Wolfgang Tillmans
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Wolfgang Tillmans (* 15. August 1968 in Remscheid[1]) ist ein in England, Köln und New York lebender deutscher Fotograf und Kunstprofessor.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Wolfgang Tillmans intersessierte sich schon während der Schulzeit für Fotografie und verschiedene Layout-Formen und sammelte gefundene Fotografien.[1]. 1983 kam er als Sprachschüler nach England, lernte die die britische Jugendkultur und die dortigen Style- und Musikzeitschriften wie i-D und The Face kennen. Seit diesem Jahr besucht er auch fast jährlich den Evangelischen Kirchentag[2] und ebenfalls seit diesem Jahr war ihm nach eigener Aussage auch klar, dass AIDS Einfluss auf sein Leben haben wird. Nach seiner ersten sexuellen Begegnung im Jahre 1985 überfiel ihn eine zeitweilige überwältigende Angst vor dieser Krankheit[3]. Ab 1986 begann er seine Fotografie ernst zu nehmen und interessierte sich vor allem für Dinge seiner unmittelbaren Umgebung.
Von 1987 bis 1990 lebte Tillmans in Hamburg und arbeitete als Telefonist in einer städtischen Hilfsorganisation. Dort benutzte er den Fotokopierer um gefundene Fotografien zu vergrößern, lernte 1988 die lokale Rave-Szene kennen, und begann diese aufkommende Subkultur zu dokumentieren[1]. Seine Momentaufnahmen und Portraits junger Leute wurden ab 1988 in den progressiven[1] Magazinen i-D, The Face, Tempo, Spex und Prinz veröffentlicht.[1][4] Neben den Motiven im täglichen Leben begann er ab 1990 zusätzlich mit gestellten Szenen zu arbeiten.
Ab 1990 studierte er bis 1992 am Bournemouth & Poole College of Art & Design und besuchte auch die dortige Raver-Szene[1]. Mit seiner Serie über die Berliner „Love Parade“ (1992) gelang ihm der künstlerische Durchbruch. Zur Dokumentation seiner Umgebung gehören selbstverständlich auch Bilder von seinen Freunden, der schwulen Subkultur, wie zum Beispiel dem European Gay Pride 1992 in London, und seinem Lebensgefährten[4]. Nach seinem Studium lebte er in London, reiste immer wieder nach New York und übersiedelt 1994 dorthin, wo er 1995 seine große Liebe kennenlernt, den ebenfalls aus Deutschland stammenden Maler Jochen Klein, der 1997 an AIDS erkrankt und noch im selben Jahr an den Folgen stirbt[1][3][4].
Seit 1996 lebt Tillmans wieder in London[1]. Von 1998 bis 1999 hatte er an der Hochschule für bildende Künste Hamburg eine Gastprofessur inne und ist seit 2003 ordentlicher Professor für interdisziplinäre Kunst an der staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule in Frankfurt am Main[1]. Abstrakten Sujets wendet er sich seit dem Jahre 2000 zunehmd zu[4].
2002 drehte er für die Popband Pet Shop Boys einen Videoclip zu deren Single Home & Dry[1], der hauptsächlich aus dokumentarischen Aufnahmen von in der Londoner U-Bahn lebenden Mäusen bestand.
Im April 2006 erföffnete er seine erste eigene Galerie Between Bridges mit Arbeiten des New Yorker Künstlers und Aktivisten David Wojnarovicz, welcher 1992 an den Folgen von AIDS starb und bei Tillmans durch seine Schriften und seinen Auftritt in Rosa von Praunheims Film Silence = Death einen bleibenden Eindruck hinterließ[3]. In dieser kleinen Galerie, im Hause seines Fotostudios, will er vor allem politische Kunst anderer Künstler zeigen[3].
Tillmans auffälligstes Merkmal dürfte die scheinbare Beliebigkeit seiner Fotografien sein. Er lässt sich weder auf bestimmte Sujets noch auf bestimmte Techniken festlegen und präsentiert seine Bilder in der Regel ohne Rahmen als auf die Wand gepinnte Abzüge in unterschiedlichen Formaten. In einem Zeit-Interview äußerte er einmal: „Obwohl ich weiß, dass die Kamera lügt, halte ich doch fest an der Idee von einer fotografischen Wahrheit“.
Als Antwort auf Fragen nach Künstlern, die ihn inspiriert hätten, nannte Tillmans wiederholt den spanischen Maler Francisco de Zurbarán (1598-1664).
[Bearbeiten] Ausstellungen (Auswahl)
- 1988 Erste Einzelausstellung[4]
- 2002 Palais de Tokyo, Paris, Frankreich
- 2003 Tate Britain, London, Großbritannien
- 2003 Louisiana Museum for Moderne Kunst, Humlebæk, Dänemark
- 2007 Kestner Gesellschaft Hannover
[Bearbeiten] Bücher (Fotobände, Auswahl)
- 1996 Wolfgang Tillmans, Wer Liebe wagt lebt morgen
- 1996 Wolfgang Tillmans, For when I'm weak I'm strong
- 1997 Wolfgang Tillmans, Concorde
- 1999 Wolfgang Tillmans, Soldiers – The Nineties
- 2001 Wolfgang Tillmans, Aufsicht
- 2002 Wolfgang Tillmans (Werkübersicht)
- 2003 Wolfgang Tillmans, If one thing matters, everything matters
- 2005 Wolfgang Tillmans, Truth Study Center
- 2007 Wolfgang Tillmans, Manual
[Bearbeiten] Preise (Auswahl)
- 1995 ars viva Preis des Kulturkreis der deutschen Wirtschaft
- 1995 Kunstpreis der Böttcherstrasse, Bremen[5]
- 2000 Turner Prize, Tate Gallery, London, Großbritannien
- 2001 Gewinner des Wettbewerbs zur Errichtung eines AIDS-Memorials am Sendlingertorplatz, München
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Wolfgang Tillmans im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- guggenheimcollection - Werke im Besitz der Guggenheim-Kollektion
- Louise Gray: Die Dinge in Gang bringen: Wolfgang Tillmans und sein Londoner Ausstellungsraum "Between Bridges", Deutsche Bank, artmag, Ausgabe 03/2006
- [1] aktuelle Sonderausstellung in der kestner gesellschaft Hannover, bis zum 6. Mai 2007
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b c d e f g h i j guggenheimcollection.org Biographie, Stand vom 6. Oktober 2006
- ↑ Jan Kedves und Cornelius Tittel: Es geht mir um Wahrheit, TAZ, 6. Juli 2004, Berlin lokal, S. 25
- ↑ a b c d Louise Gray: Die Dinge in Gang bringen: Wolfgang Tillmans und sein Londoner Ausstellungsraum "Between Bridges", Deutsche Bank, artmag, Ausgabe 03/2006
- ↑ a b c d e Axel Schock & Karen-Susan Fessel: OUT! - 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle, Querverlag, Berlin 2004, ISBN 3-89656-111-1
- ↑ kunsthalle-bremen.de: Bremer Kunstpreis und Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen 1985-2005 gesehen am 12. November 2006
Personendaten | |
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NAME | Tillmans, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fotograf |
GEBURTSDATUM | 16. August 1968 |
GEBURTSORT | Remscheid |
Kategorien: Mann | Deutscher | Fotograf | Geboren 1968