenwürfeln gemischt und als so genannte „Vollkost“ in den Handel gebracht, wobei jede Familie eine gewisse Menge abnehmen musste, um andere Lebensmittel kaufen zu können.[2]
„Dabei sind die Rüben wirklich besser als ihr Ruf. Sie haben nämlich die wunderbare Eigenschaft, fast jeden Geschmack anzunehmen. Kocht man sie mit Sellerie, Kohlrabi oder Möhren, so entsteht jeweils das betreffende Gemüse. Macht man sie mit Gurken ein, schmecken sie wie diese. Kocht man sie mit Äpfeln, so bekommt man mit wenigen Äpfeln viel Apfelmus.“[3] Im 2. Weltkrieg kamen die Ersatzrezepte für Steckrüben wieder zum Einsatz.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Rainer Horbelt/Sonja Spindle, Die deutsche Küche im 20. Jahrhundert. Von der Mehlsuppe im Kaiserreich bis zum Designerjoghurt der Berliner Republik, Frankfurt/M. 2000, S. 66
- ↑ Horbelt/Spindle, S. 67 f.
- ↑ Horbelt/Spindle, S. 65 f.
Siehe auch: Steckrübeneintopf