Umspuranlage
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Eine Umspuranlage ist eine ortsfeste Anlage, welche die Spurweite von Schienenfahrzeugen verändert; diese müssen mit Radsätzen zur automatischen Umspurung versehen sein. Anfänglich kam diese Technik nur bei Personen- und Güterwagen Anwendung, inzwischen können jedoch auch angetriebene Achsen umgespurt werden. In Japan gibt es Entwicklungen zur automatischen Umspurung von Triebzügen.
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[Bearbeiten] Arbeitsweise
Die Fahrzeuge werden über die Anlage geschoben oder gezogen. Dabei werden in einem ersten Arbeitsschritt die Radscheiben entriegelt, also verschiebbar gemacht. Anschließend werden die Radscheiben durch Zwangsführung in die neue Spurweite gedrückt und in der neuen Endstellung wieder verriegelt.
[Bearbeiten] Systeme
[Bearbeiten] Talgo
Beim Talgo-System befinden sich die Radscheiben nicht auf einer durchgehenden Radsatzwelle, sondern jede Radscheibe hat zwei fest verbunde Achsstummel. Der Abstand zwischen den beiden Lagern der Achsstummel bestimmt den Abstand, um den das Rad verschoben werden kann. Für die jeweilige Spurweite existieren definierte Stellen, an denen die Achsstummel für die jeweilige Spurweite fest eingestellt (verriegelt) werden können. Da das Talgo-System unter Gewichtsentlastung der Radsätze arbeitet, muss jeder Radsatzrahmen mit einer Gleitvorrichtung ausgerüstet sein, die das Fahrzeug beim Umspurvorgang auf Hilfsschienen führt. Auf den Hilfsschienen befindet sich ein Wasserfilm, der die Reibung zwischen Gleitvorrichtung und Hilfsschiene erheblich verringert. Der Wagen "schwimmt" sozusagen auf dem Wasserfilm. Der Vorteil diese Verfahrens ist vor allem eine relativ kurze Umspurstrecke.
Anlagen dieser Bauart wurden 1969 in Portbou und Irún an der spanisch-französischen Grenze für die vom Talgo III abgeleiteten Talgo RD (rodadura desplazable, noch als "Talgo Catalán" zwischen Barcelona und Montpellier eingesetzt) errichtet. Mit dem Bau der regelspurigen AVE-Strecken kamen seit 1992 Anlagen in Madrid, Córdoba, Lérida und Sevilla hinzu.
[Bearbeiten] SUW-2000 und DB AG/Rafil V
Die PKP und die DB AG haben eine vereinheitlichte Umspuranlage entwickelt, auf der sowohl Radsätze der Bauart SUW-2000 (PKP) als auch der Bauart DB AG/Rafil V automatisch umgespurt werden können. Hierbei werden die Radscheiben nach der Entriegelung auf der starren Achse in die jeweilige Endstellung verschoben und anschließend wieder verriegelt. Dieser Vorgang kann je nach Bauart der Umspuranlage bei beiden Radscheiben eines Radsatzes gleichzeitig erfolgen (symmetrische Anlage) oder zunächst bei den Radscheiben der einen und dann der anderen Seite vorgenommen werden (asymmetrische Anlage). Asymmetrische Anlagen benötigen eine längere Strecke für die Umspurung als symmetrische Anlagen.
Allgemein sind Anlagen für die Systeme SUW-2000 und DB AG/Rafil V länger als Umspuranlagen für das Talgo-System, da die Verschiebung der Radscheiben unter Last erfolgt und daher das Verhältnis von Spurveränderung zu Umspurstrecke kleiner sein muss. Würde die Umspurung auf einer zu kurzen Strecke vorgenommen, wären die Reibungskräfte so hoch, dass die Radscheibe nicht verschoben, sondern trotz des Fahrzeuggewichts auf die Schiene "aufklettern" und damit entgleisen würde.
Eine asymmetrische Anlage für Radsätze der Bauarten SUW-2000 und DB AG/Rafil V ist auf dem litauischen Bahnhof Mockava im Einsatz. Sie ermöglicht den regelmäßigen Verkehr eines Personenzuges mit SUW-2000-Achsen zwischen Warschau und Vilnius.