Alexanderroman
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
Als Alexanderroman wird die romanhafte Biographie Alexanders des Großen durch einen unbekannten Autor im 3. Jahrhundert n. Chr. bezeichnet.
Die ersten Geschichten und Sagen über das ruhmreiche, doch kurze Leben Alexanders entstanden schon kurz nach seinem Tode. Fälschlicherweise Kallisthenes zugeschrieben, wurde zwischen Tatsachen und Legenden in dem abenteuerlichen Alexanderroman nur wenig unterschieden, die Erzählungen erinnern fast an die Heldentaten des Herakles und wurden meist mündlich weiter überliefert; Alexander wird dabei als Eroberer und Weltenherrscher verherrlicht. Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. waren die Erzählungen sehr populär, erst später wurden sie auch schriftlich festgehalten. Ihre älteste lateinische Übersetzung, besser gesagt Bearbeitung von Iulius Valerius Alexander Polemius zu Beginn des 4. Jahrhunderts, ist die erste schriftlich erhaltene Fassung. Eine weitere lateinische Ausgabe, die dann als Vorlage für zahlreiche Übersetzungen diente, fertigte Leo von Neapel im 10. Jahrhundert.
Im 12. Jahrhundert folgte die französische Übersetzung des Albéric de Besançon, der Roman d’Alexandre, um 1130 das daraus entwickelte deutsche Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. Um 1285 beginnt Ulrich von Etzenbach den ersten deutschen Alexanderroman in 30.000 Versen am Prager Hof König Wenzels zu dichten. Bereits im Mittelalter waren der Alexanderroman neben der Bibel das bekannteste und weitverbreitetste Buch in ganz Europa (auch in der englischen, slawischen sowie altnordischen Literatur) und weit darüber hinaus. Im Orient (besonders in der syrischen Literatur) verbreitete sich der Alexanderroman bereits früher. Auch in der islamischen Literatur fand er einen Widerhall, allerdings unter anderer Bearbeitung des Stoffes.
[Bearbeiten] Literatur
- L’Ystoire du bon roi Alexandre: der Berliner Alexanderroman; Handschrift 78 C 1 des Kupferstichkabinetts Preußischer Kulturbesitz Berlin. Faksimile-Ausgabe, Stuttgart 2002.
- Leben und Taten Alexanders von Makedonien. Der griechische Alexanderroman nach der Handschrift L. Hrsg. und übers. von Helmut van Thiel, Darmstadt 1974 (Texte zur Forschung, Bd. 13).
- Birgit Meineke: Krakauer Neufund zum Alexanderroman des Ulrich von Etzenbach. Göttingen 1999 (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen 7).
- Reinhold Merkelbach: Die Quellen des griechischen Alexanderromans. 2. Aufl., München 1977.
- Friedrich Pfister: Kleine Schriften zum Alexanderroman. Meisenheim 1975.
- Angelica Rieger: Der Alexanderroman. Text- und Bildband mit Abbildungen aus der Handschrift 78 C 1 Kupferstichkabinett Berlin, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-928127-97-4.
- Richard Stoneman: The Alexander Romance: From History to Fiction. In: Greek Fiction The Greek Novel in Context. Hrsg. von J. R. Morgan und R. Stoneman, London 1994, S. 117–129.