Ausbesserungswerk
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ausbesserungswerke (AW), auch Hauptwerkstätten genannt, dienen der Unterhaltung von Schienenfahrzeugen. Ausbesserungswerke der ehemaligen Deutschen Reichsbahn werden auch Reichsbahnausbesserungswerke (RAW) genannt. Im Gegensatz zu Bahnbetriebswerken, die alltägliche kleinere Arbeiten übernehmen, sind Ausbesserungswerke auf größere Reparaturen, Hauptuntersuchungen und die Aufarbeitung von Tauschteilen spezialisiert. Ferner erfolgen Umbauten und Modernisierungen von Fahrzeugen, sowie in Einzelfällen der Neubau von Schienenfahrzeugen. Neben der Unterhaltung der Fahrzeuge übernehmen Ausbesserungswerke teilweise auch die Anfertigung von Weichen, den Bau von Signalbrücken, Bahnsteigdächern und ähnlichen Stahlbauten. Je nach Spezialisierung der Ausbesserungswerke spricht man auch von Reisezugwagenwerken (Wartung von Personenwagen), Güterwagenwerken (Wartung von Güterwagen) und Weichenwerken (Herstellung von Weichen).
Mit der Ausdehnung der Eisenbahnnetze ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand eine Vielzahl von Ausbesserungswerken im gesamten deutschsprachigen Raum. Durch den Übergang vom wartungsintensiven Dampfbetrieb zur wartungsfreundlicheren elektrischen und Dieseltraktion sowie die zunehmende Rationalisierung des Werkstättenbetriebs konnte die Anzahl benötigter Ausbesserungswerke deutlich reduziert werden. So betreibt die Deutsche Bahn AG heute nur noch die Ausbesserungswerke in Neumünster (Reisezugwagen), Cottbus (Lokomotiven), Chemnitz (Dieseltriebwagen), Paderborn-Nord (Güterwagen), Witten (Weichenwerk), Bremen (Dieseltriebwagen), Kassel (Dieseltriebwagen), Krefeld-Oppum (Elektrotriebwagen), Dessau (Lokomotiven), Fulda (Komponenten), Nürnberg (Elektrotriebwagen), Meiningen (historische Fahrzeuge und Schneepflüge), Eberswalde (Güterwagen), Zwickau (Güterwagen) und Wittenberge (Reisezugwagen). Hinzu kommen die Hauptwerkstätten der S-Bahn Berlin in Berlin-Schöneweide und der S-Bahn Hamburg in Hamburg-Ohlsdorf.
Neben der Deutschen Bahn AG betreiben auch die Österreichische Bundesbahnen, die Schweizerische Bundesbahnen sowie größere Privatbahnen eigene Hauptwerkstätten. In Weiden, Stendal und Delitzsch wurden ehemalige Ausbesserungswerke der Deutschen Bahn AG und ihrer Vorgängerinnen in private Trägerschaft überführt.
Den baulichen Mittelpunkt eines Ausbesserungswerks bildet in der Regel eine große, mehrgleisige Richthalle, in der mehrere Arbeitsstände die Ausbesserung mehrerer Schienenfahrzeuge gleichzeitig erlauben. Die Arbeitsstände sind mit Hebezeugen ausgestattet, um Fahrzeuge aufbocken und die Wagenkästen von den Fahrgestellen trennen zu können. Der Richthalle angegliedert sind mechanische und elektrotechnische Werkstätten zur Aufarbeitung von Einzelteilen wie Fahrwerken, Bremsarmaturen und Motoren. Dem Außenanstrich der Schienenfahrzeuge dient eine von der Richthalle abgetrennte Lackierhalle.
Hauptwerkstätten für Schienenfahrzeuge finden sich nicht nur bei Eisenbahnen, sondern auch bei U- und Straßenbahnen. Aufgrund der vergleichsweise geringen Anzahl zu wartender Fahrzeuge sind die Hauptwerkstätten in den meisten Fällen normalen Straßenbahnbetriebshöfen angegliedert. Ein Beispiel einer Straßenbahn-Hauptwerkstätte ist die Hauptwerkstätte der Wiener Straßenbahn.
[Bearbeiten] Ehemalige Ausbesserungswerke in Deutschland
Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. |
Neben den noch betriebenen Ausbesserungswerken betrieb die Deutsche Bahn AG bzw. deren Vorgängerinnen Ausbesserungswerke und Hauptwerkstätten an folgenden Standorten: Aalen, Augsburg, Betzdorf, Berlin-Friedrichshain, Berlin-Grunewald, Berlin-Tempelhof, Brandenburg, Braunschweig, Darmstadt (Wagenwerk und Lokomotivwerk), Delitzsch (heute privates AW), Dresden-Friedrichstadt, Duisburg-Wedau, Esslingen am Neckar, Frankfurt am Main, Frankfurt-Nied, Friedrichshafen, Glückstadt, Görlitz-Schlauroth, Gotha, Göttingen, Halberstadt(heute privates AW von VIS GmbH), Halle an der Saale, Hamburg-Harburg, Hannover-Leinhausen, Ingolstadt, Jena, Jülich, Karlsruhe, Karlsruhe-Durlach, Kaiserslautern, Köln-Nippes, Kornwestheim, Leipzig-Engelsdorf, Limburg an der Lahn, Lingen, Lübeck, Magdeburg, Mülheim (heute Betriebshof der Mülheimer VerkehrsGesellschaft), München-Freimann, München-Neuaubing, Offenburg, Oldenburg, Opladen, Osnabrück, Paderborn Hbf, Potsdam, Recklinghausen, Regensburg, Rostock, Saarbrücken-Burbach, Schwerte, Schwetzingen, Siegen, Stendal (heute privates AW von Alstom), Stuttgart-Bad Cannstatt, Stuttgart Nord, Trier und Weiden (heute Werksteil von Stadler Rail).