Traudl Junge
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Gertraud „Traudl“ Junge (* 16. März 1920 in München; † 10. Februar 2002 in München, geborene Gertraud Humps) war von 1942 bis 1945 Sekretärin Adolf Hitlers. Zusammen mit Melissa Müller schrieb sie das Buch Bis zur letzten Stunde.
Ihre Erinnerungen an ihr Leben als Hitlers Sekretärin wurden in Interviewform von André Heller und Othmar Schmiderer kurz vor ihrem Tod aufgezeichnet. Der Film Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin erhielt den Publikumspreis der Berlinale 2002.
Eine wichtige Rolle als Leitfigur für die Zuschauer bildet Traudl Junge (gespielt von Alexandra Maria Lara) im 2004 gedrehten Spielfilm Der Untergang mit Bruno Ganz.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Jugend
Traudl Junge wurde als erstes Kind des Bierbraumeisters Max Humps und der Generalstochter Hildegard Humps, geborene Zottmann, geboren. 1923 folgte ihre Schwester Inge.
Max Humps wurde früh arbeitslos und trat bald dem Freikorps Oberland bei, einem politisch rechts-außen stehenden Verband, der gemeinsam mit anderen gegen die Weimarer Republik kämpfte und später verboten wurde. Als Traudl fünf Jahre alt war, verließ der Vater seine Familie und übersiedelte in die Türkei, wo er wieder in seinem Beruf arbeiten konnte. Die Mutter Hildegard weigerte sich nachzuziehen und forderte die Scheidung.
Traudl Humps und ihre Familie wohnten fortan bei Maximilian Zottmann, dem Vater von Mutter Humps. Diesen schilderte Traudl Humps später als pedantisch, disziplin- und ordnungsliebend. 1933 entdeckte die junge Traudl ihre Leidenschaft für das Tanzen. Sie begann von einer Karriere als Tänzerin zu träumen. Die wirtschaftliche Realität ihrer armen Familie verhinderte diese jedoch. 1936 beendete sie ihre Schule vorzeitig mit der Mittleren Reife. Widerwillig besuchte sie ein Jahr die Handelsschule mit der Aussicht auf eine Anstellung als Sekretärin. Es folgten verschiedene Beschäftigungen als Kontoristin, als Assistentin des Chefredakteurs einer Zeitschrift für das Schneiderhandwerk und als Sekretärin in einem Betrieb.
[Bearbeiten] Hitlers Privatsekretärin
1942 zog Traudl Humps nach Berlin und bekam dort über ihre Schwester mit Hilfe von Albert Bormann eine Anstellung in der Reichskanzlei Adolf Hitlers, wo sie die Post des Diktators sortierte. Bei einem kurz nach Beginn ihrer Anstellung ausgeschriebenen Wettbewerb erhielt sie die Chance, zu den Privatsekretärinnen Hitlers zu stoßen, da eine der Frauen (Gerda Christian) für längere Zeit in Urlaub ging. Humps war an einer dauerhaften Stelle als Sekretärin nicht interessiert, da sie noch immer davon träumte, Tänzerin zu werden. Daher war sie auch nicht nervös und machte im Diktat die wenigsten Fehler. Zusammen mit einer kleinen Gruppe anderer junger Frauen wurde sie direkt danach per Zug in das Führerhauptquartier Wolfsschanze geschickt, wo sich Hitler zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Abwechselnd wurden die jungen Sekretärinnen auf ihre Tauglichkeit getestet und Traudl erhielt – für sie überraschend – im Dezember 1942 die Stelle.
Es folgten drei Jahre an der Seite Adolf Hitlers, während deren sie viele Prominente der nationalsozialistischen Führungsebene wie Baldur von Schirach oder Emmy Göring kennen lernte. Humps lebte und arbeitete in Berlin, im Berghof in Berchtesgaden und im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen. Mit Johanna Wolf, Christa Schroeder und Gerda Christian bildete sie das Quartett der sogenannten Führersekretärinnen. In den Kriegsjahren, als Hitlers Aversion gegen Militärs immer größer wurde, pflegte er nur noch mit den Sekretärinnen zu speisen, wodurch diese intime Einblicke in sein Privatleben, seine Gedankenwelt und seine Vergangenheit erhielten. Humps und die anderen mussten sich auch an Hitlers Tagesablauf gewöhnen: Spät aufstehen, Mittag essen, ausruhen, Kaffee, ausruhen, spätes Abendessen, Filmvorführungen, endlose nächtliche Teestunden, spät ins Bett gehen (ca. 5 Uhr morgens). Am 23. Juni 1943 heiratete Humps den Offizier der Waffen-SS Hans Hermann Junge, dieser fiel jedoch schon im August 1944.
Anfang 1945 zog Traudl Junge mit den anderen Mitgliedern der persönlichen Adjutantur des Führers in den Bunker unter der Reichskanzlei, wo sie die letzten Wochen Hitlers aus nächster Nähe miterlebte. In der Nacht vom 20. auf den 21. April wollte Hitler die verbliebenen Frauen aus dem Bunker evakuieren und zum Berghof nach Berchtesgaden bringen lassen, darunter auch die Sekretärinnen. Es erklärten sich jedoch nur Johanna Wolf und Christa Schroeder dazu bereit, Traudl Junge, Gerda Christian, Hitlers Diätköchin Constanze Manziarly, Bormanns Sekretärin Else Krüger und Eva Braun blieben. Am Abend des 28. April wohnte sie der Eheschließung Hitlers mit Eva Braun bei, unmittelbar danach diktierte ihr Hitler sein politisches und privates Testament. Als am 30. April gegen 15.30 Uhr die tödlichen Schüsse fielen, saß Traudl Junge in einem Nebenzimmer und aß mit den Goebbels-Kindern. Nach dem Selbstmord Adolf Hitlers floh Junge aus der Reichskanzlei im zerstörten Berlin und lebte zunächst unter dem Pseudonym Gerda Alt. Sie wurde von den Alliierten – auch aufgrund ihres geringen Alters – als Mitläuferin eingestuft und ging daher straffrei aus.
[Bearbeiten] Nach dem Krieg
1947 regte ein befreundeter Unternehmer an, sie solle ihre Erlebnisse in Buchform niederlegen. Der Text wurde jedoch nicht veröffentlicht, mit der Begründung, dass „die Leser an derartigen Geschichten kein Interesse hätten“.
Nach dem Krieg arbeitete sie als Sekretärin beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, als Chefredaktionssekretärin für Quick und als freie Journalistin.
Im Jahr 2000 lernte Junge die Münchener Schriftstellerin Melissa Müller kennen, die sie dem österreichischen Künstler André Heller vorstellte. Dieser drehte einen Dokumentarfilm über sie; Müller veröffentlichte das Manuskript, das mehr als ein halbes Jahrhundert in Junges Schublade gelegen hatte. Kurz nachdem das Buch Müllers erschien, starb Traudl Junge an Krebs.
[Bearbeiten] Literatur
- Traudl Junge, Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde. Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, List-Verlag, 2004. ISBN 3548604706.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Traudl Junge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Testamente von Adolf Hitler, aufgeschrieben von Traudl Junge
- Cristina Nord: "Als hätte sie alles erst gestern erlebt", Interview mit dem Regisseur Othmar Schmiderer, taz, 2. Mai 2002
- Werner A. Perger: Der gemütliche ältere Herr mit der leisen Stimme, Die Zeit 7, 2002
- Nils Minkmar: Wer war Traudl Junge?, FAZ, 15. September 2004
Personendaten | |
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NAME | Junge, Traudl |
ALTERNATIVNAMEN | Junge, Gertraud; Humps, Junge |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Privatsekretärin Adolf Hitlers |
GEBURTSDATUM | 16. März 1920 |
GEBURTSORT | München, Deutschland |
STERBEDATUM | 11. Februar 2002 |
STERBEORT | München, Deutschland |