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Pathologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Pathologie wird in der Medizin die Erforschung und Lehre von den Ursachen (Ätiologie), der Entstehungsweise (Pathogenese), der Verlaufform und der Auswirkungen von krankhaften oder besser gesagt Krankheit wertigen Einzelphänomenen (Symptomen) oder Symptomverbänden (Syndromen) sowie von Missbildungen aller Art verstanden, einschließlich dabei feststellbarer Körpervorgänge (Pathophysiologie). Pathologie wird traditionell meist in Form einer Pathobiologie betrieben. Als solche besteht sie in einer naturwissenschaftlich beschränkten Krankheitsforschung und Krankheitslehre. Bei gleicher Haltung kann die Fundierung der Psychopathologie in der psychologischen Medizin oder Seelenheilkunde nur in der Hirnforschung gesucht und von dieser erwartet werden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichtliches

Der griechische Begriff παθολογία (Pathologie) findet sich erstmalig beim griechischen Arzt Galenos (129-201). Er leitet sich ab von den Wörtern πάθος, páthos - Leiden(schaft), die Sucht, das Pathos, die Krankheit und λόγος, lógos - das Wort, die Vernunft, Lehre, bedeutet also soviel wie "Die Lehre von den Leiden" (heute wird der Begriff im Griechischen allerdings v.a. für die Innere Medizin benutzt).

In ihrer heutigen Form geht die Pathologie auf den italienischen Forscher Giovanni Battista Morgagni (1682-1771) zurück, der mit seinem fünfbändigen Werk De sedibus et causis morborum ("Vom Sitz und den Ursachen der Krankheiten") im Jahre 1761 den Grundstein für die wissenschaftlichen Forschungen legte.

Bereits im Altertum wurden in Ägypten und Griechenland Leichenöffnungen durchgeführt, die aber mehr der anatomischen Bildung dienten. Erst mit Ende des 18. Jahrhunderts wurden auf Grund des zunehmenden Verständnisses für die Bedeutung der Leichenschau erste Fachvertreter, die eigens für die Sektionen verantwortlich waren, bestellt. Der erste sogenannte "Prosektor" (lat. prosecare = vorschneiden) begann 1796 am Wiener Allgemeinen Krankenhaus seine Arbeit. Der erste Lehrstuhl für Pathologie wurde 1819 in Straßburg eingerichtet (Jean-Frédéric Lobstein 1777-1835). Als Prüfungsfach wurde Pathologie im Jahre 1844 in Wien eingeführt.

1858 entwickelte Rudolf Virchow die Zellularpathologie, die nun auf der Ebene von Körperzellen pathologische Veränderungen untersuchte. Diese ist ein Hauptbestandteil des heute gültigen Krankheitskonzepts.

[Bearbeiten] Qualitätssicherung in der Medizin

Die Pathologie ist ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung in der Medizin. Um den medizinischen Standard zu halten und zu verbessern, wird oft eine kollegiale Konfrontation der Ärzteschaft mit der kontrollierenden Diagnostik des Pathologen gefordert, nicht nur während des Lebens des Patienten, sondern auch nach dessen Tod.

Die Pathologie kann oft Auskunft über die Art der Erkrankung und den Schweregrad geben. Insbesondere im Fall von Krebserkrankungen bei der Fragestellung „gutartig oder bösartig?“ ist meist ein Pathologe gefragt. Es wird der Typ, die Größe, die Ausdehnung und die Bösartigkeit eines Krebses begutachtet. Außerdem wird bei einem Krankheitsverlauf bzw. Operation mit Todesfolge von Pathologen die richtige Therapie, Behandlung bzw. das richtige Handeln des Arztes am Patienten kontrolliert.

Nach operativer Entfernung eines Organs oder Entnahme eines kleinen Gewebsstückes (Biopsie) bzw. von Zellproben (Zytologie) durch einen Arzt wird das entsprechende Gewebe vom Pathologen untersucht. Kleine Bioptate werden direkt zu Schnittpräparaten (= histologischen Präparaten) weiterverarbeitet, welche unter dem Mikroskop betrachtet werden. Große Präparate werden zunächst mit dem Auge (makroskopisch) beurteilt. Auffällige Bestandteile mit möglichen krankhaften Veränderungen werden aus dem Präparat herausgeschnitten und wiederum vom Labor zu Schnittpräparaten verarbeitet.

