Turmalingruppe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Turmalingruppe | |
verschiedene Turmalin-Minerale aus Madagaskar | |
Chemismus | XY3Z6(BO3)3T6O18(OH,O)3(OH,F,O)
X=(Ca,Na,K,[]), Y=(Mg,Li,Al,Mn,FeII,FeIII,V,Cr,Ti,Cu,[]), Z=(Al,Mg,Cr,V,FeIII,Ti), T=(Si,Al,B,Be) |
Mineralklasse | siehe Einzelminerale |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse | ditrigonal-pyramidal ![]() |
Farbe | siehe Einzelminerale |
Strichfarbe | weiß |
Mohshärte | 7 bis 7,5 |
Dichte (g/cm³) | 3 bis 3,2 |
Glanz | Glasglanz |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig |
Spaltbarkeit | keine |
Habitus | prismatische, säulige bis nadelige Kristalle, massige bis körnige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | |
Zwillingsbildung | Selten zwillinge nach den Prismenflächen |
Kristalloptik | |
Brechzahl | |
Doppelbrechung (optische Orientierung) |
|
Pleochroismus | je nach Mineral teilweise sehr stark |
Winkel/Dispersion der optischen Achsen |
2vz ~ |
Weitere Eigenschaften | |
Phasenumwandlungen | |
Schmelzpunkt | |
Chemisches Verhalten | |
Ähnliche Minerale | |
Radioaktivität | nicht radioaktiv |
Magnetismus | nicht magnetisch |
Besondere Kennzeichen | Kristalle zeigen piezoelektrischen, pyroelektrischen Effekt und starken Pleochroismus |
Die Turmalingruppe besteht aus einer Mischreihe im trigonalen Kristallsystem kristallisierender Silikat-Minerale mit der komplexen chemischen Zusammensetzung:
XY3Z6(BO3)3T6O18(OH,F,O)4
- X = (Ca,Na,K,[]) []...Leerstelle
- Y = (Mg,Li,Al,Mn,FeII,FeIII,V,Cr,Ti,Cu,[])
- Z = (Al,Mg,Cr,V,FeIII,Ti)
- T = (Si,Al,B,Be)
X, Y und Z sind dabei durch ein beliebiges Element aus der jeweils in Klammern angegebenen Gruppe vertreten, die Klammerung (OH,F) bedeutet, dass Hydroxid- und Fluorid-Ionen in beliebigem Mischungsverhältnis zueinander stehen können, aber immer in derselben Relation zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen (Substitution).
Die Turmalin hat eine Härte von 7 bis 7,5 und eine weiße Strichfarbe. Die Farbe selbst ist äußerst variabel und kann sogar entlang der Längsachse eines einzelnen Kristalls variieren. Häufig kommen blaue, grüne, rote, rosafarbene, braune oder schwarze Varianten vor. Ein einzelner Kristall kann oft mehrere Farben aufweisen. Helle Kristalle mit dunkler Spitze werden Mohrenkopfturmaline und rote Kristalle mit grüner Hülle werden oft Wassermelone genannt. Besonders schön sind die manchmal zu sehenden dünnen Querschnitte durch vermeintlich schwarze Turmaline, die eine mit dem Achat vergleichbare Zeichnung mit den verschiedensten Farbtönen aufweisen können.
An Turmalinen kann man oft den so genannten Pleochroismus beobachten, das heißt, dass ein Kristall je nach Betrachtungsrichtung verschiedene Farben aufweist. Von der Seite aus betrachtete grüne Turmaline sehen oft immer dunkler braun aus, wenn man sie immer weiter von der Spitze her anschaut. Andere Turmaline werden immer dunkler, je weiter man von der Spitze her schaut. Eine besondere Farbe wäre noch ein fast immer sehr dunkler bläulich-roter Farbton, der beim Drehen des Kristalles erst in ein reines Blau und dann in ein fast reines Schwarz übergeht.
