Biotin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Strukturformel | |
---|---|
![]() |
|
Allgemeines | |
Name | Biotin |
Summenformel | C10H16N2O3S |
Andere Namen | Vitamin B7, Vitamin H, Coenzym R, Bios IIb, 5-[(3aS,4S,6aR)-2-Oxohexahydro-1H- thieno[3,4-d]imidazol-4-yl]pentansäure |
E-Nummer | |
CAS-Nummer | 58-85-5 |
Dosierung | |
täglicher Bedarf | ca. 100 µg |
Überdosis | nicht bekannt |
Essentiell | ja |
Vorkommen | Backhefe, Eigelb, Weizenkleie, Leber, Spinat |
Physikalische Eigenschaften | |
Aggregatzustand | fest |
Farbe | farblos |
Löslichkeit | wasserlöslich, 0,2 g/l (20 °C) |
Dichte | - g/cm³ |
Molmasse | 244,31 g/mol |
Schmelzpunkt | 232-233 °C |
Siedepunkt | - °C |
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Biotin, auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bezeichnet, ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex. Es spielt als prosthetische Gruppe von Enzymen im Stoffwechsel eine bedeutende Rolle.
Die französische Nomenklatur benennt Biotin häufig als Vitamin B8, während sich in der angelsächsischen und auch in der deutschen Literatur die Adenylsäure als Vitamin B8 findet; zuweilen werden auch das Inositol, welches kein Vitamin ist, bzw. die Folsäure, die ebenfalls dem Vitamin-B-Komplex angehört, als Vitamin B8 bezeichnet. Der von der IUPAC empfohlene Name ist jedoch einzig Biotin.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ernährung
Der genaue Bedarf ist nicht bekannt. Folgende Tagesmengen geordnet nach Lebensalter können gemäß RDA als Richtwerte dienen:
- 0-6 Monate 35 µg,
- 6-12 Monate 50 µg,
- 1-18 Jahre 100 - 200 µg,
- über 18 Jahren 100 µg,
- während Schwangerschaft und Stillzeit: zuzüglich 50 µg.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene lediglich 30-60 µg/Tag. Der Therapiebereich liegt zwischen 50 µg und 15 mg. Ein Biotinmangel ist selten, kann aber bei Aufnahme großer Mengen von Rohei eintreten, da das Eiklar Avidin enthält, welches das Biotin bindet und seine Aufnahme im Darm blockiert.
Merkmale eines Biotinmangels sind Hautstörungen, Haarausfall, spröde Nägel, Blutarmut, Depressionen, Müdigkeit, Ohnmacht, Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen, erhöhte Gesamtcholesterinwerte, Unterzuckerung (Hypoglykämie) und Entzündung der Zunge (Glossitis). Die Merkmale einer Biotinüberversorgung hingegen sind verzögerte oder verringerte Insulinausschüttung, erhöhter Bedarf an Vitamin C und an Vitamin B6 sowie erhöhte Blutzuckerwerte.
[Bearbeiten] Biotin als prosthetische Gruppe
Biotin ist die prosthetische Gruppe von Carboxylasen, genauer der Carboxy-Transferasen. Durch deren Aktion kann auch im tierischen Organismus Kohlendioxid fixiert werden. Beispiele sind:
- die Pyruvat-Carboxylase, ein Schlüsselenzym der Gluconeogenese, das Pyruvat in einen Metaboliten des Citratzyklus umwandelt;
- die Acetyl-CoA-Carboxylase, welche das Malonyl-CoA für den Startschritt der Fettsäurebiosynthese liefert.
Die Abbildung zeigt die Funktion des Biotins als prosthetische Gruppe in der durch die Pyruvat-Carboxylase katalysierten Reaktion. Vor der Addition an den Stickstoff des Biotins wird das Kohlendioxid, welches als Hydrogencarbonat vorliegt, mit ATP in eine aktive Form, das Carboxyphosphat, ein gemischtes Anhydrid der Phosphor- und Kohlensäure, überführt werden. Als prosthetische Gruppe ist Biotin fest an einen Lysinrest des Enzyms gebunden. Die Einheit (auch Biocytin genannt) fungiert als eine Art Drehscheibe (Propeller-Prinzip), über welche die Pyruvatbindungsstelle bedient werden kann. Das Pyruvat ist dort in seiner Enolform gebunden, was direkt die unmittelbare Übernahme des CO2-Restes ermöglicht. Die Reaktion zeigt beispielhaft den Einsatz und die Regenerierung einer prosthetischen Gruppe an ein- und demselben Enzym.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Entdeckung der Substanz verlief in mehreren Schritten:
- 1898 – Steinitz – Vitamin H (von Haut)
- 1901 – Eugene Wildiers – Biosynthese
- 1927 – (M. A. Boas?) – Beschreibung des „Eiweiß-Verletzungs-Syndroms“, eine Form der Dermatitis
- 1931 – Paul György – Vitamin H
- 1936 – Fritz Kögl und Benno Tönnis – Erstmalige Isolierung von 1,1 mg Biotin aus 250 kg getrockneter Eidotter
- 1940 – György – Feststellung, dass Biotin identisch mit Vitamin H und Coenzym R ist
- 1942 – du Vignaud – Aufklärung der chemischen Struktur
- 1943 – Harris – erste chemische Synthese
[Bearbeiten] Siehe auch
- Streptavidin
- Kopfhaar,
- Vitamine,
- Chemikalienliste,
- Hypovitaminose, Hypervitaminose
- Portal:Essen & Trinken
[Bearbeiten] Weblinks
- Swiss Forum For Sport Nutrition: Infoblatt Biotin (PDF)
- Lifeline Biotin
- Biochemikalien-Lexikon Biotin
- Datenblätter Naturstoffe: Biotin (PDF)
[Bearbeiten] Sicherheitsdatenblätter
![]() |
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |