André Heller
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Franz André Heller (* 22. März 1947 in Wien) ist ein österreichischer Aktionskünstler, Kulturmanager, Autor, Schauspieler und Liedermacher.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Die frühen Jahre
Heller entstammt väterlicherseits einer wohlhabenden jüdischen Familie von Süßwaren-Fabrikanten: Sein Vater Stephan (1895−1958) war der Sohn von Wilhelm Heller, einem der beiden Gründer der Wiener Süßwarenfabrik "Gustav & Wilhelm Heller". Diese Firma wurde durch die Erfindung der Dragées weltbekannt.
Nach seinen eigenen Aussagen war für seine literarische Orientierung schon während seiner Schulzeit der fast tägliche Besuch im Café Hawelka ausschlaggebend. In diesem Wiener Kaffeehaus traf er auf Literaten wie Friedrich Torberg, H. C. Artmann und fallweise Elias Canetti sowie Hans Weigel und Helmut Qualtinger, mit dem er später zusammenarbeitete und auftrat. Bei Hans Weigel und dessen Lebensgefährtin Elfriede Ott nahm er Schauspielunterricht.
Kurz vor der Matura verließ er die Schule und ging in ein Jesuiteninternat.
[Bearbeiten] Theater, Rundfunk, Fernsehen, Gesang
André Heller spielte zunächst mit wenig Erfolg an Wiener Avantgardebühnen und versuchte sich später als Programmgestalter beim österreichischen Rundfunk (ORF).
1967 gehörte er zu den Gründern des ersten deutschsprachigen Popsenders Ö3, bei dem er zunächst die Sendung Musicbox moderierte. 1968 wurde er Co-Autor der erfolgreichen Fernsehsendung Wünsch dir was. Im selben Jahr erschien auch seine erste Langspielplatte.
Einem breiteren Publikum in Österreich und in der Folge auch in Deutschland wurde Heller 1972 bekannt, als der ORF die surreale Fernsehshow Wer war André Heller? ausstrahlte. Außerdem erschien in diesem Jahr seine zweite LP, und bei den Wiener Festwochen wurde sein erstes Theaterstück uraufgeführt.
[Bearbeiten] Veranstalter
1976 gründete Heller zusammen mit Bernhard Paul den Zirkus Roncalli, stieg jedoch noch im Gründungsjahr wieder aus dem Gemeinschaftsprojekt aus, seiner Darstellung nach, weil er "den Erfolg nicht teilen wolle".
1977 scheiterte Heller zwar mit seinem Versuch, die Stadt München für eine "Weltausstellung der Phantasie" auf dem Olympiagelände zu gewinnen, da die Behörden die finanzielle Realisierbarkeit bezweifelten. Dennoch wandte er sich seither zunehmend spektakulären Inszenierungen, Aktionen, und Installationen zu und beendete dafür 1982 auch seine erfolgreiche Karriere als Sänger, die ihm bei insgesamt vierzehn LP-Veröffentlichungen zwölf Goldene Schallplatten und sieben mal Platin eingebracht hatte. 1983 begann er eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Stefan Seigner, der bis 2003 seine Geschäfte führte. Seit 2003 führt Robert Hofferer die gemeinsame Firma Artevent.
[Bearbeiten] Schauspieler
Neben seinen Spektakeln spielte André Heller Hauptrollen in diversen internationalen Kinofilmen, unter anderem in Hans-Jürgen Syberbergs Hitler - Ein Film aus Deutschland, Radu Gabreas Fürchte Dich nicht Jakob und Doktor Faustus von Johannes Schaaf, sowie in Peter Schamonis Frühlingssinfonie sowie eine eigens für ihn kreierte Nebenrolle in Maximilian Schells 1979 herausgekommener Verfilmung der "Geschichten aus dem Wienerwald" von Ödön von Horváth (Schaubuden-Darsteller im Wiener Prater). Bereits 1969 hatte Heller in einer TV-Version von Arthur Schnitzlers Tragikomödie Das weite Land unter der Regie von Peter Beauvais mitgewirkt: An der Seite von O. W. Fischer (als Friedrich Hofreiter), Ruth Leuwerik (Genia Hofreiter), Walter Reyer (Dr. Franz Mauer), Helmut Qualtinger (Bankier Natter) u. a. verkörperte er Gustav Wahl, den Bruder von Erna Wahl (Sabine Sinjen). 1989 war er auch als Briefmarkenkünstler tätig. Im Auftrag der Postverwaltung der Vereinten Nationen entwarf er die Briefmarke zum zehnjährigen Jubiläum der UNO-Wien.
1983 nahm er mit Wolfgang Ambros das Lied "Für immer jung" auf. 1985 folgte "Kumm ma mit kane Ausreden mehr", das aber kein Erfolg mehr wurde. Es sollte sein letzte Plattenaufnahme sein.
