Wochenzeitung
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Eine Wochenzeitung ist eine Zeitung, die regelmäßig im Abstand von 7 Tagen erscheint, Aspekt der Periodizität. Wochenzeitungen bilden das Bindeglied zwischen Tageszeitungen und Publikationen, die regelmäßig in längerem zeitlichem Abstand erscheinen. Das Erscheinungsbild einer Wochenzeitung ist dem einer Tageszeitungen sehr ähnlich.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die ersten nachweisbaren Wochenzeitungen im deutschsprachigen Raum waren die Relation und der Aviso, die Anfang des 17. Jahrhunderts erschienen: Die Relation erschien wahrscheinlich ab 1605 in Straßburg und der Aviso ab Januar 1609 in Wolfenbüttel.
Die Entstehung dieser Zeitungen lag damals geradezu "in der Luft": Gutenberg hatte den Druck mit beweglichen Lettern erfunden, quer durch Europa gab es Systeme regelmäßiger Postübermittlung und damit die Möglichkeit, sich von Korrespondenten und gewerblichen Nachrichtensystemen beliefern zu lassen.
Das alles gab es natürlich nicht erst 1605, sondern auch schon in den Jahren davor. Dass die periodischen Wochenzeitungen trotzdem aus heutiger Sicht einen Einschnitt markieren, liegt nach Thomas Schröder daran, dass sie vier wichtige Merkmale vereinigen: Periodizität (regelmäßiges Erscheinen), Aktualität (im Gegensatz zu den unregelmäßig erschienen Flugblättern, Flugschriften, Meßrelationen etc.), Universalität (d.h. inhaltliche Vielfalt) und Publizität (eine große Reichweite war das Ziel, anders als z.B. bei dem System der Kaufmannsbriefe, das einer der Vorläufer war). Während man allerdings heute das "Geburtsjahr der Zeitung" gebührend feiert, entstand der Typ der Wochenzeitung 1605 weitgehend lautlos; die Zeitgenossen haben sie nicht als Sensation empfunden.
Der Aviso und die Relation kamen in politisch unruhigen Zeiten auf den Markt: Der Augsburger Religionsfriede verdeckte nur mühsam die Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken, der Dreißigjährige Krieg stand - rückblickend betrachtet - vor der Tür. Somit war das Bedürfnis nach Informationen groß.
Von der Sprache abgesehen, wirken der Aviso und die Relation heute ausgesprochen modern. Zunächst einmal wäre zu nennen, dass beide einen beeindruckenden Anteil an Auslandsberichterstattung enthielten (Aviso 31% des Wortanteils, die Relation 41% des Wortanteils). In der europäischen Berichterstattung spielten in beiden Zeitungen die Niederlande und Italien die größte Rolle: Die Niederlande wegen der Auseinandersetzungen zwischen dem calvinistischen Norden und dem zu Spanien gehörenden Südniederlande (1609 Waffenstillstand); Italien insbesondere wegen der Neuigkeiten aus dem Vatikan.
Regional konzentrierten sich beide Zeitungen, wenn es um Nachrichten aus dem Reichsinneren ging, auf zwei Regionen, die zum habsburgischen Machtbereich gehören: Böhmen (das heute ein Teil von Tschechien ist) und Österreich. Dies lag an einem innenpolitischen Großereignis: dem Bruderzwist zwischen dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Rudolf II., und Matthias, der ihm 1608 die Herrschaft über Österreich abgerungen hatte (drei Jahre später nahm er ihm auch noch Böhmen ab). Rudolf II. und Matthias waren beide Habsburger und damit Mitglieder das dominierenden Adelsgeschlechts in Europa; der Bruderzwist war also ein Thema von allgemeinem Interesse.
Themen aus den Feldern "Politik" und "Militär" nahmen in beiden Zeitungen den größten Raum ein (etwa zwei Drittel), ansonsten wurde über Handel, Hof, Kirche und Alltag berichtet.
Anders als heute wurde überwiegend über Könige und Fürsten berichtet; danach folgten Reportagen und Berichte über Soldaten, das Leben und die Ereignisse der bürgerlichen Schicht wurden nur peripher behandelt.