Eine weitere Aufgabe des Pathologen bestehen in der Durchführung von Obduktionen und der Beurteilung von histologischen Schnittpräparaten unter dem Mikroskop (Lichtmikroskop). Die zuletzt genannte Aufgabe steht, im Gegensatz zur makroskopischen Sektion (syn. Autopsie, Obduktion), heutzutage im Vordergrund. Moderne Verfahren, wie z.B. die Immunhistochemie, kommen in der lichtmikroskopischen Diagnostik zum Einsatz.

Häufig wird die Pathologie mit der Rechtsmedizin verwechselt, welche sich mit der Klärung unnatürlicher Todesursachen beschäftigt. Sowohl für Pathologen als auch für Rechtsmediziner ist es einigermaßen ärgerlich, wenn in Fernsehkrimis und im allgemeinen Sprachgebrauch stets nur von „Pathologen“ die Rede ist, wo eigentlich ein Rechtsmediziner am Werk ist. Der geläufige Irrtum erklärt sich aus einer Fehlübersetzung: Im amerikanischen Sprachgebrauch entspricht der Rechtsmediziner dem forensic pathologist.

Man unterscheidet

  • Pathologische Anatomie: Die Untersuchung krankhafter Gewebsveränderungen aller Art; viele davon sind z.B. bei einer Obduktion schon mit bloßem oder unbewaffneten Auge zu sehen. Der Begründer der Pathologischen Anatomie ist Giovanni Battista Morgagni aus Forlì (Italien).
  • Histopathologie: Krankhafte Gewebsveränderungen auf Zellniveau, die man deswegen nur in der Vergrößerung mittels Mikroskop oder Elektronenmikroskop sehen kann (siehe auch Histologie)

[Bearbeiten] Teilgebiete der Pathologie

Jede organische Struktur zeigt spezifische pathologische Veränderungen. Ihre Erforschung konstituiert einen eigenen Teilbereich der Pathologie, so dass beim Nervensystem beispielsweise von Neuropathologie die Rede ist. Generell hat jede Organismusform ihre eigene Pathologie, die derart unterschiedlich ist, dass die Tiermedizin einen von der Humanmedizin getrennten Bereich darstellt (der seinerseits schon einen Sonderbereich wie die Zahnmedizin aufweist).

Daneben gibt es verschiedene, teilweise historisch bedingte allgemeinere und eher theoretische Betrachtungsweisen in der Pathologie wie etwa die Humoralpathologie, Solidarpathologie, Zellularpathologie, Relationalpathologie oder Neuralpathologie.

[Bearbeiten] Siehe auch

Anatomie, Rechtsmedizin, Obduktion, Histologie, Pathologisierung

[Bearbeiten] Literatur

  • Pathologie. Böcker, Denk, Heitz. ISBN 3-437-42381-9,
  • Allgemeine und spezielle Pathologie. Riede, Schaefer. ISBN 3-13-129684-4,
  • Allgemeine Pathologie; Spezielle Pathologie. Büttner, Thomas, ISBN 3-7945-1840-3
  • Robbins Pathologic Basis of Disease. Cotran, Ramzi S.; Kumar, Vinay; Collins, Tucker ISBN 0-7216-7335-X,
  • Pathologie verstehen. Molekulare Grundlagen der allgemeinen Pathologie. Oberholzer ISBN 3-13-129041-2
  • Cay-Rüdiger Prüll: Medizin am Toten oder am Lebenden? Pathologie in Berlin und in London 1900-1945, Schwabe Verlag Basel 2004 (Zitat aus einer Rezension: ein entscheidender Beitrag zur Rolle der Pathologie im gesellschaftlichen Raum)
  • Surgical Pathology. Rosai and Ackerman, 9th Edition, Mosby, 2004
  • Pathologie. Remmele (Hrsg.). ISBN 3-540-61095-2

[Bearbeiten] Weblinks

b:
Wikibooks
Wikibooks: Pathologie – Lern- und Lehrmaterialien
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