Blasenkrebs
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Der Blasenkrebs zählt mit einer Inzidenz von fast 26.000 pro Jahr in Deutschland zu den häufigen Krebsarten. Männer erkranken wesentlich häufiger als Frauen (m:w = 3:1).
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[Bearbeiten] Tumorarten
In 99 % der Fälle handelt es sich um einen Tumor der Blasenschleimhaut, davon sind 90 % sogenannte Urothelkarzinome mit vor allem papillärem Wachstumsmuster, 8 % sind Plattenepithelkarzinome und nur 1 % Adenokarzinome. Das letzte Prozent fällt auf die mesenchymalen Tumoren, hier zu nennen das Leiomyosarkom. In 25 % der Fälle finden sich neben dem Primärtumor zusätzliche Atypien, bei Rezidiven in 50 % der Fälle. Es wird deshalb bei Abtragung eines Tumors stets eine Quadrantenbiopsie in verschiedenen Bereichen der Blase entnommen. Der Blasenkrebs ist durch eine hohe Rezidivrate und eine eher niedrige Progressionsrate ausgezeichnet.
[Bearbeiten] Ursachen
Als auslösende Faktoren für Schleimhauttumore gelten u.a. die Exposition gegenüber aromatischen Aminen (beta-Naphthylamin, Benzidin) sowie Tryptophan-Metaboliten (Raucher). Als Metabolit der aromatischen Amine wird Orthophenol in der Blase freigesetzt, dieser wirkt dort dann karzinogen. Bei Plattenepithelkarzinomen kommen als Ursache unter anderem chronische Harnwegsinfekte und Bilharziose in Betracht.
Hauptrisikofaktoren sind heute in der BRD das Alter, das männliche Geschlecht und das Rauchen.
[Bearbeiten] Symptome
Klinisches Leitsymptom des Blasentumors ist die schmerzlose Makrohämaturie, d.h. das sichtbare Vorfinden von Blut im Urin. Ebenfalls können Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch sowie Flankenschmerz vorkommen. Bei all diesen Symptomen handelt es sich jedoch um Spätsymptome.
[Bearbeiten] Diagnostik
Die Diagnose eines Blasenkrebses wird mithilfe einer Sonographie sowie einer Zystoskopie (Blasenspiegelung) gestellt. Eine Urinzytologie (Untersuchung der Zellen im Urin) erfasst mittelgradig differenzierte und entdifferenzierte Tumoren. Die bildgebenden Verfahren sind jedoch zur Detektion von Tumoren unter 5 mm nicht geeignet. Hier ist die Zystoskopie das Mittel der Wahl. Nach histologischer Aufarbeitung und Klassifizierung gemäß dem TNM-System wird in Abhängigkeit vom Tumorstadium die weitere Diagnostik mit Computertomogramm des Abdomens sowie eine Leber-Sonographie zur Metastasensuche durchgeführt. Die Ausscheidungsurographie wird wegen der hohen Strahlenbelastung und der geringen örtlichen Auflösung nur noch sehr selten zur Diagnostik des Blasenkrebs verwendet.
Eine neue Protein-Muster-Diagnostik aus Urin kann das Vorhandensein des Blasenkrebses mit hoher Sicherheit (Sensitivität 90 %) ausschließen. Dieser DiaPat-Test [1] wird auch für andere Indikationen bereits angewandt.
[Bearbeiten] Klassifikation
Die histologisch-pathologische Klassifizierung der Schleimhauttumoren erfolgt nach dem TNM-System.
pTa = nicht invasives Karzinom der Schleimhaut (Urothel)
pTcis = Carcinoma in situ
pT1 = Einwachsen (Infiltration) unter die Schleimhaut (subepitheliales Bindegewebe), Unterklassifikation pT1a-c
pT2 = Einwachsen in die Muskelschicht (Muscularis propria), Unterklassifikation pT2a-b
pT3 = Hinauswachsen über die Muskelschicht hinaus, Unterklassifikation pT3a-b
pT4 = Einwachsen in Nachbarorgane wie Prostata, Gebärmutter, Vagina, Beckenwand
pN1 = einzelner Lymphknoten < 2 cm
pN2 = einzelne oder mehrere Lymphknoten bis 5 cm
pN3 = Lymphknoten über 5 cm
M0 = keine Metastasen
M1 = Fernmetastasen
[Bearbeiten] Therapie
Die Therapie erfolgt stadienorientiert: Zunächst wird eine sogenannte transurethrale Resektion (TUR) der Blase (B) mit Quadrantenbiopsie durchgeführt. In spezialisierten Zentren erfolgt die Abtragung der Tumoren im Rahmen einer sogenannten Fluoreszenz-Blasenspiegelung (5-Amino-Lävulinsäure), bei der unter einem speziellen Licht die Tumoren rot leuchten. Dadurch kann die Häufigkeit von kurzfristigen Rezidiven (also "übersehenen" Veränderungen) gesenkt werden. Ein zusätzlicher Baustein zur Vermeidung von erneut auftretenden Tumoren ist die Frühinstillation, d.h. die Behandlung mit einem Chemotherapeutikum (Doxorubicin, Mitomycin), welches innerhalb von 24 Stunden nach der Operation in die Blase eingefüllt wird. In den Stadien pTa bis pT1 ist diese Therapie in aller Regel ausreichend. Bei Tumoren im Stadium pT1 kann ca. 3 Wochen nach der Operation eine Nachoperation (Nachresektion) des Tumorgrundes erfolgen, um auszuschließen, dass der Tumor in tiefere Schichten vorgedrungen ist.
Bei Muskelinfiltration (T2-3) wird eine radikale Zystektomie (Entfernung beim Mann von Blase, Prostata, Harnleiter / bei der Frau von Blase, Harnröhre, Harnleiter, Gebärmutter und Ovarien) durchgeführt. Je nach Patient kann hiernach eine kontinente (dichte) Ableitung (Ersatzblase) mit der Fähigkeit auf normalem Wege Wasser zu lassen oder eine inkontinente Ableitung mit einem künstlichen Ausgang (Ileum-/ Kolon-Conduit) durchgeführt werden. Ab Stadium T4 (Infiltration von Nachbarorganen, Fernmetastasen) wird eine Polychemotherapie mit Cisplatin, Methotrexat, Vinblastin und Adriamycin (MVAC-Schema) durchgeführt.
[Bearbeiten] Nachbehandlung
Aufgrund der hohen Rezidivrate (Wiederkehrung) muss alle drei Monate eine Blasenspiegelung durchgeführt werden. Auch hier kann bei bestimmten Risikopatienten eine Fluoreszenzspiegelung durchgeführt werden. Zur Senkung der Rezidivrate kann eine Instillation mit BCG oder Mitomycin durchgeführt werden.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Urothelkarzinom der Blase – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- www.netdoktor.at - Patienteninfo
- www2.netdoktor.de - Forscher entwickeln neuen Urintest
- Ausführliches Kapitel über das Harnblasenkarzinom aus dem Online-Lehrbuch der Urologie für Ärzte und medizinisches Fachpersonal
- K. Golka et. al: Ätiologie und Prävention des Harnblasenkarzinoms Teil 1 der Serie zum Harnblasenkarzinom, Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 11 vom 16.03.2007, Seite A-719
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