Tiefpass
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Als Tiefpass bezeichnet man in der Elektronik Filter, die Signalanteile mit Frequenzen unterhalb ihrer Grenzfrequenz annähernd ungeschwächt passieren lassen, Anteile mit hohen Frequenzen dagegen abschwächen.
Tiefpassfunktionen kommen auch z.B. in der Mechanik (Schwingungsdämpfung), Akustik (die Schallausbreitung tiefer Frequenzen ist verlustärmer), Optik (Kantenfilter), Hydraulik oder der Lichtausbreitung in der Atmosphäre vor, werden dort jedoch nicht so genannt.
Tiefpässe können wie andere Filterfunktionen auch, digital nachgebildet werden und spielen auch in der Computergrafik (Anti-Aliasing) eine Rolle.
Tiefpass-Filter werden anwendungsbezogen auch als Höhensperre, Höhenfilter, Treble-Cut-Filter, High-Cut-Filter, oder Rauschfilter bezeichnet. Diese Begriffe sind in der Tontechnik gebräuchlich; sie weisen darauf hin, dass ein solches Filter, z.B in einem Equalizer, die „Höhen“ des Signals bzw. das Rauschen, welches vorwiegend hohe Freuenzen enthält, abschwächt. (siehe auch: Entzerrung (Tontechnik)).
Man unterscheidet aktive und passive Tiefpässe, letztere bestehen aus Widerstand (R) bzw. Induktivität (L) und Kondensator (C) und werden dementsprechend als RC- bzw. LC-Filter bezeichnet.
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[Bearbeiten] Anwendung
RC-Tiefpässe werden häufig zur Klangbeeinflussung im Zusammenhang mit Audioverstärkern eingesetzt. Zur Einstellung der Durchlasskurve bzw. dem Frequenzgang kann der Widerstand veränderbar ausgeführt sein (es ist im Vergleich zum Kondensator einfacher, diesen zu ändern). Auch eine spannungsgesteuerte Beeinflussung, wie z.B. bei der Klangerzeugung in Synthesizern oder der Klangbeeinflussung mit Klangregelschaltkreisen ist möglich.
RC- un LC-Tiefpässe werden häufig vor Signaleingängen eingesetzt, um das Eintreten von Störungen zu verhindern.
LC-Tiefpässe finden sich an den Lastausgängen von Frequenzumrichtern, Klasse-D-Verstärkern, Schaltnetzteilen und in Netzfiltern.
Vor dem Basslautsprecher in Lautsprecherboxen befindet sich ein LC-Tiefpass.
Tiefpassfilter spielen bei der additiven Klangerzeugung im Elektrophon eine Rolle.
[Bearbeiten] Tiefpass 1. Ordnung
Im einfachsten Fall besteht ein Tiefpass aus einer Widerstand-Kondensator-Kombination (RC-Glied). Ein solcher passiver Tiefpass 1. Ordnung sieht folgendermaßen aus:
Von der Eingangsspannung erscheint am Ausgang gemäß der Spannungsteilerformel nur der Anteil
:
,
wobei und
die Beträge der Ein- und Ausgangsspannung bezeichnen.
Unter der Grenzfrequenz fc (cutoff frequency) versteht man diejenige Frequenz, bei der
(d. h. Ua gegenüber Ue um etwa 3 Dezibel abgeschwächt) ist. Die Grenzfrequenz berechnet sich zu
Da XC mit steigender Frequenz kleiner wird,
mit
,
geht das Teilungsverhältnis mit sinkender Frequenz gegen 1, für Gleichspannung (Frequenz f = 0) wird .
In logarithmischer Darstellung nimmt die Dämpfung oberhalb der Grenzfrequenz um 6 dB/Oktave bzw. 20 dB/Dekade zu.
Mit Operationsverstärkern können aktive Tiefpässe realisiert werden. Diese haben den Vorteil, dass der Frequenzgang unabhängig von der am Ausgang angeschlossenen Last ist. Der Betrag der Ausgangsspannung dieses Tiefpasses ist
.
Die Grenzfrequenz ist hier die Frequenz, bei der die Verstärkung auf das -fache der Gleichspannungsverstärkung (R2 / R1) abgefallen ist.
[Bearbeiten] Herleitung der Formel
laut Spannungsteiler gilt: mit
= Widerstandsoperator bzw. Impedanz des Kondensators
da (siehe hier), folgt
[Bearbeiten] komplexe Umformung
diese Gleichung stellt die normierte Spannungs-Ortskurve dar (Bildbereich)
[Bearbeiten] Rücktransformation
(nach den Transformationsregeln für harmonische Schwingungen)
<--->
(t = 0)
= Amplitudengang
-->
=
= Phasengang
[Bearbeiten] Gleichung zur Darstellung im Bode-Diagramm
(Amplitudenverlauf Tiefpass 1. Ordnung)
[Bearbeiten] Umformung zur hier verwendeten Formel
(mit Blindwiderstand)
[Bearbeiten] Tiefpass 2. Ordnung
Einen Tiefpass zweiter Ordnung erhält man, indem man R durch eine Reihenschaltung von R mit einer Induktivität L ersetzt, da diese ihrerseits eine - und zwar zum Kondensator gegenläufige - Frequenzabhängigkeit besitzt. Dabei wird R so groß gewählt, dass keine oder nur eine geringe Resonanzüberhöhung des Frequenzgangs entsteht.
Die Übertragungsfunktion eines solchen Tiefpasses ist
- mit
.
Der Betrag der Übertragungsfunktion ist
Damit fällt die Ausgangsspannung Ua oberhalb von fG schneller (mit 12 dB/Oktave bzw. 40 dB/Dekade) ab, da nun nicht nur |XC| kleiner sondern zugleich |XL| größer wird.
In dieser Variante werden große Induktivitäten gebraucht (bis zu mehreren Henry). Diese haben schlechte elektrische Eigenschaften und besitzen recht große Dimensionen. Deshalb werden Tiefpässe zweiter und höherer Ordnung heutzutage üblicherweise durch Operationsverstärker-Schaltungen realisiert. Diese Filter werden als aktive Tiefpässe (bzw. aktive Filter) bezeichnet.
[Bearbeiten] Tiefpass n-ter Ordnung
Durch das Hintereinanderschalten von mehreren Tiefpässen kann man dessen Ordnung erhöhen, beispielsweise bilden zwei hintereinandergeschaltete Tiefpässe 2. Ordnung einen Tiefpass 4. Ordnung. Die Dämpfung ändert sich hierbei oberhalb der Grenzfrequenz mit 4•20 dB/Dekade = 80 dB/Dekade, was einer Flankensteilheit von 24 dB/Oktave entspricht.
Zwei zusammengeschaltete Tiefpässe mit gleicher Grenzfrequenz ergeben aber keinen Tiefpass höherer Ordnung derselben Grenzfrequenz. Für die Dimensionierung eines Tiefpasses mit gewünschter Grenzfrequenz stehen spezielle Formeln und Tabellen zur Verfügung.
Zusätzlich tritt das Problem auf, dass ein Tiefpass der Kette vom Ausgangswiderstand des vorgeschaltenen und dem Eingangswiderstands des nachgeschalteten Tiefpasses beeinflusst wird. Diesem Effekt kann mit Impedanzwandlern entgegengewirkt werden.
Allgemein werden für ein Filter n-ter Ordnung n speichernde Elemente (also Kondensatoren oder Spulen) benötigt.
Die Dämpfung eines Tiefpasses n-ter Ordnung nimmt oberhalb der Grenzfrequenz mit n•20 dB/Dekade zu.
[Bearbeiten] Emphasis und Deemphasis
Bei der statischen Frequenzgangveränderung, der Emphasis und der Deemphasis wird anstatt der Grenzfrequenz üblicherweise die Zeitkonstante angegeben [1].
[Bearbeiten] Literatur
- Ulrich Tietze, Christoph Schenk und Eberhard Gamm, Halbleiter-Schaltungstechnik. Springer-Verlag, 2002, 12. Auflage, ISBN 3-540-42849-6
[Bearbeiten] Siehe auch
- Hochpass
- Bandpass
- SAW-Filter
- Blindwiderstand von Kondensator und Spule
- PT1-Glied