America’s Army
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America’s Army | ||
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Entwickler: | MOVES | |
Verleger: | United States Army | |
Publikation: | 4. Juli 2002 | |
Plattform(en): | PC (Windows, Linux (bis Version 2.5), Mac OS (bis Version 2.5) | |
Genre: | Taktik-Shooter | |
Spielmodi: | Einzelspieler (nur Training), Mehrspieler | |
Thematik: | {{{Thematik}}} | |
Steuerung: | Maus und Tastatur (PC-Version), Controller (Konsolen-Versionen) | |
Systemminima: | Internetverbindung mit 56K, ISDN oder DSL beziehungsweise LAN, ab 2.4 GHz CPU, ab 512 MB RAM, DirectX 9.0c+, 128 MB+ 3D Grafikkarte und 3.5 GB freier Festplattenspeicher | |
Medien: | Download | |
Sprache: | Englisch | |
Altersfreigabe: | PEGI:![]() |
USK:![]() |
Information: | Kostenlos verteilter Online-Shooter, entwickelt zu Werbezwecken |
America's Army ist der Name eines kostenlosen Online-Computerspiels, das im Stil eines typischen Taktik-Shooters, mit Elementen des Ego-Shooters, von der United States Army publiziert worden ist. Entwickelt wurde es vom MOVES Institute der Naval Postgraduate School (siehe Weblinks) im Auftrag der US Army. Finanziert wird das auf der Unreal Warfare Engine basierende Spiel aus dem Staatshaushalt und ist im Jahr 2002 erstmals veröffentlicht worden. Als Modell wurde wegen des Erfolges die damals ebenfalls kostenlose Half-Life-Mod Counter-Strike ausgewählt.
America's Army ist laut Aussagen der US-Army ein „cost-effective recruitment tool“ (engl. etwa: „kostengünstiges Rekrutierungs-Werkzeug“). Dieser Umstand war und ist Anlass zu weltweiten ethischen Diskussionen. Chris Morris, ein CNN/Money Kolumnist und dessen Direktor der Inhaltsentwicklung, schrieb, die Armee gäbe die Tatsache, dass es sich um Propaganda handelt, bereitwillig zu.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Spiel
[Bearbeiten] Tutorial
Eine Besonderheit des Spiels ist, dass jeder Spieler, bevor er sich am eigentlichen Online-Geschehen beteiligen kann, ein im Vergleich zu anderen Spielen sehr umfangreiches Training absolvieren muss. In Version 2.7 wurde eine Möglichkeit für neue Spieler geschaffen, auf gesonderten Servern auf ausgewählten Maps ohne Absolvierung von Trainingseinheiten zu spielen.
Zusätzlich zu dieser „Grundausbildung“ existieren noch zusätzliche Trainingseinheiten, die der Spieler bestehen kann, um besondere Rollen (z. B. Scharfschütze) einnehmen zu können. Diese Trainingseinheiten fordern nicht nur spielerische Fähigkeiten: Um sich als Sanitäter zu qualifizieren muss der Spieler beispielsweise einen Vortrag über lebensrettende Sofortmaßnahmen anhören und anschließend einen Multiple Choice-Test zum Thema beantworten. Jeder Abschnitt des Trainings spielt in äußerst detailgetreu nachgestellten Originalschauplätzen der US-Armee. Allerdings haben manche Trainingseinheiten nicht nur das Ziel, dem Spieler das Spiel beizubringen, sondern eine positive Sicht des Soldatseins zu vermitteln. Aufgrund der teilweise schwierigen Trainingsmissionen kursieren viele Antwortbögen und Lösungen im Internet.
[Bearbeiten] Spielprinzip
Im Spiel gibt es mehrere verschiedene virtuelle Kriegsschauplätze, auf denen zwei Teams gegeneinander antreten und bestimmte Aufträge zu erfüllen haben. Dies sind zum Beispiel das Sichern (Erobern) eines Waffenlagers auf der einen und das Verteidigen des Lagers auf der anderen Seite. Das besondere daran ist, dass der Spieler und dessen Team – egal für welches Team er sich entscheiden sollte – in jedem Fall das Aussehen und die Bezeichnung US-amerikanischer Soldaten (verschiedensten Einheiten der US-Infanterie angehörend) annehmen, wohingegen das gegnerische Team – ebenfalls in jedem Fall – das Aussehen und die Bezeichnung nicht-amerikanischer, meist als „OpFor“ (Jargon der Army für „Opposing Forces“, dt. „gegnerische Streitkräfte“) bezeichneter Gegner, erhalten. Das gegnerische Team sieht diesen Spieler hingegen als „OpFor“ an und sich selbst als US-Soldaten. Dieses entgegengesetzte Team wird neben „OpFor“ aber auch als Terroristen („terrorist forces“) oder Aufständische („insurgents“) benannt, was wieder auf den politischen Hintergrund des Spieles zurückzuführen ist. Virtuell gekämpft wird mit Waffen, die denen der US Army detailgetreu bis in die Bedienung nachgebildet sind. Die Gegner kämpfen mit entsprechend authentischen, meist russischen Waffen. Die Sprache der „OpFor“ ist eine Mischung aus Russisch und Armenisch. Das Spielprinzip belohnt gute Teamarbeit – ein Team, welches gut zusammenarbeitet hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber einem Team voller Einzelkämpfer.
Seit Version 2.7 gibt es den Cooperative-Mode, bei dem alle Spieler auf einem Server gegen computererzeugte Gegner spielen.
[Bearbeiten] Honor
Um sich am Spiel beteiligen zu können, benötigt jeder Spieler ein Benutzerkonto (Account) auf dem zentralen Server, in dem sein „Honor“-Level und die von ihm absolvierten Trainingseinheiten permanent festgehalten werden. Bei Honor („Ehre“) handelt es sich um eine ins Spiel integrierte Variable, die das Befolgen der sieben Grundsätze der Armee (Loyalität, Pflicht, Respekt, selbstloser Dienst, Ehre, Integrität, Mut) symbolisieren soll. Die Steigerung dieses Wertes erfolgt ähnlich wie in einem Rollenspiel durch das Gewinnen einer Runde oder eines einzelnen Missionszieles, das Heilen eines Teammitgliedes, jedoch auch durch das Töten eines Gegenspielers. Abzüge gibt es für Verstöße gegen die Rules Of Engagement (ROE), beispielsweise das Verletzen oder Töten von Teammitgliedern oder Zivilisten. Bei einer schweren Verletzung der ROE kann der Spieler vom Server geworfen werden, sollte sein Honor-Level auf 0 sinken (neue Accounts beginnen mit 10) wird der Account gelöscht. Psychologisch handelt es sich beim Erwerb von Honorpunkten um eine operante Konditionierung, sodass das Steigern des Honor-Levels einen Suchtfaktor darstellen kann. Die Steigerung ist am Anfang des Spieles sehr schnell, doch je mehr Ehre ein Spieler besitzt, desto langsamer erfolgt der Anstieg. Bei 61 Honor hat der Spieler beispielsweise nur rund 13 Prozent der Punkte erhalten, die er bis zu 100 benötigen würde. Aus diesem Grund gibt es nur eine Hand voll Spieler, die die normalerweise weit über 1000 benötigten Stunden, um bis zu Level 100 zu gelangen, absolviert haben.
[Bearbeiten] Realismus
Das Spiel selbst ähnelt anderen teambasierten Taktik-Shootern, allerdings werden viele Spielelemente wesentlich realistischer modelliert als in vergleichbaren Spielen. Spieler können ihre Waffen nicht frei wählen, sondern nur eine Rolle in der Einheit (mit einer bestimmten zugewiesenen Waffe) auswählen. Auch die Bedienung der Waffen ist komplexer als in vielen anderen Spielen, „aus der Hüfte“ abgefeuerte Schüsse sind selbst auf kurze Distanz extrem unpräzise.
Unrealistisch fällt hingegen die Darstellung von Verletzungen aus. Ein angeschossener Spieler kann zwar verbluten, wenn er keine Hilfe sucht, und seine Bewegungs- und Zielfähigkeit wird stark eingeschränkt, die visuelle und akustische Darstellung eines Treffers bei einer Figur beschränkt sich jedoch auf eine kleine rote „Wolke“. Der Grund dafür war, dass große Mengen an Blut, sichtbaren Verletzungen und Todesschreien zu einer Alterseinstufung geführt hätten, die nicht mehr der Zielgruppe entsprochen hätte. Außerdem sollte verhindert werden, dass das Spiel in Kontroversen über Gewalt in Computerspielen verwickelt wird. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass America's Army damit gleichzeitig das unrealistische Bild eines „sauberen“ Krieges vermittelt. Jedoch zeigt kein anderes Spiel wie schnell man in einem echten Krieg fallen kann – man stirbt im Spiel zwar ohne viel Blut, aber gerade bei Anfängern ist ein schneller Tod ohne den Gegner überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben, nicht selten.
