Berneuchener Bewegung
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Die Berneuchener Bewegung ist eine kirchliche evangelische Bewegung.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Berneuchener Bewegung entstand 1922 infolge der durch radikale Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg bedingten empfundenen Nöte von Kirche und Jugend aus evangelischen Kreisen der Jugendbewegung heraus. Vertreter mehrerer kirchlicher Jugendbünde kamen in Angern bei Magdeburg zusammen, um über neue Wege zu beraten; von 1923 bis 1927 folgten jährliche Treffen auf dem Rittergut Berneuchen (heute Barnówko nahe Dębno / Polen).
Waltraut von Lamezan beschreibt in ihrem Artikel „Der Ort ist zerstört – die Bewegung lebt und wirkt“, erschienen 1993 im Kirchberger Mosaik, Heft 1, die Ausgangssituation folgendermaßen:
Es traf sich ein „Kreis junger Menschen, die die Sorge umtrieb, daß die Kirche, so wie sie sie erlebten, nur noch eine Fassade sei. Die Nachkriegsgeneration suchte religiöse Erfahrungen, traf aber in der Kirche auf eine ihr gänzlich unverständliche Lehre, auf verbürgerlichte Lebensformen und auf Gottesdienste, deren Stil für sie nichts Anziehendes haben konnte. Die Menschen, die sich in Berneuchen trafen, resignierten nicht, wollten auch dieser Kirche nicht den Rücken kehren, sondern suchten nach Wegen, wie die Kirche von innen her erneuert werden könnte.“
Ob damit die Lebenswirklichkeit der Weimarer Republik angemessen erfaßt wurde und die Aufgabe der Kirche in dieser Zeit zutreffend bestimmt wurde, steht freilich dahin.
1926 veröffentlichte man das von Wilhelm Thomas, Ludwig Heitmann, Karl Bernhard Ritter und Wilhelm Stählin verfasste Berneuchener Buch. Es sollte der Kirche einen Weg zum Aufbruch zeigen. Neben den Autoren wurde die Programmschrift von 66 weiteren Personen unterzeichnet, darunter Paul Tillich und Ruth von Kleist-Retzow, die Großmutter mütterlicherseits von Dietrich Bonhoeffers Verlobter Maria von Wedemeyer.
Dietrich Bonhoeffer selbst, der in seiner Finkenwalder Zeit an geistlichem Leben lebhaft interessiert war, trat der Berneuchener Bewegung nicht nur nicht bei, er geriet mit ihren Vertretern im pommerschen Bruderrat, insbesondere Dr. Schauer, hart aneinander, bis zum völligen Bruch.
Der Berneuchener Dienst, die Michaelsbruderschaft und die Gemeinschaft St. Michael sind aus den Anfängen hervor gegangen und heute Teil der Berneuchener Bewegung. Alle drei geistlichen Gemeinschaften setzen den Schwerpunkt auf die Feier der Eucharistie in Form der Evangelische Messe; Stille, Gebet, biblische Besinnung und Gottesdienst sollen die Mitfeiernden für Gottes Wirken öffnen. Aus dem Segen folgt die Sendung in die Welt.
Die Michaelsbruderschaft entstand durch eine Zusammenkunft an Michaelis (29. September) 1931 von 22 Brüdern in der Kreuzkapelle Marburg. Die Bruderschaft sieht sich als „eine verbindliche Gemeinschaft von Männern, Pfarrern und Laien, innerhalb der Kirche Jesu Christi“ (Reinhold Fritz). Die Jungbruderschaft als Nachwuchsorganisation nimmt auch junge Frauen auf; über die Frage nach deren Verbleib (da die Michaelsbruderschaft sich weiterhin weigerte, sich für Frauen zu öffnen) kam es schließlich zur Gründung der Gemeinschaft St. Michael (siehe unten).
Mittlerweile zieht die Michaelsbruderschaft gerade solche jungen Theologen an, die bewußt eine männerbundliche Atmosphäre suchen - wobei etwa die Evangelische Kirche im Rheinland erstaunlicherweise der Michaelsbruderschaft in den 90er Jahren die Durchführung von Rüstzeiten für den theologischen Nachwuchs anvertraute (was den Michaels- sowie den noch konservativeren Johannesbrüdern ein weites Feld für die Mitgliederwerbung eröffnete). Der Einfluss der Michaelsbrüder als gut organisierter Lobbygruppe in den Landeskirchen kann überhaupt nicht überschätzt werden, die liturgischen Erzeugnisse der EKD sind tiefgreifend von Michaelsbrüdern mit geprägt, wasam deutlichsten in den agendarischen Formularen für den 29.9., dem Tag des Erzengels Michael und aller Engel, zu greifen ist: wer außer den Berneuchenern feiert im evangelischen Raum ein solches Fest?
Die Gemeinschaft St. Michael entstand 1989 in Borchen als Gemeinschaft von Männern und Frauen, die sich dem Berneuchener Erbe in gleicher Weise verpflichtet fühlen.
Das gemeinsame Zentrum aller Gemeinschaften ist das Haus Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar.
[Bearbeiten] Literatur
- Quatember. Vierteljahreshefte für Erneuerung und Einheit der Kirche; hg. von der Ev. Michaelsbruderschaft und dem Berneuchener Dienst; ISSN 00341-9495 (siehe auch http://www.quatember.de/)
- Das Gottesjahr -Jahrbuch
- The Year of God Gottesjahr auf Englisch
- Evangelische Michaelsbruderschaft (Hg.): Evangelisches Tagzeitenbuch; Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag und Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 52003; ISBN 3-525-60291-X (Studienausgabe)
- Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer. Eine Biographie, München 3. Aufl., 1970
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Berneuchener Gemeinschaften
- Homepage der Berneuchener Bewegung
- Berneuchener Dienst
- Evangelische Michaelsbruderschaft
- Gemeinschaft Sankt Michael