Trojaner (Astronomie)
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Die Trojaner sind zwei Gruppen von Asteroiden, welche die Sonne auf der gleichen Bahn wie der Jupiter umkreisen, ihm jedoch mit einem mittleren Abstand von 60° vorauseilen beziehungsweise nachfolgen. Sie sind nach den Personen aus Homers Ilias benannt: die vorauseilenden Asteroiden nach den griechischen (bis auf Hektor), die nacheilenden nach den trojanischen Helden.
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[Bearbeiten] Lage der Trojaner
Die Trojaner kreisen um die Librations- oder Lagrange-Punkte L4 und L5. Diese sind die Gleichgewichtspunkte und stellen einen Sonderfall im sonst nur schwierig lösbaren Dreikörperproblem dar. Das System Sonne – Jupiter – Trojaner bildet für jeden dieser Kleinkörper ein stabiles Dreikörpersystem. Bislang sind in L4 und L5 rund 1140 beziehungsweise 927 Trojaner bekannt (Stand: 10 Okt. 2006), die Gesamtzahl wird auf einige Tausend geschätzt. Der erste Trojaner, (588) Achilles, wurde 1906 von Max Wolf entdeckt. Der weitaus größte Trojaner dürfte der 1907 entdeckte (624) Hektor sein, ein unregelmäßig geformter Asteroid von 370 × 195 km Ausdehnung (siehe auch Liste der Asteroiden).
[Bearbeiten] Dunkle Körper - von weit draußen?
Der Planet Jupiter hat durch seine riesige Masse enormen Einfluss auf das äußere Sonnensystem und verursacht zahlreiche Instabilitäten an den Asteroiden und ihren Bahnen. Viele Astronomen meinen deshalb, dass auch im Bereich der Trojaner ein steter langsamer Wechsel im Gang ist.
Ihre unerwartet große Zahl (1960 kannte man erst 20) wird durch gegenseitige Kollisionen erklärt. Weil sie mit Albedos um 0,04 ähnlich dunkel oder dunkelrot sind wie die Asteroiden des äußeren Sonnensystems stammen viele vermutlich von dort (Transneptune). Vereinzelt dürften sich Trojaner wieder durch Bahnstörungen oder Stöße von den Librationspunkten lösen und in Richtung Marsbahn abdriften.
[Bearbeiten] Trojaner anderer Planeten
[Bearbeiten] Mars-Trojaner
1990 wurde auch im Librationspunkt L5 des Mars ein Mars-Trojaner entdeckt, der Eureka getauft wurde. Mittlerweile hat man vier weitere Mars-Trojaner entdeckt, davon einen im L4-Punkt.
[Bearbeiten] Neptun-Trojaner
Ende 2001 fand man auch 60° vor Neptun einen Trojaner. Mit dem 4 m-Spiegelteleskop am Cerro Tololo aufgenommen, erhielt der 230 km-Körper die Asteroiden-Nummer 2001 QR322, war aber erst nach einem Jahr „gesichert“. Er umrundet die Sonne – genau wie Neptun – in 166 Erdjahren. Mittlerweile sind drei weitere Neptun-Trojaner (2004 UP10, 2005 TN53 und 2005 TO74) bekannt, die sich alle auf L4 befinden.
[Bearbeiten] Trojaner bei Monden
Weitere Trojaner gibt es in den Mondsystemen von Jupiter und Saturn. So hat der Saturnmond Tethys die kleinen Monde Telesto in seinem L4- und Calypso in seinem L5-Punkt und der Saturnmond Dione hat den Mond Helene in seinem L4-Punkt und den Mond Polydeuces in seinem L5-Punkt.
[Bearbeiten] Erdbegleiter
Von der Erde ist bis jetzt noch kein Trojaner bekannt. Es wurden bislang in den L4- und L5-Punkten des Erde-Sonne-Systems in den 1950ern Staubwolken gefunden. In den L4- und L5-Punkten des Systems Erde-Mond wurden ebenfalls sehr schwache Staubwolken gefunden, die Kordylewskischen Wolken, die noch schwächer als der schwache Gegenschein ausgeprägt sind. Nach der die Entstehung des Mondes beschreibenden Kollisionstheorie, entwickelte sich im L4-Punkt der Erdbahn ein Planet (Theia), der durch eine nachfolgende Kollision mit der Erde für die Entstehung des Mondes sorgte.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Sternenbote: Jahrgang 45/12, Seite 222-234: Die Asteroiden - Dramatik und Schutt im Planetensystem: Gottfried Gerstbach: Artikel auf der Seite des Autors als PDF abrufbar: http://www.g.gerstbach.at/papers/Asteroid1202gg.pdf
[Bearbeiten] Weblinks
- Trojanerwolken
- Erster Neptun-Trojaner
- Liste der Jupiter-Trojaner (Englisch)
- Liste der Neptun-Trojaner (Englisch)
- www.wissenschaft.de: Asteroiden mit Identitätsproblemen - Ein (Doppel-) Trojaner des Jupiter ist möglicherweise ein Komet.