[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahre 1999 befand sich die Anzahl an Rekrutierungen der US Army auf einem Rekordtief, dem tiefsten Stand seit 30 Jahren, während die anderen Teilstreitkräfte ihre Rekrutierungsziele regelmäßig übererfüllten. Aus diesem Grund wurde im US-Kongress beschlossen, „aggressive und innovative Experimente“ bezüglich der Rekrutierung durchzuführen. Die Ausgaben für Rekrutierung wurden im US-Verteidigungsministerium auf über 2,2 Milliarden US-Dollar jährlich angehoben. Davon wurde eine Werbekampagne finanziert, zu der unter anderem das Spiel gehört, aber auch der Aufbau eines US-Army-Teams bei der beliebten US-amerikanischen Rennsportserie NASCAR, wo das Spiel nun auch ausgehändigt wird.
1999 präsentierte Oberstleutnant E. Casey Wardynski, späterer Projektleiter von America's Army, dem „Staff for Personnel“ sowie dem „Secretary of the Army for Military Manpower“ der US Army die Idee eines auf der United States Army basierenden und von ihr kontrollierbarem Online-Computerspieles, um ein positives Image der US Armee hauptsächlich der Jugend einzuprägen.
Versionen
- 1.0 (AA: Recon) – 4. Juli 2002
- 1.0.1 (AA: Operations) – 12. Juli, 2002
- 1.0.1b (AA:O) – 25. Juli 2002
- 1.1.1 (AA:O) – 1. August 2002
- 1.2.0 (AA:O) – 22. August 2002
- 1.2.1 (AA:O) – 3. Oktober 2002
- 1.3 (AA:O) – 10. Oktober 2002
- 1.4 (AA:O) – 15. November 2002
- 1.5 (AA:O) – 23. Dezember 2002
- 1.6 (AA:O) – 16. März 2003
- 1.7 (AA:O) – 21. April 2003
- 1.9 (AA:O) – 8. August 2003
- 2.0 (AA:Special Forces) – 6. November 2003
- 2.0a (AA:SF) – 21. Dezember 2003
- 2.1 (AA:SF Downrage) – 1. Juni 2004
- 2.2.0 (AA:SF Vanguard) – 19. Oktober 2004
- 2.2.1 (AA:SF Vanguard) – 18. November 2004
- 2.3 (AA:SF Firefight) – 18. Februar 2005
- 2.4 (AA:SF Q-Course) – 16. Mai 2005
- 2.5 (AA:SF Direct Action) – 13. Oktober 2005
- 2.6 (AA:SF Link-Up) – 9. Februar 2006
- 2.7 (AA:SF Overmatch) – 14. September 2006
- 2.8 (AA:SF Coalition) – 21. Dezember 2006
- 2.8.1 (AA:SF Coalition SMU GH Map Pack) - 22.März 2007
Am 4. Juli 2002 wurde die erste Version von America's Army, genannt „Recon“, im Internet kostenlos zum Download angeboten und wurde auch auf Grund der großen Anzahl zur Verfügung stehender (von der US Army gesponserten) Server, der leistungsstarken Unreal Engine und dem populären Spielstil Counterstrikes innerhalb kurzer Zeit zu einem der meistgespielten Online-Ego-Shooter im Internet. Parallel sollte eine Art Adventure in einem Boot Camp namens America's Army: Soldiers veröffentlicht werden, aus unbekannten Gründen kam es aber nie dazu. Die nachfolgenden Versionen, die den Namen Operations trugen, enthielten vor allem Bug-Fixes sowie neue Karten. Ab Version 1.7 wurden außerdem die Betriebssysteme Linux und Mac OS unterstützt.
Am 6. November 2003 ist die nach wie vor kostenlose Version 2.0.0 – America's Army „Special Forces“ – veröffentlicht worden. Warum ab dem Zeitpunkt die US Spezialeinheiten in den Mittelpunkt gerückt worden sind, gaben die Entwickler nicht an, aber, wie eine Broschüre der US Navy zugibt, geschah dies jedoch nicht ohne Intention: Wegen ihres Erfolges wolle das US-Verteidigungsministerium die Zahl der Spezialeinheiten verdoppeln. Daher wanderte der Befehl die Ränge hinunter und fand auch Umsetzung in America's Army, was den Glauben der Army an das Spiel als Rekrutierungsmethode unterstreicht. Ab dieser speziellen Version von America's Army wurde eine weitere Einheit der US Army, die Special Forces, in das Spiel integriert. Diese Version ist im Vergleich zur ersten Version von vor eineinhalb Jahren stark fortgeschritten, was zeigt, wie viele Personal- und Geldmittel der US Army in das Spiel investiert werden. Unter anderem wurde die Grafik verbessert und die Ragdoll-Physikengine lizenziert.
Bei der Spielversion, die am 9. Februar 2006 veröffentlicht wurde, handelt es sich um Version 2.6 – America's Army: Special Forces (Link-Up). Allerdings wurde mit dieser Version auch wieder der Client-Support für die beiden Betriebssysteme Linux und Mac OS eingestellt.
Um ein breiteres und jüngeres Publikum zu erreichen, wurde eine Umsetzung des Spieles für die Xbox mit dem Titel „America's Army: Rise of a Soldier“ produziert und am 21. Februar 2006 veröffentlicht. Eine gleichlautende Version für die PS2 ist für Juni 2006 geplant. Die Xbox-Version wurde Ende 2005 von der USK ab 16 Jahren freigegeben.
Bei der Rekrutierung konnte das Spiel offenbar bereits zu der erhofften Trendwende beitragen: In der Militärakademie in West Point etwa behaupteten 19 Prozent der Neulinge des Jahrganges 2003, dieses Spiel gespielt zu haben. Des weiteren sind die Rekrutierungsquoten seit mehreren Jahren wieder steigend und entsprechen nunmehr den Erwartungen. Michael Zyda, der Direktor der Gruppe der Navy, die an der Entwicklung des Spieles beteiligt war, führt die wenigen Proteste gegen America's Army auf die veränderte Einstellung der US-Bevölkerung zum Militär zurück: Die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA hätten den Erfolg des Spieles gesichert, denn nun fände das Land alles großartig, was das Militär macht.
Seit dem 14. September 2006 steht die Version 2.7 (America's Army: Special Forces (Overmatch)) zum Download bereit. Da die Neuerungen dieser Version sehr umfangreich ausgefallen sind, ist der Download mit rund 2,5 GB auch entsprechend groß geraten. Ein Patch (kleineres Downloadpaket zum Update der Vorversion) steht nicht zur Verfügung, es wird nur eine Vollversion zum Download angeboten.
Ab dem 21. Dezember 2006 steht die Version 2.8 (America's Army: Special Forces (Coalition)) zum Download bereit. Diese Version erlaubt durch den integrierten Map-Editor das erstellen und ändern von eigenen Maps.
[Bearbeiten] Interessantes
- Manche Kritiker meinen, dass America's Army die Spieler gezielt konditionieren und gegen Gewalt abstumpfen soll, um bei zukünftigen Soldaten die Hemmschwelle, im Gefecht zu töten, möglichst niedrig zu halten (siehe auch Gewalt in Computerspielen).
- Statistiken über jeden Spieler werden erfasst und in komprimierter Form dem Spieler angezeigt.
- Das Spiel verwendet das Anti-Cheat-Tool PunkBuster, welches den Zweck hat – ähnlich wie ein Virenscanner – nach bereits bekannten „Cheats“ auf den lokalen Rechnern der Spieler zu suchen. Ein Sprecher der US-Army benennt diese zusammenfassend als „Cybercrime“. Man ging so weit, „Cheaten“ mit dem japanischem Angriff auf Pearl Harbor im Zusammenhang mit Amerikas damaliger Vergeltung gleichzusetzen. Mittels Abschreckung (z. B. durch angebliche Verfolgung durch den Geheimdienst) soll „Cheatern“ entgegengewirkt werden.
- Die Entwickler betonen besonders die Gesamtzahl der Accounts, welche jedoch nicht die Anzahl an Spielern widerspiegelt. So gibt es Anfang September 2006 etwa 7,5 Millionen Accounts, von denen aber nur 4,2 Millionen überhaupt die virtuelle Grundausbildung abgeschlossen haben.
- Die kanadische Punk-Rock Band Propagandhi hat ein Lied über das Spiel in ihrem Album Potemkin City Limits veröffentlicht. Das Spiel, insbesondere die Strategie damit junge Menschen zu beeinflussen, wird im Text des Liedes kritisiert.
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Webpräsenz
- Entwickler des Spieles America's Army
- die größte Deutsche Community und Ladder
- Deutschsprachige America's Army Seite
- Die größte deutschsprachige Datenbank zu dem Game
- Englische Seite zur Zählung der Spielaktivität eines Users
[Bearbeiten] Presselinks
- „America's Army: More than a game?“ by David B. Nieborg (Institute of Media & Re/Presentation, Utrecht University, The Netherlands (engl.))
- Master of Arts thesis – David B. Nieborg 238-seitige Arbeit, die mit 9,5 von 10 Punkten von der Utrecht Universität bewertet worden ist (engl.)
- Universität über Video game propaganda hinsichtlich America's Army (engl.)
- CNN Artikel über America's Army (engl.) (3. Juni 2002)
- The Nation Artikel über America's Army (engl.) (23. August 2002)
- Not in our name Artikel über America's Army (engl.) (7. November 2003)
- „Erfolg beim Rekrutieren“ Artikel des Magazines Telepolis 11. November 2003
- The Guardian Artikel über America's Army (engl.) (19. Juni 2004)
- The killing game Artikel von Gary Webb(1955-2004†) (engl.) (14.Oktober 2004)