2004 wurde er mit dem Amadeus Austrian Music Award für "Ruf und Echo" ausgezeichnet. Diese 3-CD-Retrospektive wurde von Chris Gelbmann initiiert, einem österreichischen Liedermacher und damaligen A&R-Manager von Universal Music.
[Bearbeiten] Kulturmanager
Zuletzt war er als Kulturkoordinator für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland tätig. Er gestaltete im Jahr 2000 die Finalpräsentation für die erfolgreiche bundesdeutsche Bewerbung, und entwarf 2003 einen "Fußball Globus", der als "architektonischer Vorbote der WM" durch Deutschland tourte. In einem Urheberschafts-Streit um den Fußball Globus warfen die Architekten Friedemann und Nikolai Kugel André Heller vor, die Idee kopiert zu haben. Unumstritten ist aber die Heller-Eigenerfindung des Fußball-WM-Mottos "Die Welt zu Gast bei Freunden".
Die für die Fußballweltmeisterschaft von André Heller geplante Eröffnungsgala im Olympiastadion Berlin, an der auch Brian Eno und Peter Gabriel beteiligt waren, wurde am 13. Januar 2006 durch die FIFA abgesagt. Als Grund wurde genannt, dass der Rollrasen, der nach Ende der Gala neu verlegt hätte werden müssen, bis zum ersten dort stattfindenden Spiel (13. Juni 2006) möglicherweise nicht mehr in perfekter Qualität angewachsen wäre. Gerade wegen des Scheiterns wertet Heller dieses Projekt als "interessante Erfahrung".
Grundsätzlich lässt sich André Heller, laut eigenen Angaben, nur auf Arbeiten ein, die ihn in seinem künstlerischen Lernhorizont weiterbringen. Selbst ein hypothetisches Angebot von 100 Mio. Dollar wären ihm nicht Grund genug, eine Sache umzusetzen, die für seine Entwicklung nicht sinnvoll sei. „Das ist zwar verlockend, weil mir einiges einfällt, was man an klugen und tiefen und spannenden Projekten mit 100 Millionen Dollar machen kann, aber letztlich darf ich nicht meine Zeit veruntreuen. Ich weiß doch nicht, ob ich nicht im nächsten Satz tot umfalle“, äußerte Heller in einem SWR-Interview.(Quelle?)
[Bearbeiten] Privatleben
André Heller war von 1970 bis 1984 mit der Schauspielerin, Sängerin und Autorin Erika Pluhar verheiratet. Einige Jahre lebte er in den 1970ern mit der Burgschauspielerin Gertraud Jesserer zusammen, viel später mit der Schauspielerin Andrea Eckert. Kurzzeitig liiert war Heller Mitte der 1980er Jahre auch mit Anke Kesselaar, der damaligen Ehefrau Rudi Carrells.
Der Künstler besitzt eine Wohnung in einem prunkvollen Wiener Stadtpalais in der Renngasse im 1. Bezirk. In der Renngasse empfing Heller 2000 den damaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Gegenwärtig lebt Heller mit dem früheren Model Albine Schmid zusammen, die sich derzeit als Künstlerin betätigt. Er hat einen Sohn namens Ferdinand (* 1989).
[Bearbeiten] Aktionen, Installationen, Inszenierungen
- 1981 – Im Rahmen der Wiener Festwochen entsteht das poetische Varieté Flic Flac, mit dem er anschließend auf Europa-Tournee geht.
- 1983 – Das Pyro-Poem Theater des Feuers (Teatro de Fogo) nach dem Vorbild barocker Licht- und Farbspiele findet in Lissabon statt. Heller finanziert das Spektakel aus eigener Tasche und gerät an den Rand des Bankrotts.
- 1984 – Das Feuerspektakel Sturz durch Träume vor dem Berliner Reichstag zieht 650.000 zahlende Zuschauer an
- 1985 – Für die Bundesgartenschau in Berlin realisiert Heller ein Blumenbild aus 40.000 Pflanzen unter dem Titel Misstraue der Idylle.
- 2. November 1985 - Die Show Begnadete Körper hat am Deutschen Theater München Premiere. Heller engagiert hierfür in chinesischen Artistenschulen 60 Jongleure, Equilibristen und Akrobaten, entwirft Bühnenbild und Kostüme und verfasst die Moderation.
- 1986 – In Graz entsteht ein Dichtergarten: Aus Blumen formt Heller Kernsätze bedeutender Schriftsteller.
- 1986 – Die Heißluftballon-Skulpturen Himmelszeichen schweben am Himmel von London, München,Venedig, Oslo, New York, Moskau, San Francisco und über den Niagarafällen.
- 1986 – Mit der Show Salut für Olga bemüht sich Heller um eine Wiederbelebung der Varieté-Künste
- 1987 – In Hamburg inszeniert Heller Luna Luna, einen "Jahrmarkt der modernen Kunst". Zahlreiche bekannte zeitgenössische Künstler, darunter unter anderem Roy Lichtenstein, Salvador Dalí, Joseph Beuys und Friedensreich Hundertwasser steuern neben Heller selbst Kunstwerke und Installationen bei.