Eine weitere Besonderheit des Turmalins ist der bei Kristallen auftretende piezo- und pyroelektrische Effekt: Ersterer besagt, dass mechanische Beanspruchung durch Druck oder Torsion dazu führt, dass sich gegenüberliegende Kristallenden elektrisch entgegengesetzt aufladen, letzterer, dass diese Aufladung auch durch Temperaturänderungen hervorgerufen wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie und Geschichte
Turmalin war der erste Kristall, bei dem der pyroelektrische Effekt beobachtet werden konnte (siehe auch Pyroelektrischer Kristall).
[Bearbeiten] Einzelminerale und Varietäten
Die einzelnen Minerale der Turmalingruppe (mit ihren Varietäten) sind im folgenden mit ihrer chemischen Zusammensetzung angegeben:
- Buergerit NaFe33+Al6[F|O3|(BO3)3|Si6O18]
- Chromdravit NaMg3(Cr,Fe3+)6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Dravit NaMg3Al6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Elbait Na(Li,Al)3Al6[(OH,F)4|(BO3)3|Si6O18]
- Achroit, farblos
- Indigolith, blau
- Rubellit, rosa bis rot
- Siberite
- Tsilaisite
- Verdelith, grün
- Feruvit CaFe32+(Al,Mg)6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Foitit Na<0,5(Fe2+,Al)3Al6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Liddicoatit Ca(Li,Al)3Al6[(OH,F)4|(BO3)3|Si6O18]
- Magnesiofoitit Na<0,5(Mg,Fe2+,Al)3Al6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Olenit Na0,5-1Al3Al6[(O,OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Povondrait (Na,K)(Fe3+Fe2+)3(Fe3+,Mg,Al)6[(OH,O)4|(BO3)3|Si6O18]
- Rossmanit Na<0,5(Al,Li,Mn2+)3Al6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Schörl NaFe32+(Al,Fe3+)6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
- Uvit Ca(Mg,Fe2+)3MgAl5[(OH,F)4|(BO3)3|Si6O18]
- Vanadiumdravit NaMg3(V3+,Al)6[(OH)4|(BO3)3|Si6O18]
[Bearbeiten] Bildung und Fundorte
Turmalin findet sich in Form prismatischer Kristalle in granitischen Pegmatiten, aber auch in metamorphen Gesteinen wie Gneis, die durch borhaltige hydrothermale Lösungen in ihrer Zusammensetzung verändert wurden.
[Bearbeiten] Verwendung
Besonders schöne Exemplare finden als Schmuckstein Verwendung, etwa der Rubellit, eine rote Variante des Turmalin. Das bekannteste Beispiel dürfte die Meisterschale der Fußball Bundesliga sein, die mit insgesamt 16 Turmalinen besetzt ist. Wegen der besonderen elektrischen Eigenschaften wird Turmalin zudem auch in der Elektronik genutzt.
[Bearbeiten] Galerie
[Bearbeiten] Siehe auch
Systematik der Minerale, Liste der Minerale, Portal:Geowissenschaften
[Bearbeiten] Literatur
- Benesch, Friedrich: Der Turmalin - Eine Monographie, Verlag Urachhaus Johannes M. Mayer GmbH, 1990 ISBN 3-87838-650-8
- Benesch, Friedrich: Der Turmalin - Eine Monographie (Sonderausgabe), Verlag Urachhaus Johannes M. Mayer GmbH, 2003 ISBN 3-82517-474-3
- Ertl, Andreas, Pertlik, Franz & Bernhardt, Heinz-Jürgen: Investigations on olenite with excess boron from the Koralpe, Styria, Austria, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse, Abt. I, Anzeiger, 134, 3-10, 1997
- Rustemeyer, Paul: Faszination Turmalin - Formen Farben Strukturen, Spektrum Akademischer Verlag, 2003 ISBN 3-8274-1424-5
- Rustemeyer, Paul: Turmalin & Trilobit - Mineralientage München, Bode Verlag GmbH, 2003
- Rustemeyer, Paul: Turmalin - Extra Lapis No. 6, Christian Weise Verlag, 1994 ISBN 3-921656-31-1
- Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
- Dr. S. Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Kategorie:Turmalin – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |