Wikingerburg
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Wikingerburg (dän., schwed., norw., engl. trelleborg) ist eine Sammelbezeichnung für sechs Ringburgen aus der Regierungszeit Harald Blauzahns (910 - 987) in Dänemark und dem heutigen südlichen Schweden. Sie wurden mit Hilfe der Dendrochronologie auf 980 datiert.
Die Burgen wurden nach der zuerst gefunden Anlage, der Trelleborg nahe Slagelse, 1936-1941 ausgegraben, so benannt. Die so genannten Trelleborge werden wegen ihres streng geometrischen Aufbaus als Ringburgen bezeichnet, im Gegensatz zu anderen Ringburgen, deren zentrale Bauten von Befestigungen umgeben sind, welche allerdings nicht immer kreisförmig sein müssen. Technisch gesehen gehören die "Ringburgen" der Wikinger eher zu den Wallburgen, von denen sie sich durch ihre exakte Geometrie allerdings deutlich abgrenzen.
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[Bearbeiten] Wikingerzeitliche Ringburgen
- Aggersborg am Limfjord, Dänemark.
- Fyrkat nahe Hobro, Dänemark.
- Nonnebakken in Odense, Dänemark.
- Trelleborg nahe Slagelse, Dänemark.
Ähnliche Burgen, die aber nicht zum Trelleborg-Typ gerechnet werden, sind:
- Trelleborg, in Trelleborg, Skåne, im heutigen Schweden.
- Borgeby nördlich von Lund bei Lödde Å, Skåne, im heutigen Schweden.
Borgeby und Trelleborg in Skåne werden von der Wissenschaft nicht als echte Ringburgen angesehen. Borgeby wird z.B. im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde nicht einmal erwähnt. Bei Trelleborg in Skåne fehlt die innere Bebauung, der Wall war einfach und der Graben war nicht V-förmig, sondern trogförmig (Lit.: Roesdahl).
Traditionell, wurde der Name Trelleborg als eine von Slawen erbaute Befestigung erklärt (das dänische Wort für Slawe ist træl). Das Wort trel (pl treller) scheint eine bessere Erklärung zu sein. Dies bezieht sich auf die hölzerne Verkleidung der Innen- und Aussenwände der kreisförmigen Wallanlage in Stabbautechnik.
[Bearbeiten] Vergleich der einzelnen Ringburgen
Name | Innerer Durchmesser | Wallbreite | Anzahl der Häuser | Länge der Häuser | Datierung |
---|---|---|---|---|---|
Aggersborg (DK) | 240 m | 11 m | 48 | 32.0 m | |
Fyrkat (DK) | 120 m | 13 m | 16 | 28.5 m | um 980(d) |
Nonnebakken in Odense (DK) | 120 m | ||||
Trelleborg nahe Slagelse (DK) | 136 m | 19 m | 16 | 29.4 m | um 980(d) |
Borgeby (S) | 150 m | 15 m | |||
Trelleborg in Trelleborg (S) | 125 m | um 980(c14) |
Direkte Vorbilder für diese Ringburgen hat man in Europa nicht gefunden. An der Nordseeküste von Nordfrankreich über Belgien bis in die südlichen Niederlande hat man ähnliche, aber doch verschiedene Anlagen gefunden. Bisher glaubt man diese "Ringwallburgen" in Frankreich in Saint Omer, Brokburg, Bergues (Sint-Winoksbergen), in Belgien in Veurne, Oudenburg, Brügge und in der niederländischen Provinz Zeeland in Oostburg, Oost-Souburg, Middelburg, Domburg und Burgh nachweisen zu können.
([1] auf Holländisch mit einer Rekonstruktionszeichnung , [2] zwar auf Dänisch aber mit vergleichbaren Grundrissen von Trelleborg bei Slagelse, Trelleborg in Schweden und Oost-Souburg.)
Die Anlage von Oost-Souburg auf der Insel (heute Halbinsel) Walcheren an der Scheldemündung hat zwar eine ähnliche Größe, ist im Inneren aber anders, vor allem nicht so regelmäßig angelegt. Sie ist heute teilweise rekonstruiert worden und kann besichtigt werden.
Man ist sich darüber einig, dass die Anlagen vom König errichtet worden sind. Diesen ältesten bekannten Königsburgen war nur eine Kurze Zeit beschieden. Aus dem 11. Jahrhundert sind in Dänemark weder Königs- noch Adelsburgen bekannt. Die strenge geometrische Figur wurde unter dem Eindruck der Jómsvikinga Saga aus der Zeit um 1200 mit militärischer Disziplin in Verbindung gebracht. Die dem entgegenstehende vielschichtige und auch zivile Nutzung der Häuser kann durchaus einer Zeit entstammen, als der militärische Zweck bereits aufgegeben war. Die Anlagen können auch neben einer militärischen Funktion Prestigebauten gewesen sein. Dies liegt insofern nahe, als in der gleichen Periode viele prestigeträchtige Bauten errichtet wurden, die Wälle um Haithabu, Århus und Ribe, die Monumente von Jelling, der Ausbau des Danewerks wurden. In dieser Periode wurde das Christentum eingeführt und in das politische Verhältnis zu Norwegen, dem Deutschen Reich und zu den slawischen Völkern kam Bewegung.
[Bearbeiten] Deutung
Im Laufe der Zeit wurden vier Deutungsrichtungen mit wissenschaftlichem Anspruch entwickelt, die auch in Varianten vertreten wurden.
- Kasernen und Winterlager in Verbindung mit der Eroberung Englands 1013 und 1016. Hintergrund für diese Auffassung war, dass man die Königsmacht und die Gesellschaft der Wikingerzeit für primitiv hielt. Das Danegeld sollte die Errichtung der Anlagen finanziert haben. Der Zweck sei die Eroberung und Plünderung Englands gewesen. Sie wird heute schon aus chronologischen Gründen nicht mehr vertreten.
- Verteidigungsanlagen gegen äußere Feinde, insbesondere aus dem Norden und aus dem Süden. Diese Theorie stützt sich auf die Lage der Burgen im Norden und Osten Dänemarks und zwar dort, wo es keine anderen Befestigungsanlagen gab. Außerdem gebe es Parallelen in anderen Ländern, die diesen zweck nahelegten. Die militärischen Konfrontationen mit Norwegern, Schweden, Deutschen und Slaven gäben Grund genug.
- Burgen im Zuge der Reichseinigung. Diese Theorie entstand ebenfalls vor der dendrochronologischen Datierung. Sie stützte sich auf die Aussage Harald Blauzahns auf einem Jellingstein, dass er ganz Dänemark erobert habe. Dazu passte ihre Lage weit weg vom Meer, aber nahe bei wichtigen Straßenbverbindungen. Als Variante wird noch vermutet, es handele sich um Prestige-Anlagen Haralds und um politische Machtzentren.
- Zwingburgen, deren Hauptzweck die Bekämpfung der Unruhen, die im Aufstand Sven Gabelbarts gegen seinen Vater ihren Höhepunkt errieichten. Den Hintergrund dieser Theorien bildet die präzisere dendrochronologische Datierung in die späte Regierungszeit Harald Blauzahns.
Aggersborg scheint mit seiner Lage am Limfjord eine wichtige Kontrollfunktion gehabt zu haben, vielleicht auch als Basis für die Unternehmungen gegen Norwegen.
[Bearbeiten] Literatur
- E. Roesendahl: Fyrkat. In Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd. 10 S. 295–301. Berlin 1998.
Zu den Deutungen:
- K. Christensen: Træningslejr eller tvangsborg. 1970.
- T.E. Christiansen: The Age of Trelleborg: Archaeological Dating. Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie (1982), pp. 100-109
- N. Bonde und K. Christensen, The Age of Trelleborg: Dendrochronological Dating, Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie (1982), 139-152.
- Olaf Olsen, Holger Schmidt: Fyrkat. En jysk vikingeborg, Bd. 1, Borgen og bebyggelsen. 1977. ISBN 8787483106.
- Olaf Olsen: Die geometrischen dänischen Wikingerburgen. In: Maria-Letizia Heyer-Boscardin (Hrsg.) Burgen aus Holz und Stein. Burgenkundliches Kolloquium Basel 1977, 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein Reihe "Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters" 1979.