- 1987 – Clownparade Lachen machen
- 1988 – Body and Soul, eine Show des schwarzen amerikanischen Kulturguts (Spirituals, New Orleans Jazz, Ragtime, Bebop, Sandshoe, Blues, Soul, Scat, Stepptanz)
- 1989 – Chinesischer Nationalzirkus
- 1991 – Jagmandir, das exzentrische Privattheater des Maharana von Udaipur, Indien.
- 1991 – Blumenskulptur mit Brunnen Versinkende Riesin im Schlosspark von Schönbrunn, Wien.
- 1991 – Wonderhouse am Broadway in New York
- 1992 – Bambusmann, eine 55 Meter hohe, schwimmende Skulptur im Hafen von Hongkong
- 1992 – Mit dem Wintergarten-Varieté eröffnet Heller gemeinsam mit Bernhard Paul den Theaterbau in Berlin.
- 1995 – Heller gestaltet die Swarovski Kristallwelten in Wattens, Tirol
- 1997 – Schiff aus Salz im Toten Meer in Israel.
- 1997 – Der stumme Prophet, eine Lichtskulptur in Aït-Ben-Haddou, Marokko.
- 1997 – Yumé - Flug durch Träume: ein japanisches Kaleidoskop, Tokyo und Europatournee
- 1998 – der Meteorit in Essen, der auf fünf Ebenen "Wunderkabinette zum Thema Energie" präsentiert, wird eine der wenigen erfolglosen Inszenierungen Hellers
- 1998 – Planung einer Parkanlage anima auf einen ehemaligen Krupp-Gelände in Bochum - nicht realisiert
- 1999 – Stimmen Gottes, ein Ereignis mit spirituellen Sängern, Musikern und Tänzern aus zwölf Kulturen, Marrakesch in Marokko
- 2000 – Der Erdgeist, eine 14 Meter hohe Skulptur, halb Mensch, halb Vogel, wacht über den Pavillon "Living Planet Square" des World Wide Fund for Nature bei der Expo 2000.
- 2002 – Im Herzen des Lichts - Die Nacht der Primadonnen erzählt einen von Heller erdachten und inszenierten Mythos.
- 2002 – Am Théâtre du Châtelet in Paris wird unter Hellers Regie Erwartung von Arnold Schönberg und La Voix Humaine aufgeführt. Die Monolog-Opern singt Jessye Norman.
- 2003 – Fußball Globus für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland (inkl. dem WM-Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden"). Um das Objekt gibt es einen Urheberschafts-Streit.[1]
- 2005 – Afrika! Afrika!, mit der Premiere in Frankfurt am Main 15. Dezember 2005
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- King-Kong-King Mayer-Mayer-Ling – Theaterstück, uraufgeführt 1972
- Die Ernte der Schlaflosigkeit in Wien – Bildband, erschienen 1975
- Sein und Schein – Theaterstück, uraufgeführt 1993 am Wiener Burgtheater
- Brockhaus-Enzyklopädie 2000 – Gestaltung der 24-bändigen Luxusedition (1998)
- Im toten Winkel – Dokumentarfilm über Hitlers Sekretärin Traudl Junge; gewann den Panorma-Publikumspreis der Berlinale 2002.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 2004 Amadeus Austrian Music Award für "Ruf und Echo"
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über André Heller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.andreheller.com, offizielle Webseite
- André-Heller Fanseite
- Biografie von Focus
- Artevent - Wiener Unternehmen unter Leitung von André Heller zur Realisierung von Kunstprojekten aller Art
- André Heller in der Internet Movie Database
- Artikel
- „In der Manege: Der Zeltmeister“, Tagesspiegel, 27. Juni 2006, Interview
- Reportage über André Hellers Zirkus-Show Afrika! Afrika! auf reise-report.de
- Martin Wassermair: „Begierde nach Fremden“, Falter, 29. November 2006
- Der Verwandlungsreisende. In der "Schule des Staunens" ORF, Ö1-Hörbilder vom 17. März 2007
- „André Heller zum Sechzigsten. Der Schöntrauernde“, FAZ, 22. März 2007, mit (fußball-lastiger) Fotostrecke
- Interviews
- André Heller: „Wir haben den letzten Rest an Ausrede verloren“ André Heller zum Thema Tierschutz, „transparent" (1/1992)
- unveröffentlichtes Interview (2000) von Günter Kaindlstorfer
- Es ist ewig schade, daß die Welt das nicht zu sehen bekommt, mit André Heller sprach Wolfgang Sandner. Text: F.A.Z., 16. Januar 2006, Nr. 13, Seite 33
Personendaten | |
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NAME | Heller, André |
ALTERNATIVNAMEN | Franz André Heller (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Liedermacher, Poet |
GEBURTSDATUM | 22. März 1947 |
GEBURTSORT | Wien |