[Bearbeiten] Merkmale moderner Wochenzeitungen
Durch die wöchentliche Erscheinungsweise bieten sie die Möglichkeit, Themen - abseits der Hektik tagesaktueller Berichterstattung - ausführlicher und hintergründiger zu behandeln, als dies zum Beispiel bei Tageszeitungen üblich und möglich ist. Es werden die gleichen Themengebiete behandelt und eine Wochenzeitung hat auch denselben Aufbau wie eine Tageszeitung.
Wochenzeitungen sind jedoch unabhängig von der tagesaktuellen Berichterstattung. Leser können sich hier umfassender und hintergründiger über Themen und Ereignisse informieren, hier werden die großen Zusammenhänge dargestellt. Auch Themen und Problematiken der Vergangenheit werden hier immer wieder aufgegriffen und behandelt. Zusätzlich werden vermehrt wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Themen angesprochen.
Oft werden auch verschiedene Meinungen zu einem politischen Thema in einer Publikation veröffentlicht, ein Pro- und ein Contra-Artikel.
Wochenzeitungen orientieren sich stärker an einer längerfristigen Meinungsbildung und weisen in der Regel ein klareres Meinungsprofil auf als Tageszeitungen. Typische Textformen sind hier der Kommentar, die Analyse, die Reportage, die Glosse und Rezensionen im kulturellen Teil.
Wochenzeitungen haben eine hohe Leser-Blatt-Bindung.
[Bearbeiten] Wochenzeitungen in Deutschland heute
Es gibt sowohl überregionale und regionale Wochenzeitungen, als auch regionale und lokale Wochenblätter (circa 80 Titel), die jedoch oft sehr niedrige Auflagenzahlen haben. Die 28 Wochenzeitungen hatten 2006 laut des Bundesverbandes der Zeitungsverleger eine Auflage von 2,08 Millionen Exemplaren.[1]
Nach der Einstellung der Die Woche und der Wochenpost gibt es in Deutschland noch 14 überregionale Wochenzeitungen:
- die liberale Die Zeit (Hamburg) – gegründet am 21. Februar 1946, ist der Marktführer in Deutschland
- den christlichen und konservativen Rheinischen Merkur (Bonn), der von der Kirche subventioniert wird
- die konservative Preußische Allgemeine Zeitung
- das protestantische Sonntagsblatt – spezialisiert auf den Kulturteil, wird ebenfalls subventioniert von der Kirche
- Allgemeine Jüdische Wochenzeitung (Berlin) – gegründet 1946
- die linke Jungle World (Berlin)
- den linken Freitag (Berlin) – Nachfolgerzeitung der DDR-Zeitung Sonntag
- die rechte Junge Freiheit
- seit Januar 2005 Die Neue Epoche
- Das Parlament (Frankfurt am Main) – Berichte und Mittelungen aus dem Bundestag, wird vom Bundeshaushalt subventioniert
- Neue Bildpost (Hamm)
- Bayerische Staatszeitung (München)
- Bayernkurier (München)
Als überregionale Sonntagszeitungen erscheinen die Bild am Sonntag, die Welt am Sonntag sowie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Ebenfalls wöchentlich erscheinende Nachrichtenmagazine sind Der Spiegel und der Focus.
Darüber hinaus gibt es regional erscheinende Wochenzeitungen (z.B. die Göttinger Wochenzeitung), die zum Teil von Tageszeitungen als siebte Ausgabe genutzt werden (z.B. Sonntag Aktuell im süddeutschen Raum), sowie eine Vielzahl kostenlos verteilter Anzeigenblätter mit lokaler Berichterstattung.
[Bearbeiten] Wochenzeitungen in anderen Ländern
In der Schweiz erscheinen Die Wochenzeitung und die Weltwoche. Österreichische Wochenzeitungen sind vor allem der linksliberale Falter und die liberal-katholische Furche.
Die nördlichste Zeitung der Welt ist auch eine Wochenzeitung: Svalbardposten aus Spitzbergen.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: Zeitungen 2006. Berlin 2006.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Illustrierte
- Anzeigenblatt
- Flugblatt
- Sonntagszeitung
- Regionalzeitung
- Nachrichtenmagazin
- Zeitung
- Zeitschrift
[Bearbeiten] Literatur
- Schröder, Thomas: Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl. Tübingen: Gunter Narr 1995.
- Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 2000. ISBN 3596122600
- Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger: Zeitungen 2006. Berlin 2006. ISBN 3939705000