Altmark (Schiff)
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Die Altmark war ein deutsches Tank- und Versorgungsschiff, das in den ersten Monaten des Zweiten Weltkrieges als Trossschiff der Kriegsmarine das Panzerschiff Admiral Graf Spee im Nord- und Südatlantik zu versorgen hatte. Sie war 141 Meter lang, hatte 7.021 BRT, und wurde 1938 bei Blohm und Voss in Hamburg gebaut. Sie erlangte Bedeutung durch den "Altmark-Zwischenfall" im Februar 1940, der im Vorfeld der deutschen Invasion Norwegens eine entscheidende Rolle spielte.
Im Februar 1940 war die Altmark auf dem Weg vom Südatlantik nach Deutschland, an Bord 303 britische Seeleute von Schiffen, die von der Admiral Graf Spee aufgebracht und versenkt worden waren. Unter Führung von Kapitän Dau gelang es, am 14. Februar 1940 nördlich von Trondheim norwegische Hoheitsgewässer zu erreichen. Die Altmark war zweifellos ein Hilfsschiff der Kriegsmarine, führte aber die Reichsflagge und galt aus deutscher Sicht nicht als Kriegsschiff - was die britische Seite erheblich anders beurteilte.
Am 14. Februar wurde das Schiff zweimal von zwei verschiedenen norwegischen Torpedobooten angehalten und oberflächlich kontrolliert, ohne dass es Beanstandungen gab. Hiermit gab sich allerdings der Chef des Zweiten Norwegischen Seeverteidigungsabschnittes, Konteradmiral Tank-Nielsen, nicht zufrieden, da er von den britischen Internierten an Bord wusste. Er begab sich mit dem Torpedoboot Gam selbst zur Altmark und verlangte eine neuerliche Untersuchung. Kapitän Dau lehnte ab, aber sein Versuch, per Funk die deutsche Botschaft in Oslo zu erreichen, wurde von den Norwegern verhindert. Immerhin gestattete der norwegische Admiral die Weiterfahrt unter Begleitung norwegischer Torpedoboote.
Inzwischen hatten die Briten, vermutlich aufgrund des lebhaften Funkverkehrs, die Altmark geortet, und gegen 14:50 Uhr wurde das Schiff von englischen Flugzeugen innerhalb der norwegischen Hoheitsgewässer gesichtet. Als gegen 16:00 Uhr auf der Höhe von Egersund drei britische Zerstörer in Sicht kamen, zog sich Kapitän Dau, um der Kaperung zu entgehen, in den Jössing-Fjord zurück. Inzwischen hatten die norwegischen Torpedoboote Anweisung, sich längsseits der Altmark zu legen, um ein Entern durch die Engländer zu verhindern.
Eine halbe Stunde vor Mitternacht lief der britische Zerstörer Cossack in den Fjord ein, legte sich längsseits der Altmark, und ließ sie von einem Stoßtrupp entern. Der Befehl an die norwegischen Torpedoboote, dies zu verhindern, war inzwischen widerrufen worden, und die Norweger beschränkten sich den Engländern gegenüber auf einen Protest. Bei der folgenden Schießerei kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben. Die Cossack übernahm die britischen Kriegsgefangenen und brachte sie nach England zurück.
Die Norweger waren darüber verärgert, dass ihre Neutralität verletzt worden war und wollten nicht in einen europäischen Krieg gezogen werden. Tatsächlich säte der Altmark-Zwischenfall Zweifel über die norwegische Neutralität unter den Alliierten und Deutschland. Beide Seiten hatten Eventualpläne für militärische Aktionen gegen Norwegen, vor allem in bezug auf die Verkehrswege des schwedischen Eisenerzes, von dem die deutsche Rüstungsindustrie im frühen Stadium des Krieges abhing. Der Altmark-Zwischenfall überzeugte Hitler davon, dass die Alliierten die norwegische Neutralität nicht respektieren würden, und er entschied sich am 19. Februar zur Intensivierung der Planung des Unternehmens Weserübung, der Besetzung von Dänemark und Norwegen, die am 9. April 1940 durchgeführt wurde.
Die Altmark kehrte nach Deutschland zurück und wurde in Uckermark umbenannt. Mit Hilfe russischer Eisbrecher gelangte sie durch das Eismeer zum Pazifik und nach Japan, wo sie Versorgungsschiff für den Hilfskreuzer Thor wurde, der im Pazifik und im Indischen Ozean operierte. Am 30. November 1942 lag das Schiff in Yokohama vor Anker, neben der Thor und dem australischen Passagierschiff Nankin, das Thor im März aufgebracht hatte. Die Besatzung saß beim Mittagessen, als eine gewaltige Explosion das Schiff zerriss. Uckermark, Thor und Nankin sanken. Grund der Explosion war vermutlich ein Funke, der bei Reparaturarbeiten in der Nähe der Treibstofftanks verursacht worden war.
Der Altmark-Zwischenfall gab den Briten einen kurzlebigen, aber dringend benötigten moralischen Auftrieb während des Sitzkriegs. Der Zwischenfall hatte einen länger andauernden Propagandaeffekt im deutschbesetzten Norwegen, als die norwegische Kollaborationsregierung versuchte, ihren Spitznamen Quislinge durch den abfälligen Begriff Jøssing für Proalliierte und Antinazis zu neutralisieren. Dieser Terminus bezog sich auf den Ort des Ereignisses, den Jøssingfjord. Die Bemühungen schlugen allerdings fehl, da der Begriff sofort als positiver Terminus von der Öffentlichkeit akzeptiert wurde, so dass er schließlich 1943 aus dem offiziellen Sprachgebrauch verbannt wurde.
[Bearbeiten] Weblinks
- Halford Mackinder's Necessary War Ein Aufsatz, der den Altmark-Zwischenfall in einem größeren strategischen Kontext zum Zweiten Weltkrieg beschreibt.